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Winter-Abschwung:Rezession in Deutschland: Was heißt das nun?
von Dennis Berger
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Zwei Quartale in Folge mit sinkender Wirtschaftsleistung: Nun ist Deutschland doch in eine Rezession gerutscht. Was sind die Gründe dafür und ist Besserung in Sicht?
Wie ist es um die deutsche Wirtschaft bestellt?
Quelle: dpa
Deutschland erholt sich von den Belastungen des Ukraine-Krieges nicht so gut wie gedacht. Mit dem Schrumpfen des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,3 Prozent im ersten Quartal rutscht Europas größte Volkswirtschaft sogar in eine Rezession. Im vorangegangen Quartal war die Wirtschaftsleistung sogar um 0,5 Prozent gesunken. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge wird von einer technischen Rezession gesprochen. Was sind die Gründe und was heißt das für die deutsche Wirtschaft?
Was sind die Gründe für die schrumpfende Wirtschaftsleistung?
Der private Konsum hat die Konjunktur im ersten Quartal ausgebremst. Er ist angesichts der hartnäckig hohen Inflation um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurückgegangen.
"Sowohl für Nahrungsmittel und Getränke als auch für Bekleidung und Schuhe sowie für Einrichtungsgegenstände gaben die privaten Haushalte weniger aus als im Vorquartal", so das Statistische Bundesamt. Auch wurden weniger neue Autos gekauft. Der Wegfall der Prämien für Plug-in-Hybride und die gesunkenen Prämien für Elektrofahrzeuge werden als Gründe dafür angeführt.
Wie ist es um die deutsche Wirtschaft bestellt?
Positiv entwickelt haben sich die Zahlen der Investitionen in Deutschland. Sie sind um 3,9 Prozent gewachsen. Insbesondere haben die Bauinvestitionen zugelegt, denn wegen des milden Winters konnte weitgehend durchgearbeitet werden. Allerdings dürfte das nicht anhalten, weil dem Wohnungsbau die Aufträge wegen gestiegener Material- und Zinskosten weggebrochen sind.
Auch der Außenhandel hat die Konjunktur gestützt, da 0,4 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen exportiert wurden. Die Importe schrumpften dagegen. Dekabank-Analyst Andreas Scheuerle sagt dazu:
Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sieht das genauso: "Die massiv gestiegenen Energiepreise haben im Winterhalbjahr ihren Tribut gefordert". Wegen stark steigender Preise haben die Verbraucher also deutliche Kaufkraftverluste, weil die Löhne langsamer steigen.
Ist Besserung in Sicht?
Eine Wende zum Besseren erwarten die meisten Experten aufgrund zahlreicher Belastungsfaktoren erstmal nicht: So entfalten die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank gerade ihre volle Wirkung. Die Kreditnachfrage ist wegen der höheren Zinskosten bereits eingebrochen.
Für Verbraucher sind das zwielichtige Aussichten: Einerseits gibt es hier und da wieder Zinsen fürs Geld, andererseits werden Kredite teurer. Der Indikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung - in den zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft einfließen - signalisiert für die kommenden Monate ein Rezessionsrisiko von 37,6 Prozent.
Auch die bislang noch robusten Exporteure bekommen angesichts der schwächelnden Weltwirtschaft Gegenwind zu spüren. Viele Experten erwarten daher keinen Aufschwung, im Gegenteil. "Düster sieht es für das zweite Halbjahr aus", sagt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.
Dann nämlich seien die Nachholeffekte in der Industrie aufgezehrt, prognostiziert Gitzel. Der Schrumpfkurs der deutschen Wirtschaft werde sich daher vermutlich fortsetzen.
Quelle: Mit Material von Reuters
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