Pflege: Was eine Zusatzversicherung bieten kann

    Pflege immer teurer:Was eine Pflegezusatzversicherung bieten kann

    von Kai Dietrich
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    Ob zu Hause oder im Pflegeheim: Pflege ist teuer, die gesetzliche Pflegeversicherung reicht nicht. Macht es Sinn, sich zusätzlich privat zu versichern? Was gilt es zu beachten?

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    Immanuel ist 22 Jahre alt und Student. Und noch hoffentlich weit davon entfernt, zu einem Pflegefall zu werden. Niemand weiß, was irgendwann sein wird, aber irgendwann ist auch er alt. Und wenn er zum Pflegefall werden würde, weiß er, dass die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Teil bezahlen wird.
    Soll er also selbst vorsorgen, mit einer Pflegezusatzversicherung?

    Wir halten tatsächlich eine private Pflegezusatzversicherung für sehr sinnvoll.

    Bianca Boss, Bund der Versicherten

    Mit Pflegezusatzversicherung den Lebensstandard im Alter sichern

    "Es gibt sicherlich für bestimmte Lebenssituationen wichtigere Versicherungen, wie zum Beispiel eine Berufsunfähigkeitsversicherung, Risikolebensversicherung oder auch eine Wohngebäudeversicherung", erläutert Bianca Boss vom Bund der Versicherten.

    Aber die Pflegezusatzversicherung sollte man nicht zu weit wegschieben, sondern sich rechtzeitig darum kümmern.

    Bianca Boss, Bund der Versicherten

    Denn es gehe ja darum, so Boss, dass man im Alter seinen Lebensstandard behalten möchte und nicht zusätzliche Mittel aufwenden möchte, um diese Lücke zu schließen, oder die Familie zu belasten.

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    Wann man gut eine Pflegezusatzversicherung abschließt

    Und wann ist der richtige Zeitpunkt für eine private Pflegezusatzversicherung? Das könnte mit Anfang 40 der Fall sein, so die Expertin. Dann sei man auch noch jung genug, um einen bezahlbaren Tarif zu bekommen. Und vermutlich auch noch gesund genug. Denn beim Abschluss würden auch Gesundheitsfragen gestellt. "Wenn man die negativ beantworten muss, dann kann es auch sein, dass eine Versicherung den Schutz ablehnt", so Boss.
    Niemand weiß, ob er oder sie jemals eine solche Versicherung brauchen wird. Man kann Glück haben im Alter. 80 Prozent der pflegebedürftigen Menschen werden zu Hause versorgt, davon 60 Prozent von Angehörigen oder Laien. In diesen Fällen ist mit weniger hohen Kosten zu rechnen.

    Der Eigenanteil, also die Versorgungslücke, bei der vollstationären Pflege im Heim liegt zurzeit im ersten Jahr im Schnitt bei gut 2.400 Euro im Monat, im Einzelfall deutlich mehr. Immerhin: Die Zuschüsse steigen in den Folgejahren.

    Quelle: VDEK

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    Immerhin: Wer nichts hat, dem hilft das Sozialamt. Aber vorher müsse man auf privates Vermögen zugreifen, so Bianca Boss. Auch Ehepartner und Kinder sind in der Pflicht, letztere aber erst, wenn deren Jahresbruttoeinkommen die Summe von 100.000 Euro überschreitet.

    Pflegetagegeld ist nach Auszahlung frei verfügbar

    Wer das alles nicht möchte, sollte privat vorsorgen mit der Pflegezusatzversicherung. Es gibt nicht die eine Pflegezusatzversicherung. Die Expertin hält aber eine bestimmte Variante für die beste:

    Tatsächlich empfehlen wir unter der Vielzahl der Tarife eine Pflegetagegeldversicherung, weil man damit einfach am flexibelsten ist.

    Bianca Boss, Bund der Versicherten

    Man könne mit dem Geld, was dann ausgezahlt werde - abhängig von Pflegegrad und gewähltem Tarif - "im Endeffekt machen, was man möchte", erläutert Boss. Das Pflegetagegeld sei an keine Kosten oder Rechnung gebunden, die man nachweisen müsse. "Ich habe das Geld zur Verfügung und kann zum Beispiel damit sagen: Mensch, ich bezahle das regelmäßig meiner Nachbarin, die kümmert sich um mich, die kauft für mich ein, die sorgt für den Haushalt", so Boss.

    • Pflegekostenversicherung: Der Versicherer übernimmt den Eigenanteil der Pflegekosten, mitunter aber nur bis zu einer Höchstgrenze. Und: Kosten für die Heimunterbringung sind oft nicht enthalten.
    • Pflegerentenversicherung: Sie zahlt eine vereinbarte Pflegerente. Die volle Rente wird aber meistens erst ab Pflegegrad 4 oder 5 gezahlt. Achtung: Der Beitrag für eine Pflegerente ist zwei- bis dreimal so teuer wie andere Pflegezusatzversicherungen.
    • Pflegetagegeldversicherung: Hier wird ein vereinbartes Tagegeld gezahlt. Der volle Tagessatz fließt meist erst in Pflegegrad 5, ist aber auch früher möglich.

    Quelle: Verbraucherzentrale

    Weitere Tipps zur Pflegezusatzversicherung

    Und hier noch ein paar weitere Tipps:
    • Wenn Sie eine Pflegezusatzversicherung abschließen wollen, prüfen Sie zuerst eine Pflegetagegeldversicherung.
    • Vergleichen Sie die Angebote, die Preisunterschiede sind hoch.
    • Gute Verträge gibt es laut Bund der Versicherten für 40-Jährige bereits ab 45 Euro im Monat, für 50-Jährige ab 70 Euro monatlich. Mehr Infos dazu gibt es online unter anderem beim Bund der Versicherten und bei den Verbraucherzentralen.
    Kai Dietrich ist Redakteur der ZDF-Sendung WISO.