Wie würde die Arktis aussehen, wenn die globalen Temperaturen um 2,7 Grad ansteigen würden? Eine neue Studie prognostiziert dramatische Folgen.
Das Eis in der Arktis schmilzt weiter. Die Forschung zeigt, dass der Verlauf schon bald nicht mehr gestoppt werden kann.
Quelle: dpa
Die neuesten Erkenntnisse von Klimaforschern zeigen massive Konsequenzen der Erderwärmung: "Bei einem Anstieg der Temperaturen um 2,7 Grad wäre das Nordpolarmeer jedes Jahr über Monate eisfrei und an jedem Tag des Jahres lägen die Temperaturen über den vorindustriellen Extremen - eine noch nie dagewesene Veränderung", fasst Prof. Dirk Notz von der Universität Hamburg die Ergebnisse zusammen.
"Noch nicht einmal das extremste Szenario"
Gemeinsam mit Julienne Stroeve vom National Snow and Ice Data Center in Colorado/USA hat der Wissenschaftler Klimamodell-Simulationen mit Messdaten von Satelliten verknüpft.
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Das Forscherteam spielt in seiner Studie "Verschwindende Landschaften", die es im Fachmagazin "Science" veröffentlicht hat, die Annahme durch, dass sich die Arktis bis zum Jahr 2100 um 2,7 Grad erwärmt.
"Das spiegelt in etwa die Klimaziele der Staaten wider. Wir haben noch nicht einmal das extremste Szenario untersucht", so Wissenschaftler Lotz.
Unsere Ergebnisse machen deutlich, dass der Mensch schon heute die Macht hat, ganze Landschaften von der Oberfläche unseres Planeten zu tilgen.
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Dirk Notz, Exzellenzcluster CLICCS der Universität Hamburg
Gravierende Folgen für die Arktis
Vom menschengemachten Klimawandel ist die Arktis mit am stärksten betroffen. "Diese Region erwärmt sich fast viermal so stark wie der globale Durchschnitt", erklärt Studienautorin Julienne Stroeve, die auch am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut forscht, die Besonderheit der Region.
Der Temperaturanstieg in der Arktis hat spürbare Folgen für Europa: Das Wetter wird extremer. 27.09.2023 | 1:21 min
Schon vor 2030 scheint es wahrscheinlich, dass die Arktis im Sommer erstmals eisfrei sein wird. "Der allmähliche Rückgang ist dann nämlich noch zusätzlich überlagert von Zufallsschwankungen, so dass es auch vor 2030 sein kann, dass einzelne Zeiträume als quasi eisfrei gelten", bestätigt Klimaphysiker Dr. Helge Gößling vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven die Prognose.
Dauerhaft eisfrei am Ende des Sommers, damit rechnen wir Mitte des Jahrhunderts.
Spätestens bei einer Erwärmung um 2,7 Grad könnte Grönland einen Kipppunkt überschreiten: Das komplette Abschmelzen des kilometerdicken Eisschilds wäre nicht mehr aufzuhalten.
Zwar würde das Jahrhunderte dauern, doch bis 2100 könnte alleine die grönländische Eisschmelze den Meeresspiegel um 20 Zentimeter ansteigen lassen.
In der Barentssee ist das Tempo der Erwärmung sogar noch siebenfach höher als weltweit. Der Grund: Der Kühleffekt des arktischen Meereis sinkt.
Über dem Nordpolarmeer scheint im Sommer die Sonne fast rund um die Uhr. Ist viel Meereis vorhanden, wird ein Großteil der Strahlung reflektiert. Schrumpft die Eisfläche, nimmt der dunkle Ozean umso mehr Wärme auf.
Der Kipppunkt für Grönland kommt immer näher. Das Abschmelzen der Eisdecke hat auch globale Folgen.21.04.2023 | 0:46 min
Bereits jetzt sind die Folgen enorm: Die Permafrostlandschaften verändern sich, in 15 bis 25 Metern Tiefe erreichen die Temperaturen "Jahr für Jahr Rekordwerte", so Dirk Notz. "2023 wurde die höchste Temperatur seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen", ergänzt er. Die Hälfte des dauerhaft gefrorenen Bodens wäre laut Studie zur Jahrhundertwende verschwunden.
Forscher einig: Menschen verändern den Planeten radikal
So verändert der Grad der globalen Erwärmung in der Arktis ganze Landstriche. "Diese unverwechselbaren Landschaften gehören zu den verwundbarsten unseres Planeten", mahnt Studienautor Notz.
Die Zukunft der Arktis liegt wirklich in unseren Händen.
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Dirk Notz, Exzellenzcluster CLICCS der Universität Hamburg
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Und AWI-Forscher Gößling ergänzt:" Ob wir bei den 2,7 Grad landen oder vielleicht deutlich darüber, das hängt auch maßgeblich davon ab, wie viele fossile Brennstoffe wir noch aus dem Boden holen und verbrennen. Das ist der Hauptschlüssel, ob wir es darauf ankommen lassen, in so eine warme Zukunft zu geraten."
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Katharina Weisgerber ist Redakteurin im ZDF-Landesstudio Bremen.
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