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Wirtschaftsexperten skeptisch:Probleme der US-Autoindustrie - helfen Zölle?
von Anne Sophie Feil
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Mit neuen Importzöllen will die US-Regierung ihre Autoindustrie schützen. Doch strukturelle Herausforderungen bremsen die Branche weiterhin aus.
Mit einem Paukenschlag hat US-Präsident Donald Trump die globale Automobilindustrie in Aufruhr versetzt. Ab Donnerstag sollen saftige 25 Prozent Zoll auf alle in die USA importierten Pkw erhoben werden. Mit diesem protektionistischen Schritt will der Präsident die heimische Autoindustrie vor ausländischer Konkurrenz schützen.
Verlorene Wettbewerbsfähigkeit
Über die letzten Jahrzehnte haben US-Autobauer im internationalen Wettbewerb an Boden verloren. General Motors (GM), die ehemalige Mutter von Opel, hat vor einigen Jahren das Europageschäft aufgegeben. Auch für die Traditionsmarke Ford läuft es in Europa nicht gut.
Der unabhängige Autoanalyst Jürgen Pieper sieht strukturelle Probleme der US-Hersteller vor allem in mangelnden Qualitätsbewusstsein, fehlender Weitsicht in Bezug auf ausländische Märkte, unflexiblen Produktionsanlagen und der Ausbildungsqualität der Mitarbeiter.
Es sind verschiedene Kriterien, die die US-Hersteller 'alt' aussehen lassen: technologischer Stand, Qualität, Markenimage. Und das wird auch durch Zölle nicht zu kompensieren sein.
Jürgen Pieper, unabhängiger Autoanalyst
Stephanie Brinley, Autoanalystin des amerikanischen Marktforschungsinstituts S&P Global Mobility, sieht den US-Markt weitgehend gesättigt. Ähnlich wie in Deutschland läuft auch in den USA die Transformation zur Elektromobilität schleppend. "Dennoch müssen Autobauer weiter in die neuen Technologien investieren, um den Wandel zu unterstützen. Aber E-Autos sind oft eher ein Verlustbringer als ein Gewinnbringer", so Brinley.
US-Autos treffen nicht den europäischen Geschmack
Während US-Marken im eigenen Land noch eine bedeutende Rolle spielen, tun sie sich auf dem europäischen Markt traditionell schwer. Frank Schwope, Dozent für Automobilwirtschaft, erklärt:
Amerikanische Autos sind oft groß dimensioniert und treffen häufig weder technologisch noch von der Qualität oder dem Design den europäischen Geschmack.
Frank Schwope, Dozent für Automobilwirtschaft
Pieper ergänzt, viele US-Modelle seien technisch veraltet, zu groß, zu wenig dynamisch.
Produktion im Ausland wirtschaftlicher
Auch in den USA stockt der Verkauf eigener Fahrzeuge. Knapp die Hälfte der im vergangenen Jahr dort verkauften Fahrzeuge stammen aus dem Ausland. Brinley betont, dass hierbei das Freihandelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (USMC-Agreement) eine große Rolle spielt. Dadurch sei es für US-Autobauer günstiger, ihre Pkw in Mexiko oder Kanada zu fertigen und den US-Markt von dort zu beliefern. Laut S&P Global Mobility stammt ein Großteil der US-Autoimporte aus Mexiko, gefolgt von Südkorea, Japan, Kanada und an fünfter Stelle Deutschland.
Die nun verhängten Zölle drohen, diese etablierten Lieferketten zu zerreißen und die Preise für US-Konsumenten in die Höhe zu treiben. Experten bezweifeln, dass Trumps protektionistischer Kurs die gewünschte Renaissance der US-Autoindustrie einleiten wird. Sie befürchten, der "Liberation Day", den Trump unter anderem für die amerikanische Autoindustrie ausgerufen hat, könnte sich als Pyrrhussieg erweisen.
Quelle: dpa
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