Geldtipps auf Social-Media: Der wahre Gewinn der Finfluencer

    Finanztipps auf Social Media:Der wahre Gewinn der Finfluencer

    von Philip Wortmann und Hanna Koll
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    Ohne großen Aufwand ordentlich Geld machen - das ist die Botschaft vieler Finfluencer. Aber statt großer Gewinne verlieren viele ihrer Follower ihr investiertes Geld.

    Die Spur: Finfluencer und das schnelle Geld
    Sie werben auf Instagram, YouTube, TikTok mit ihrem Erfolg. Sogenannte Finfluencer geben Tipps zur Geldanlage.15.11.2023 | 28:59 min
    Wer sich online über Aktien, ETFs oder Kryptowährungen informieren will, kommt an Finanz-Influencern, kurz Finfluencern, nicht vorbei. Menschen mit großer Reichweite auf Instagram, YouTube und TikTok verbreiten Inhalte zu Finanzthemen oder werben für Plattformen, die mit hohen Gewinnen locken.

    Börsen-Boom bei jungen Menschen

    Das trifft einen Nerv, denn der Wunsch junger Menschen, am Kapitalmarkt mitzumischen, ist groß: Im vergangenen Jahr wagten sich rund 600.000 Menschen unter 30 Jahren an die Börse, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 40 Prozent.
    Die Finanzjournalistin Judith Henke recherchiert seit Jahren zu Finfluencern und unterscheidet drei Gruppen: Da sind die, die ihren Followern tollen Content bieten und über Risiken aufklären. Dann die Finfluencer, die für sehr unseriöse, teilweise sogar schneeballartige Systeme werben. Und die dritte Gruppe:

    Das sind Influencer, die nicht per se betrügerisch unterwegs sind, die aber nicht so gewissenhaft sind, wofür und für wen sie werben.

    Judith Henke, Finanzjournalistin

    ZDF-Finanzeexperte Klaus Weber
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    Eine Methode, die schnelles Geld verspricht, ist das sogenannte Copy Trading. Dabei können Anleger am Kapitalmarkt die Handelsstrategien angeblich erfolgreicher Anleger kopieren. Der Markt boomt: Laut einer Umfrage im Auftrag der deutschen Finanzaufsicht BaFin hatten 30 Prozent der unter 40-Jährigen in den vergangenen zwei Jahren Geld mit Copy Trading angelegt.

    Finanztipps mit hohen Risiken: Wetten auf Kursverläufe

    Die Plattform NAGA, ein deutsches Fintech-Unternehmen aus Hamburg, kooperiert nach eigener Aussage mit bis zu hundert Finfluencern. Einer von ihnen ist Flo Pharell: Bei Instagram hat er fast 90.000 Follower und auf YouTube über 100.000 Abos.
    Über einen Link auf seinem Instagram-Account landen seine Follower direkt bei NAGA und können ihn dort als einen der "Top Trader" kopieren. Für jeden Follower, der bei NAGA landet und investiert, bekommt Flo Pharell eine dreistellige Provision.
    Copy Trading bei NAGA ist CFD-basiert. Bei diesem Finanzinstrument (CFDs = Differenzkontrakte) wetten die Top Trader, und damit auch ihre Kopierer, auf fallende oder steigende Kurse - etwa von Aktien, Währungen oder Rohstoffen. Dafür müssen sie bei den Plattformen lediglich eine finanzielle Sicherheit hinterlegen. Doch schon kleine Kursbewegungen können einen Totalverlust bedeuten.
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    Verbraucherschützer: Risiken für Junganleger schwer einschätzbar

    Die Botschaft also: Einsteiger können von der Expertise der sogenannten Top Trader profitieren. Flo Pharell scheint besonders erfolgreich zu sein: Laut NAGA-Website schließt er mehr als 93 Prozent seiner Trades im Plus ab.
    Demnach müssten auch seine Kopierer ordentlich verdienen, doch laut NAGA-Statistik haben sie bisher mehr als zwei Millionen Dollar Verlust gemacht.
    Experten wie der Verbraucherschützer Niels Nauhauser aus Stuttgart kritisieren dieses Geschäftsmodell scharf: Durch Plattformen wie NAGA bekämen vor allem junge Anleger Zugang zu hochriskanten Anlagestrategien, deren Risiko sie oft nicht einschätzen können.

    Es ist ein Skandal, dass sowas erlaubt ist.

    Niels Nauhauser, Verbraucherschützer

    "ZDFzeit: Mensch Millionär - Reichtum, Neid, Gerechtigkeit": Anna Alex, "Flying Uwe" Schüder, Wolfgang Grupp, Dana Schweiger und Tim Schäcker sitzen an einem Tisch und schauen in die Kamera.
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    Die auf den Plattformen präsentierten Informationen würden keine Aufschluss darüber geben, ob ein Trader tatsächlich fähig ist oder welche Anlagestrategie er verfolge. Von NAGA heißt es auf Anfrage, man halte sich an alle gesetzlichen Vorgaben.

    Copy Trading: Verluste statt hoher Gewinne - mit System?

    Ein internationales Forscherteam um Professor Norman Schürhoff vom Swiss Finance Institute hat die Qualität von Finfluencer-Empfehlungen untersucht. Dafür wurden die Daten von mehr als 29.000 Finfluencern ausgewertet. Das Ergebnis:
    • 28 Prozent waren "skilled", also fähig.
    • 16 Prozent unskilled, also unfähig, und
    • 56 Prozent, die deutliche Mehrheit, war "anti-skilled".

    Man verliert also systematisch Geld, wenn man ihrem Rat folgt.

    Norman Schürhoff, Swiss Finance Institute

    Doch wie kann man sich vor unseriösen Finfluencern schützen? Die Journalistin Judith Henke warnt vor extrem hohen Renditeversprechen:

    Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es meistens auch nicht wahr.

    Judith Henke, Wirtschaftsjournalistin

    Denn auch Geldanlage sei Arbeit.

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