Mikrochip-Produktion: Gallium und Germanium werden knapp

    Für Mikrochip-Produktion wichtig:China beschränkt Export von seltenen Metallen

    von Sina Mainitz
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    China erschwert den Export der Rohstoffe Gallium und Germanium in die EU. Ein weiterer Schritt im Handelsstreit. Mit möglichen Folgen für die Chip- und Automobilindustrie.

    Behälter mit seltenem Metall Gallium
    Behälter mit seltenem Metall Gallium, Archivbild
    Quelle: dpa

    Was zunächst klingt, als seien es Begriffe aus einem "Asterix und Obelix"-Film, sind in Wahrheit seltene Metalle. Überraschend hat China den Export von Gallium und Germanium in die EU stark beschränkt. Diese Rohstoffe sind essentiell für die Herstellung von Mikrochips.
    Ein wirtschaftlicher Gegenschlag Chinas im gegenseitigen Kräftemessen zwischen West und Ost. Die neue europäische Strategie für wirtschaftliche Sicherheit sieht eine Überwachung kritischer Technologie-Importe vor und schließt chinesische Komponenten an vielen Stellen aus.




    Die Antwort Chinas auf die westlichen Sanktionen fällt nun hart aus für die Halbleiter-, Telekommunikations- und Elektrofahrzeugindustrie. Chinas Regierung hat verkündet, ab dem ersten August den Export wichtiger Mineralien zu beschränken. Sie betrifft aktuell gerade die Bereiche, welche die Dekarbonisierung der Europäischen Union entscheidend voran treiben - und sie zeigt auch, wie hilflos die EU ist, Chinas Einfluss auf Lieferketten und Rohstoffexporte zu begrenzen.

    Europa ist bei Gallium und Germanium abhängig von China

    China ist der weltgrößte Produzent der Mineralien Gallium und Germanium. Die EU bezieht 71 beziehungsweise 45 Prozent davon aus China. Damit sitzt die Volksrepublik am längeren Hebel und nimmt entscheidenden Einfluss auf die wirtschaftlichen Geschehnisse hierzulande.
    Zwar verkündet EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die EU wolle die Abhängigkeit von China reduzieren, doch die Wahrheit sieht "noch" anders aus. "Wir müssen die Abhängigkeit von China zumindest reduzieren und ihnen zeigen, dass wir nicht so leicht erpressbar sind", sagt auch Prof. Dr. Stefan Bratzel, Center of Automotive Management.

    Konflikt zwischen Taiwan und China gefährdet Automobilbranche

    Leichter gesagt als getan, denn dieses Katz- und Maus-Spiel gegenseitiger Sanktionen bekommt vor allem die Automobilwirtschaft zu spüren. Sie ist das Zugpferd der deutschen Industrie, steht aber wegen der Transformation zur Elektromobilität vor erheblichen Herausforderungen.
    Sollte China Taiwan angreifen, das bisher den Großteil der Technologiechips produziert, gehen hier in vielen Bereichen der Industrie die Lichter aus. Vieles nahm man jahrzehntelang billigend in Kauf, weil die Geschäfte mit China glänzend liefen.

    Wenn China Taiwan angreifen sollte, dann schwankt hier Volkswagen.

    Prof. Dr. Stefan Bratzel, Center of Automotive Management

    EU versucht unabhängiger zu werden - aber mit welchem Tempo?

    Dem Tiefschlaf folgt nun ein böses Erwachen. Mit Hochdruck versucht die EU samt ihres wichtigsten, westlichen Verbündeten, den USA, sich eine eigene Rohstoffbasis und ein "Chiplager" aufzubauen. Die mit Milliardensummen geförderte Intel-Chipfabrik in Brandenburg ist nur ein Beispiel hierfür. Allerdings geht dieses selbstständig werden nicht von heute auf morgen.
    Simone Tagliapietra, Wissenschaftlerin beim Think-Tank Bruegel in Brüssel sagt hierzu:

    Die harte Realität ist, dass der Westen mindestens ein Jahrzehnt brauchen wird, um sich von Chinas Rohstofflieferketten zu lösen, es handelt sich also wirklich um eine asymmetrische Abhängigkeit.

    Simone Tagliapietra, Wissenschaftlerin

    Eine Abhängigkeit, die teuer bezahlt werden muss. Einem Manager eines chinesischen Germanium-Produzenten zufolge haben sich bei ihm bereits mehrere Kunden aus Japan, Europa und den USA gemeldet. Sie wollten bis zum Stichtag am 1. August so viel Rohstoffe wie möglich bunkern, weil sie damit rechneten, dass die Bearbeitungszeit für die Exportanträge bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen werde.

    Doku | Terra X
    :So werden Mikrochips hergestellt

    Schaltpläne der Chips werden mit Licht auf die Platten projiziert. In chemischen und physikalischen Prozessen entstehen pro Platte auf bis zu 100 Chips Milliarden an Schaltkreisen.
    Herstellung Mikrochip CC
    1:19 min
    Die gestiegene Nachfrage habe die Germanium-Preise zuletzt um knapp zehn Prozent in die Höhe getrieben. Die USA haben in den vergangenen Monaten unter anderem den Export von Hochleistungschips sowie von Maschinen für deren Produktion eingeschränkt.

    Ein Kräftemessen zwischen Ost und West

    Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man fast meinen, man sei auf dem Spielplatz - frei nach dem Motto: "Du hast mir mein Förmchen geklaut, deshalb darfst du jetzt nicht mit meinem Eimerchen spielen". Nur dass es hier viel ernster ist. Es geht um Milliardensummen, um Zukunftstechnologien und um die gegenseitigen Abhängigkeiten alter und neuer Großmächte.
    Und wir in Europa sind der kleine Ball in der Mitte der großen Spieler. Nur ein Zaubertrank wie bei Asterix und Obelix kann wohl helfen, diese immensen Herausforderungen zu lösen.
    Sina Mainitz ist Moderatorin und Redakteurin im ZDF-Börsenstudio in Frankfurt

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