Uniper will 2,6 Milliarden an Bund zurückzahlen

Keine Krise bei Energiekonzern:Uniper will Milliarden an Bund zurückzahlen

von Peter Böhmer, Ralph Goldmann und Thadeus Parade
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Krise? Welche Krise? In seiner Bilanz stellt der Düsseldorfer Gas- und Stromkonzern Uniper solide Zahlen vor und kündigt an, mehrere Milliarden an den Bund zurückzuzahlen.

Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Blick in die Unternehmenszentrale von Uniper.
2022 musste der Staat Uniper unter die Arme greifen, jetzt zahlt der Energiekonzern einen Teil des Geldes zurück.
Quelle: dpa

Es ist es nicht einmal drei Jahre her, dass Deutschland in einer tiefen Energiekrise steckte nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Im Sommer 2022 rief Deutschlands größter Gashändler Uniper den Staat um Hilfe. Weil Russlands Gasriese Gazprom zunächst weniger und am Ende gar kein Gas mehr lieferte, musste Uniper das Gas woanders und deutlich teurer einkaufen, um eigene, langfristige Lieferverpflichtungen erfüllen zu können, die es gegenüber Stadtwerken und Industriebetrieben hatte und immer noch hat.
Die Folge: Auf dem Höhepunkt der Krise machte das Unternehmen täglich 200 Millionen Euro Verlust. Am Ende stand für das Jahr 2022 ein Verlust in Höhe von mehr als 19 Milliarden Euro. Uniper drohte die Insolvenz - ohne das Unternehmen wäre es in Deutschland sprichwörtlich dunkler und kälter geworden: Denn Uniper ist global tätig und beliefert allein hierzulande mehr als 1.000 Stadtwerke mit Strom und Gas.
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Bund steckte Milliarden in Uniper-Rettung

Der Hilferuf des Konzerns wurde erhört. Um einen Blackout in Deutschland zu verhindern, sprang der Staat in die Bresche. "You´ll never walk alone", versicherte Bundeskanzler Olaf Scholz und erklärte zugleich: "Natürlich hoffen und glauben wir, dass das für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler auch gut ausgeht." Denn der Staat ließ sich den Einstieg 13,5 Milliarden Euro an Beihilfen kosten und ging damit durchaus ein Risiko ein. Der Bund übernahm 99,12 Prozent der Aktien, die KfW-Bank stellte Kredite zur Verfügung.
Nun kündigte Uniper auf der Bilanz-Pressekonferenz an, bis Ende März weitere 2,6 Milliarden Euro der erhaltenen Beihilfen zurückzuzahlen. Zusammen mit bereits gezahlten 530 Millionen gehen damit 3,1 Milliarden Euro an den Steuerzahler zurück. Bleiben noch rund zehn Milliarden - und wie die getilgt werden, ist noch unklar.

Börsengang oder Verkauf?

Die EU erlaubte die deutschen Beihilfen nur unter der Vorgabe, dass der Bund bis 2028 nur noch maximal 25 Prozent plus eine Aktie an dem Unternehmen hält. Heißt: Verkauf oder Börsengang. Der Bund als quasi Alleineigentümer hält sich bedeckt: "Es geht hier um kapitalmarktrelevante Informationen, die wir nicht kommentieren können", teilt das Finanzministerium mit. Immerhin so viel:

Auf Basis eingehender Analysen kommen wir zu dem Schluss, dass eine Veräußerung über den Kapitalmarkt die zentrale Handlungsoption des Bundes zur Reprivatisierung von Uniper ist.

Bundesfinanzministerium

Hieße also eher Börsengang, doch auch ein Verkauf bleibt möglich. Die Nachrichtenagentur Reuters brachte kürzlich den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky ins Spiel, der bereits den ostdeutschen Braunkohletagebau übernommen hatte und beim Duisburger Stahlkonzern Thyssenkrupp eingestiegen war. Uniper gibt sich zugeknöpft. Nur der Bund als Eigentümer könne Klarheit schaffen.

Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen über den Exit.

Jutta Dönges, Finanzchefin Uniper

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Energieexperte ist optimistisch

Uniper gab allerdings nun einen geringeren Gewinn bekannt als im Vorjahr. Damals hatte man von gefallenen Gaspreisen profitiert bei gleichzeitig laufenden langfristigen Lieferverträgen, die zu höheren Preisen abgeschlossen worden waren. Für einen potenziellen Investor sind die Rahmenbedingungen derzeit ohnehin nicht die besten angesichts der Wirtschaftslage. Allerdings: Der Bund hat Zeit bis 2028, kann also noch abwarten. Wie zuversichtlich kann der Steuerzahler also sein, dass das gesamte Geld zurückgezahlt wird? Der Energieexperte Sven Otto von der Bochumer Ruhr-Uni sieht das Ganze gelassen:

Aus meiner Sicht besteht eine gute Aussicht, dass der Steuerzahler einen erheblichen Teil dieser 13 Milliarden wiederkriegt.

Sven Otto, Ruhr-Universität Bochum

Und wenn nicht, wäre das auch in Ordnung, so der Experte: "Die Alternative wäre damals gewesen, als man die Verstaatlichung vorgenommen hat, dass man Uniper kaputtgehen lässt, und anschließend 100 Stadtwerke, sag ich jetzt mal, auch in die Insolvenz gegangen wären. Dann wäre natürlich der Schaden in der Summe deutlich über 13 Milliarden gewesen, das hat man mal auf jeden Fall verhindert." Und die Endkunden hätte man am Ende mit steigenden Gaspreisen im Regen stehen gelassen, was nochmal wesentlich teurer geworden wäre.
Peter Böhmer, Ralph Goldmann und Thadeus Parade arbeiten im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.

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