"Auf der Verliererstraße": Verbände in Sorge um Wirtschaft

    "Auf der Verliererstraße":Wirtschaft in Sorge um Wirtschaft

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    Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Flaute fest - die Konjunkturaussichten verschlechtern sich. Spitzenverbände warnen: Deutschland sei auf der "Verliererstraße".

    Archiv: Containerterminal in Bremerhaven am 19.08.2019
    Die Konjunkturaussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich eingetrübt.
    Quelle: dpa

    Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft blicken mit großen Sorgen auf die Lage der Konjunktur. Industriepräsident Siegfried Russwurm sagte der Deutschen Presse-Agentur:

    Deutschland befindet sich wirtschaftlich auf der Verliererstraße, insbesondere im internationalen Vergleich.

    Siegfried Russwurm, Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI)

    Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger betonte:

    Wenn wir eine der führenden Industrienationen bleiben wollen, müssen wir an vielen Stellschrauben drehen.

    Rainer Dulger, Arbeitgeberpräsident

    Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, sagte der dpa, es bestehe ein großer Handlungsdruck, um nicht in eine tiefe Krise hineinzusteuern.
    Konjunktur
    So düster sah es lange nicht aus für die deutsche Wirtschaft: Fachkräftemangel, Bürokratie, hohe Zinsen und die gestiegenen Energiepreise belasten die Industrie.27.07.2023 | 2:34 min

    Wirtschaft steckt in Flaute

    Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Flaute fest. Der erhoffte Frühjahrsaufschwung ist ausgeblieben. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Zahlen mitgeteilt hatte.
    Die Aussichten für die kommenden Monate haben sich nach Einschätzung von Ökonomen zudem eingetrübt.
    Der Internationale Währungsfonds erwartet für dieses Jahr ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,3 Prozent. Die Bundesregierung erwartet nach der im April vorgelegten Frühjahrsprojektion für dieses Jahr ein BIP-Plus von 0,4 Prozent.

    Wirtschaft fordert mehr Tempo
    :Deutschland in der Zukunftsbremse

    Deutschland sei mitten in der "Zukunftswende", sagte Kanzler Scholz kürzlich auf dem Tag der Industrie. Klingt nach Aufbruch, Hoffnung. Doch aus Unternehmenssicht ist das anders.
    von Sina Mainitz
    Ein Blick in die Turbinenfertigung eines Windkraftanlagenbauers in Rostock (Archiv)

    Russwurm: Alarmzeichen für Deutschland

    BDI-Präsident Russwurm sagte:

    Die Konjunkturindikatoren zeigen leider alle nach unten, also komplett in die falsche Richtung.

    Siegfried Russwurm, Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI)

    Laut aktuellem IWF-Wachstumsausblick sei die deutsche Volkswirtschaft die einzige unter den 22 untersuchten Ländern und Regionen, in der das Bruttoinlandsprodukt im laufenden Jahr zurückgehe.

    Das muss ein Industrie- und Exportland, wie es Deutschland ist, alarmieren.

    Siegfried Russwurm, Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI)

    Krise statt "blühender Landschaften"

    Substanzielle Unterstützung aus dem politischen Umfeld, gerade in einer so schwierigen Situation, sei noch Mangelware, kritisierte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie. "Es geht längst nicht nur um Geld: Wir machen keine Fortschritte beim Bürokratieabbau. Wir machen keine Fortschritte beim Thema Genehmigungsbeschleunigungen." Es gebe zu kleine Fortschritte, das Energiesystem der Zukunft und seine Kosten in den Griff zu bekommen.
    "Ich glaube, in der Politik setzt sich die Erkenntnis langsam durch, dass wir nicht von blühenden Landschaften und einem neuen Wirtschaftswunder sprechen, sondern von einer krisenhaften Situation der deutschen Wirtschaft", so Russwurm.
    Russwurm kritisierte die Wärmewende bei "maybrit illner":

    Schlechte Stimmung wegen hoher Kosten

    Es gebe konkrete Entscheidungen, über die er nur den Kopf schütteln könne, so Russwurm. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schlage auf der einen Seite einen Industriestrompreis vor, der eine Brücke für die Zukunft darstellen solle, und auf der anderen Seite streiche die Bundesregierung den Spitzenausgleich beim Strompreis. Das belaste energieintensive Unternehmen enorm.
    Handwerkspräsident Dittrich sagte, den meisten Betrieben gehe es aktuell noch gut. "Allerdings ist die Stimmung schlecht - sogar bei denen, die wirtschaftlich gut dastehen. Die Kostenschübe durch höhere Materialkosten, Inflation, Lohnsteigerungen und vor allem durch weiter steigende Sozialabgaben sind gewaltig."
    Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)

    ZDFheute Infografik

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    Dulger: Deutschland in Rezession

    Deutschland sei zu bürokratisch, nicht digital genug und zu langsam, beispielsweise bei Genehmigungs- und Planungsverfahren, so Dittrich. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP habe im vergangenen Halbjahr leider nicht zu einer positiven Grundstimmung im Land beigetragen.
    "Ihr teils praxisfernes und überhastetes politisches Handeln hat im Gegenteil viele, gerade auch im Handwerk, verunsichert - ganz besonders beim Gebäudeenergiegesetz."
    Dulger als Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände sagte: "Wir befinden uns in einer Rezession. Auch die Inflation hält sich hartnäckiger als gedacht."

    Wir haben mit die höchsten Energiekosten, wir haben mit die höchsten Steuern und Lohnzusatzkosten. Wir haben eine marode Infrastruktur. Diese Probleme mischen sich mit Fachkräftemangel, verschlafener Digitalisierung und der Dekarbonisierung. Ein Mediziner würde von multiplen Erkrankungen sprechen.

    Rainer Dulger, Arbeitgeberpräsident

    Quelle: Andreas Hoenig, dpa

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