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Roboter für die Pflege:Mit High-Tech gegen den Fachkräftemangel
von Lucia Gillemot und Benjamin Rost
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Der Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal wird immer dramatischer. Doch es gibt Hoffnung: In naher Zukunft könnten menschengroße Roboter Pflegeaufgaben übernehmen.
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"Pflege war nie weniger menschlich als jetzt", sagt Rafael Hostettler vom Start-Up Devanthro aus München. Denn Pflegekräfte seien oft überlastet. Seit zehn Jahren tüfteln er und sein Team an einem Pflegeroboter, der helfen könnte. Jetzt steht der Robody - wie sie ihn nennen - kurz vor der Marktreife.
Pflege mit Joysticks und Virtual Reality Brille
Mittels einer Videobrille und zwei Joysticks wird der Robody gesteuert. Mit der Videobrille sieht die Pflegekraft durch die Augen des Roboters. Der macht dann alle Bewegungen nach, die von der Pflegekraft mit den Joysticks ausgeführt werden.
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Die Idee: Von überall auf der Welt könnten Fachkräfte auf den Robody zugreifen und durch den robotischen Körper Pflegeaufgaben erledigen. Dafür müssten zunächst Roboter in die Haushalte von Pflegebedürftigen einziehen. Bis zu fünf Haushalte könnten dann gleichzeitig betreut werden.
Mehr Zeit für gute Pflege
Der freundliche Roboter, der auch die Stimme des Bedienenden wiedergibt, kann sich bereits auf vier Rädern fortbewegen, greifen, Hände schütteln, sprechen und einfache Alltagsaufgaben bewältigen. Dies könnte in Zukunft Kosten, Zeit und vor allem Personal einsparen. "Durch den Roboter ist endlich Zeit für gute Pflege, wo es wirklich notwendig ist", sagt Hostettler.
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Einsatz im Krankenhaus
Der Roboter ist nicht nur für Pflegeeinsätze zu Hause gedacht, sondern auch auf die Arbeit in Krankenhäusern vorbereitet. Er verfügt über einen Sensor im Rumpf, mit dem er lebenswichtige Werte wie Herzschlag oder Blutdruck von Patienten aus der Ferne messen und an das Pflegepersonal weiterleiten kann.
Doch nicht nur technisch hat Robody einiges zu bieten, auch emotional kann er punkten. Bei einem der vielen Tests, die Hostettler und sein Team mit dem Prototypen des Robodies durchführen, zeigt sich: Seine blauen Augen, sein charmantes Aussehen und seine etwas unbeholfenen Bewegungen erwecken Neugierde und Empathie bei Patienten und Pflegebedürftigen.
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2025 schon soll der Robody ausgereift sein und auf den Markt kommen. Finanziert wird der dann über ein Leasingsystem. Für ca. 3.000 Euro im Monat kann man ihn bei sich einziehen lassen. Bei der Miete inbegriffen ist auch eine Telepflegekraft, die ihn von irgendwo bedient.
Zu Hause mit dem Roboter
Rentnerin Sabine Lang aus Augsburg durfte den Robody bereits für einige Stunden testen. Der konnte vor allem mit gemeinsamen Bewegungsübungen bei ihr punkten, überbrachte eine Banane und auch die Fernsehzeitschrift. Erst beim Essen machen musste der Roboter dann doch passen. Eine Mikrowelle zu bedienen oder gar kochen ist noch zu komplex.
Trotzdem ist Lang am Ende begeistert von dem möglichen neuen Mitbewohner: "Also ich persönlich fände das super, der Roboter ist eine wunderbare Alternative. Besser, als wie wenn gar keiner da wäre."
Der Fachkräftemangel in der Pflege wird in Zukunft noch dramatischer werden. Roboter werden die menschliche Pflege niemals ganz ersetzen können, doch sie können einfache Aufgaben übernehmen und damit die Pflegekräfte entlasten.
Die Gesellschaft wird dank besserer medizinischer Versorgung immer älter. Gleichzeitig kommen aber weniger junge Menschen nach. Schon jetzt spürt die Pflegebranche die Auswirkungen des demographischen Wandels stark. Doch in Zukunft wird die Zahl der Pflegebedürftigen weiter rasant steigen, die der verfügbaren Pflegekräfte allerdings nicht. Die Krankenkasse Barmer hat ausrechnen lassen, dass bis 2030 mehr als 180.000 Pflegekräfte allein in der Altenpflege fehlen werden.
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