Uniper: Hat sich die Investition des Bundes gelohnt?
Gasriese Uniper legt Zahlen vor:Hat sich die Rettung für den Bund gelohnt?
von Ralph Goldmann
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Im Zuge der Energiekrise kam der deutsche Gasversorger Uniper in Schwierigkeiten. Der Staat musste mit mehreren Milliarden einspringen. Nun präsentiert Uniper schwarze Zahlen.
Es ist mehr als 43 Jahre her, da hatte Helmut Schmidt so eine Ahnung: Mit Zustimmung des Bundeskabinetts gab er im Mai 1980 zu Protokoll: "Solange der Bundessicherheitsrat nicht anders beschließt, ist die Bundesregierung an die selbst gesetzte Höchstgrenze von 30 Prozent Importanteil aus der Sowjetunion am gesamten inländischen Erdgasverbrauch gebunden."
Das Versprechen hielt nicht lange. Nur wenige Monate später zogen die Importe wieder an.
In Abhängigkeit von russischem Gas manövriert
Jahrzehntelang manövrierten verschiedene Bundesregierungen Deutschland danach in eine Abhängigkeit von russischem Gas. 2022 kamen 55 Prozent des hierzulande verbrauchten Erdgases aus Russland.
Seit 2016 verdiente ein Unternehmen daran kräftig mit: Uniper, das zuletzt für 40 Prozent der deutschen Gasversorgung stand und etwa 1.000 Stadtwerke und die Industrie belieferte.
Doch auch Uniper bezog gut die Hälfte seines Gases aus Russland und machte sich damit abhängig, war sogar größter Kunde des russischen Staatskonzerns Gazprom. [Klicken Sie auf den Link für mehr Berichte zur Energiekrise.]
So ist die Gas-Lage aktuell
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Als Moskau zunächst den Hahn fast komplett zudrehte und später die Nordstream-Pipeline zerstört wurde, da war klar: Das Unternehmen muss das Gas woanders teuer nachkaufen, um seine Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Das kostete Milliarden und zwang das Unternehmen fast in die Knie.
Der Konzern stellte also einen Antrag auf Staatshilfe und bekam sie auch. Denn Uniper war "too big to fail" geworden, also zu groß zum Scheitern. Es galt als systemrelevant.
Warum ist Uniper systemrelevant?
Etwa 13,5 Milliarden Euro ließ sich der Bund die Rettung bisher kosten, kalkuliert hatte man mit maximal 30 Milliarden. Der Bund übernahm einen Großteil der Aktien, Uniper musste aber auch bestimmte Geschäftsbereiche verkaufen.
Die Aktionäre rannten 2022 in Scharen davon. Die Uniper-Aktie stürzte von gut 40 Euro vor Beginn des Ukraine-Kriegs auf 2,20 Euro Ende des Jahres. Inzwischen hat sie sich auf knapp sechs Euro erholt.
Uniper macht wieder Gewinn
Heute vermeldete der Konzern nun einen Gewinn von 2,5 Milliarden Euro im ersten Halbjahr. Das ist das beste Halbjahresergebnis seit Gründung des Unternehmens, wird sich so aber wohl nicht wiederholen können. Man sei, was die Gasbeschaffung angehe, nun wesentlich breiter aufgestellt, sagt Michael Lewis, der erst seit Juni als Vorstandsvorsitzender im Amt ist.
Uniper brauche derzeit keine zusätzlichen Staatshilfen mehr. Bis 2024 seien die Lieferverpflichtungen "nahezu vollständig" abgesichert, so Lewis.
Preise für Endverbraucher stabilisiert
Die Gründe für die Erholung sind vielfältig: Einerseits liefern jetzt andere Länder anstelle von Russland Gas nach Deutschland, auch an die neuen Flüssiggas-Terminals, die eilig an den Küsten gebaut worden sind. Dadurch sind die Gasspeicher gut gefüllt.
Andererseits ist der Verbrauch insgesamt zurückgegangen, auch wegen der relativ milden Monate zu Jahresbeginn. Die Preise für die Endverbraucher haben sich fast auf Vorkriegsniveau stabilisiert. Die Kilowattstunde ist bereits wieder für unter 8 Cent zu haben, also weit unter den 12 Cent, ab der die Gaspreisbremse greift.
Finanzministerium: "Positives Zeichen"
Die gute Entwicklung bei Uniper freut aber auch den Finanzminister, denn der Bund hatte die Uniper-Aktien für nur 1,70 Euro übernommen. Würde er jetzt verkaufen, wäre das ein Kursgewinn von mehr als 200 Prozent.
Das Finanzministerium nehme "die Entwicklung des Unternehmens daher als positives Zeichen zur Kenntnis", teilte ein Ministeriumssprecher auf ZDF-Anfrage mit.
Wann der Staat aber aussteigt und seine Anteile wieder an private Investoren abgibt, ist noch völlig offen. Nach den EU-Vorgaben muss er seinen Anteil bis spätestens 2028 auf 25 Prozent zurückgefahren haben.
Kritik von Spahn: Fass ohne Boden
Weniger positiv äußerst sich der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Jens Spahn, gegenüber dem ZDF:
"Der Einstieg des Bundes bei Uniper war unausweichlich", sagt dagegen der Energieexperte Tobias Federico vom Beratungsunternehmen Brainpool Energy. "Nur so konnte der Zusammenbruch des gesamten Erdgasmarktes - auch vor einer möglichen Mangellage - verhindert werden."