Terra X - die Wissens-Kolumne:Keine Angst vor Dunkelflauten
von Axel Kleidon
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Wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, wo soll da der Strom herkommen? Doch für das Energiesystem der Zukunft muss man keine Dunkelflauten fürchten.
Strom in Deutschland wird zunehmend aus Photovoltaik und Windenergie erzeugt, klassische Kraftwerke werden verdrängt. Das ist effizienter und auch günstiger.
Allerdings liefern Sonne und Wind natürlich nur, wenn die Sonne auch scheint oder der Wind weht. Dadurch entstehen Unterschiede in Erzeugung und Nutzung von Strom, die ausgeglichen werden müssen.
In der Terra-X-Kolumne auf ZDFheute beschäftigen sich ZDF-Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten wie Harald Lesch, Mirko Drotschmann und Jasmina Neudecker sowie Gastexpert*innen jeden Sonntag mit großen Fragen der Wissenschaft - und welche Antworten die Forschung auf die Herausforderungen unserer Zeit bietet.
Bei Lösungen kommt es auf die richtige Kombination an
Dunkelflauten sind nichts Neues und schon lange bekannt. Dafür gibt es verschiedene Lösungen: Speicher, Handel mit Nachbarländern, flexible Kraftwerke oder ein angepasster Verbrauch. Was davon am besten, also am kostengünstigsten ist, das sollte sich am Strommarkt entscheiden.
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An sich sind Sonne und Wind unschlagbar günstig in der Stromerzeugung. Für die Lücken in der Erzeugung braucht es also eine günstige Kombination verschiedener Lösungsansätze.
Wind und Sonne liefern einen immer größeren Anteil unseres Stroms. Doch was machen wir bei Flaute und Dunkelheit? Scheitert die Energiewende an fehlenden Speichern?16.04.2023 | 28:30 min
Energieerzeugung: Viele Möglichkeiten, um Lücken zu schließen
Die Entwicklung bei Batterien ist rasant, der Preis fällt stetig, es liegen zunehmend Anträge für Großspeicher vor. Das Geschäftsmodell ist einfach: Strom einkaufen, wenn zu viel da ist, ihn verkaufen, wenn zu wenig da ist. Oder man kauft Strom aus dem Ausland ein - dann braucht es allerdings bessere Netze, und die müssen erst ausgebaut werden.
Oder man reicht die Preise der Strombörse an den Verbraucher weiter, sodass wir unser Verhalten anpassen können und Strom mehr nutzen, wenn er im Überfluss da und billiger ist. Dafür braucht es aber smarte Ablesegeräte, die messen, wann wir wieviel verbrauchen.
Zur Absicherung könnte man flexible Gaskraftwerke nutzen, die kurzfristig einspringen können und wieder herunter gefahren werden können. Die könnte man zukünftig auf grünen Wasserstoff umstellen. Es gibt also einen enormen Modernisierungsbedarf.
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Die Stromversorgung in der Vergangenheit
Früher war es einfacher, da wurde die Stromversorgung auf regionaler Skala geplant. Da gab es einen kontinuierlichen, minimalen Strombedarf. Diese Grundlast wurde regional gedeckt von Kraftwerken, die praktisch die ganze Zeit durchliefen - also ständig Strom erzeugten.
Dies war Anfang der 1990er Jahre in Deutschland der Fall, als Kernkraftwerke diesen Bedarf abdeckten. Durchlaufen mussten die Kernkraftwerke, da die Investitionskosten gewaltig waren. Sie lohnten sich nur, wenn sie ständig liefen und der Staat sie stark subventionierte, indem er die Haftung und die Endlagerung der Abfälle übernahm.
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Quelle: Statistisches Bundesamt
Die Grundlast läuft aus
Diese Zeiten sind vorbei. Europa ist vernetzt, Strom wird am Markt gehandelt, Subventionen werden abgebaut. Variable Energie aus Sonne und Wind speisen eine Menge Strom ein. Das führt dazu, dass es die Grundlast so gar nicht mehr gibt. Sie wird ersetzt durch die Residuallast, also dem Strombedarf, der nicht aus den fluktuierenden Erneuerbaren abgedeckt wird.
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Gaskraftwerke sind flexibler, effizienter und günstiger als Kernkraft
Wir brauchen also keine Kraftwerke mehr, die die ganze Zeit durchlaufen. Was gebraucht wird, sind flexible Kraftwerke, die kurzfristig hochgefahren werden können. Dazu sind Gasturbinenkraftwerke am besten geeignet. Sie sind außerdem effizienter und günstiger als Kohle- oder Kernkraftwerke.
Allerdings brauchen sie Gas, das gerade recht teuer ist. Manchmal ist es daher günstiger, den Strom aus dem Ausland zu importieren, auch wenn es Atomstrom aus Frankreich ist - eine Konsequenz des Marktes.
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Klimawandel bedroht die Kühlung von Kraftwerken
Vollkommen krisensicher sind allerdings beide Lösungen nicht: Im Zuge des Klimawandels ist Europa schon deutlich trockener geworden. Das beeinflusst Kraftwerke, weil sie sehr viel Kühlwasser brauchen, um Strom zu erzeugen. Gerade im Sommer kann dies zuschlagen.
In Frankreich haben wir vor ein paar Jahren schon gesehen, wie Kernkraftwerke wegen Mangel an Kühlwasser durch trockengelaufene Flüsse abgeschaltet werden mussten. Photovoltaik und Wind brauchen dagegen kein Kühlwasser.
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Große Herausforderungen für die Zukunft
Wir sehen also: Herausforderungen sind nicht nur Dunkelflauten, sondern auch der zunehmende Dürrestress. Unser Energiesystem der Zukunft muss mit beidem umgehen können und dies möglichst günstig. Dafür braucht es einen kühlen Kopf, die Lösungen sind verfügbar. Mit Vorstellungen von gestern, fossilen Lobbyinteressen und Angstmacherei werden wir diese Herausforderungen jedenfalls nicht meistern.
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... ist studierter Physiker, leitet eine Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Biogeochemie und lehrt an der Friedrich-Schiller Universität Jena. Meistens forscht er daran, wie die Erde Energie in verschiedenste Formen umwandelt und wo dabei die Grenzen liegen, mit einem Blick auf das ganze Erdsystem. Dies wendet er an, um Klima, Klimawandel und die Rolle des Lebens besser - und einfacher - zu verstehen und abzuschätzen. Das hat auch ganz praktische Bedeutung, für die Folgen des Klimawandels und für die Grenzen von erneuerbare Energien. Seine Arbeitsgruppe schreibt über die eigene Forschung auch auf dem Blog earthsystem.org.
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