KI: Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis im Gespräch

    Startup-Gründer zur OpenAI-Krise:"Kommerzielle Interessen werden stärker"

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    OpenAI-Chef Sam Altman verlässt sein Unternehmen und geht zu Microsoft. Auch der Fokus auf "kommerzielle Interessen" sei ein Grund, sagt Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis im ZDF.

    Ein turbulentes Wochenende beim ChatGPT-Entwickler OpenAI hat Microsoft im Wettlauf bei Künstlicher Intelligenz weit nach vorn katapultiert. Im exklusiven Gespräch mit ZDFheute live sagt Jonas Andrulis, Gründer des deutschen KI-Startups Aleph Alpha, die Ursachen für die jüngsten Entwicklungen ließen sich in der Unternehmensstruktur von OpenAI finden.

    Aleph Alpha arbeitet an Sprachmodellen mit sogenannter generativer KI, die anhand weniger Stichworte Inhalte erstellen kann, spezialisiert auf Programme für die öffentliche Verwaltung und die Industrie. Zuletzt hatte die Heidelberger Firma mit einer zweiten Finanzierungsrunde über 500 Millionen Dollar für Aufsehen gesorgt.

    OpenAI gehöre offiziell einer Stiftung, erklärt Andrulis. Der Entwickler sei als gemeinnützige Organisation gegründet worden "mit dem Ziel, KI transparent und für alle Menschen zur Verfügung zu stellen". Durch die Zusammenarbeit mit Microsoft habe man sich davon immer weiter enfernt, glaubt Andrulis.
    "Kommerzielle Interessen werden immer stärker", merkt er an. Die Absetzung von Sam Altman als OpenAI-Chef und sein Einstieg bei Microsoft sei aus diesem Spannungsverhältnis entstanden.

    Krise bei OpenAI - Chance für Aleph Alpha?

    Ob die Krise bei OpenAI seinem Unternehmen nutze, beantwortet Andrulis nicht eindeutig, erklärt aber, Microsoft sei das "Powerhouse". Das Unternehmen sei entschlossen, diese Technologie zu dominieren.
    "Wir müssen Gas geben", sagt Andrulis. Die US-Konkurrenz sei bereits einen Schritt voraus. "Das ist ja nicht nur Microsoft, das ist auch Google, auch Meta auch andere haben erkannt, dass die Weichen, die wir jetzt stellen, entscheiden werden, wie die Zukunft aussieht."
    In Heidelberg, wo Aleph Alpha seinen Standort hat, sei man "umgeben von ein paar der besten Universitäten der Welt", man könne auf exzellente Forschung setzen. "Aber das Ganze muss natürlich auch in die Breite, in den Mittelstand, in die innovativsten Industrieplayer der Welt reingehen."

    Andrulis kritisiert geplante EU-Regulierung von KI

    In dem kürzlich von der EU verabschiedeten "AI-Act" sieht Andrulis "viele sinnvolle Gedanken". Einiges sieht er aber kritisch, darunter auch - wie er selbst erklärt - die Regulierung von Basistechnologie. Andrulis sagt:

    Das haben wir noch nie so gemacht.

    Jonas Andrulis, Gründer von Aleph Alpha

    Zum ersten Mal habe man gesagt, man wolle KI als Basistechnologie, "völlig unabhängig von der Anwendung, eventuell regulieren". Das Gesetz zum "AI-Act" sieht vor, dass KI-Anwendungen in bestimmte Risikoklassen unterteilt werden. Mit jeder Risikoklasse geht dabei eine entsprechende Regulierung einher.
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    "Das ist kritisch zu betrachten aus meiner Sicht", so Andrulis. "Das wäre so ein bisschen als hätten wir bei der Erfindung des Computers gesagt: 'So ein Computer ist ja sehr komplex, man kann ja viel damit machen, auch viel Negatives damit machen, deswegen regulieren wir jetzt jeden Computer, egal wo er steht."

    Andrulis über KI-Risiken: Verantwortung liegt beim Menschen

    KI eröffnet Chancen. Viele fürchten aber auch um die Risiken der Technologie. Hierzu sagt Andrulis:

    Was man immer beachten muss: KI ist ein Werkzeug.

    Jonas Andrulis, Gründer von Aleph Alpha

    "Also KI hat keine eigene Meinung, KI kann nicht lügen, weil die KI eben garkein Konzept hat von Wahrheit", ergänzt er. Der Startup-Gründer ist überzeugt, dass die Verantwortung, "egal wie gut KI in Zukunft wird", nur der Mensch übernehmen kann. Dieser müsse entscheiden, für was er KI wie einsetze, erklärt Andrulis und fügt hinzu: "Die KI muss so gebaut sein, dass sie transparent und steuerbar ist."

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    von David Metzmacher
    Jonas Andrulis von Aleph Alpha
    Quelle: ZDF

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