Millionenschaden und Kurssturz:Kupferhersteller betrogen: Auweia, Aurubis
von Klaus Weber
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Erst Diebstahl, nun auch noch Betrug: Zum wiederholten Mal wird der Hamburger Kupfer-Riese Aurubis Opfer krimineller Handlungen. Diesmal ist der Schaden besonders happig.
Aufgrund der Diebstahl-Meldung verlor die Aurubis-Aktie an der Börse zeitweise fast 20 Prozent. (Archivbild)
Quelle: dpa
Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Erst im Juni hatte der Hamburger Kupferriese Aurubis einen gewaltigen Diebstahl gemeldet. Edelmetalle im Wert von rund 20 Millionen Euro waren gestohlen worden. Ermittelt wurde gegen einzelne aktive und ehemalige Mitarbeitende des Unternehmens beziehungsweise Angestellte von Fremdfirmen, die auf dem Werksgelände von Aurubis tätig sind oder waren - einige wurden festgenommen.
Damals schon eine Meldung, die für Aufsehen sorgte. Doch jetzt ist klar: Aurubis ist nicht nur Opfer von Diebstahl im großen Stil geworden, sondern offenbar auch Opfer von Betrug - und das in einem noch größeren Stil, vom Wert ungefähr vergleichbar mit dem Juwelendiebstahl aus dem grünen Gewölbe.
Schaden wohl im dreistelligen Millionenbereich
Auch wenn die genaue Prüfung noch bis Ende September dauern wird, spricht der Konzern selbst davon, dass der Schaden einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag haben könnte. Also mindestens 100 Millionen Euro. Umgerechnet wäre das etwa der Wert von zwei Tonnen Gold.
Aufgefallen war es dem Unternehmen offenbar bei einer turnusmäßigen Überprüfung der Lagerbestände. Dort befinden sich weniger Gold und andere Edelmetalle als bislang angenommen. Der Betrug hat sich wahrscheinlich bei der Warenannahme ereignet. Unter Verdacht sind einerseits die Lieferanten, die Aurubis Metallschrott liefern. Aber auch Mitarbeiter von Aurubis könnten dem Unternehmen bewusst geschadet haben - und beim Abrechnungs- beziehungsweise Bewertungsbetrug mitgemacht haben.
Konzern spricht von "branchenüblich hohen Sicherheitsstandards"
Aurubis verarbeitet nicht nur Rohstoffe aus der Minenindustrie, sondern recycelt auch im großen Stile Kupfer- und Kupferlegierungsschrotte, Elektronikschrotte und industrielle Rückstände - und ist auf diesem Gebiet einer der größten Akteure weltweit. In diesen Schrotten sind Edelmetalle enthalten.
Auch wenn man es noch nicht endgültig sagen könne, geht der Konzern nicht davon aus, dass beide Verbrechen in einem Zusammenhang stehen. Allerdings stellt sich die Frage, ob die nach eigenen Angaben "branchenüblich hohen Sicherheitsstandards" wirklich ausreichend sind.
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Jetzt ermittelt das Landeskriminalamt und vielleicht wird es bei der Vorstellung der Jahresbilanz Ende September Neuigkeiten zum Stand der Ermittlungen geben. Die kriminelle Energie scheint hoch gewesen zu sein.
Aurubis-Aktienkurs rauscht in den Keller
Wenn solche Dinge allerdings mehrmals hintereinander geschehen, ist das natürlich alles andere als gut für das Firmen-Image. Doch nicht nur das: Der Konzern musste die Gewinnprognose für das Gesamtjahr zurücknehmen.
Der Finanzmarkt urteilte prompt und gnadenlos. Die Aktie von Aurubis - immerhin im zweitgrößten Börsen-Index Deutschlands, dem M-DAX vertreten - geriet kräftig unter die Räder. Verlor zeitweise fast 20 Prozent an Wert. Robert Halver vom Bankhaus Baader glaubt, dass der Konzern jetzt endgültig daraus lernt:
Das Unternehmen kündigte jedenfalls schon mal an, dass die jetzigen Untersuchungen auch dazu dienen das Sicherheitskonzept zu verbessern. Es scheint - und sei es noch so schwierig gegen kriminelle Energie anzukommen - dringend notwendig, denn sonst heißt es für Konzern und Aktionäre bald wieder: Auweia, Aurubis!
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Quelle: Mit Material von dpa und AFP