Wegen Klimawandel: Steigen die Prämien für Versicherungen?
Wegen Klimawandel:Steigen jetzt die Prämien für Versicherungen?
von Mischa Ehrhardt
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Versicherungen warnen vor einer Verdopplung von Prämien bei Gebäudeversicherungen in Folge des Klimawandels. Und sie sprechen sich gegen eine Pflichtversicherung aus.
Gebäudeversicherungen könnten infolge des Klimawandels deutlich teurer werden, warnen Versicherungsgesellschaften.
Quelle: picture alliance / Jochen Tack
Die deutschen Versicherer warnen vor einer Verdoppelung der Prämien für Wohngebäude-Versicherungen in den kommenden zehn Jahren – allein wegen der Folgen des Klimawandels. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GdV) meldet sich zu Wort, weil bei der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag eine mögliche Pflichtversicherung für Elementarschäden an Gebäuden auf der Agenda steht.
Dabei verweist der Verband der Versicherer auch auf den Bericht des Weltklimarates, wonach der Klimawandel bereits zu extremen Wetterereignissen geführt hat. Diese Ereignisse werden sich absehbar auch in Deutschland und Europa wiederholen - mit folgende Konsequenz:
Dadurch allerdings schrumpfe auch das Angebot an Versicherungsmöglichkeiten, was zu höheren Prämien führe.
Versicherer fordern Prävention vor Klimafolgen
Um den steilen Anstieg der Versicherungsprämien zu verhindern, fordern die Versicherer ein Maßnahmenpaket aus Prävention und Klimafolgenanpassung. Das sieht unter anderem vor, Baustopps in Überschwemmungsgebieten zu verhängen; in Landesbauordnungen sollten verbindliche Regelungen für klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren im Sinne der Prävention festgeschrieben werden. Schließlich fordert der GDV einen Stopp der Flächenversiegelung.
"Die Forderung ist ganz eindeutig, sie richtet sich an die Bundesregierung und die Landesregierungen, präventive Maßnahmen jetzt umzusetzen", sagte Mathias Kleuker, Vorsitzender des GDV-Präsidialausschusses Risikoschutz in Gesellschaft und Wirtschaft.
Bei der Konferenz der Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen an diesem Donnerstag wird es zwei Jahre nach der Flutkatastrophe im Ahrtal auch um eine mögliche Pflichtversicherung gegen derartige Naturkatastrophen gehen. Dabei heißt es im Vorfeld, die Länderchefs seien sich einig, dass eine solche Pflichtversicherung kommen müsse.
Hintergrund ist, dass zwar die meisten Häuser gegen Schäden wie Brand, Blitzschlag oder Hagel oder abgesichert sind. Doch nur die Hälfte der privaten Eigentümer hat eine Elementarschadenversicherung etwa gegen Überschwemmungen abgeschlossen.
Eine Elementarschadenversicherung ist ein möglicher Baustein innerhalb der Gebäude- und Hausratversicherung. In der können Hausbesitzer*innen sich gegen Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel und Elementarschäden absichern. Während die meisten Eigentümer*innen die ersten drei Bausteine versichern, liegt die Quote bei den Versicherungen gegen Elementarschäden wie eine Flutkatastrophe nur bei etwa 50 Prozent. Da bei großen Katastrophen wie 2021 im Ahrtal regelmäßig der Staat einspringen muss, um Schäden und Wiederaufbau zu finanzieren, halten viele Experten eine Pflichtversicherung für Elementarschäden für sinnvoll. Denn dann zahlen nicht alle Steuerzahlenden im Fall einer Katastrophe, sondern in erster Linie Eigentümer und Eigentümerinnen.
Pflichtversicherungen für Versicherer unattraktiv
Der GDV und die Versicherer allerdings sind gegen eine Pflichtversicherung. Der GDV plädiert dafür, dass Versicherer den Elementarschutz standardmäßig Hausbesitzern anbieten und die Kunden ihn dann aktiv abwählen müssen. Das wäre ein so genanntes Opt-out-Verfahren.
Warum die Versicherungsgesellschaften gegen eine Pflichtversicherung sind, erklärt Hermann-Josef Tenhagen:
Tenhagen ist Chefredakteur des Geld-Ratgebers Finanztip.
Versicherer für staatlich-private Zusammenarbeit
Die Versicherungswirtschaft plädiert weiter für eine freiwillige Versicherung gegen Elementarschäden. Um einem steilen Anstieg der Prämien entgegenzuwirken fordert die Versicherungswirtschaft zudem, dass der Staat ab einer Höhe von Schäden von über 30 Milliarden Euro einspringen soll.
"Wir sprechen hier von Ausnahme-Katastrophen", sagte Mathias Kleuker. Denn das sei ein Volumen, das weit über das Ausmaß der Flutkatastrophe im Ahrtal von 8,5 Milliarden Euro hinausgehe.
Das stimmt allerdings nur bedingt. Zwar liegen die Versicherungsschäden der Ahrtal-Flut bei besagten 8,5 Milliarden Euro. Der von Steuerzahler*innen finanzierte Aufbaufonds allerdings umfasst genau die Summe von 30 Milliarden Euro.
Der weltweite Ausstoß von CO2 steigt weiter an: Für 2024 erwarten die Forschenden des Global Carbon Projects erneut einen Rekordwert. Welche Länder am meisten ausstoßen.