Bosch-Firmensitz in Gerlingen
Quelle: ap
Der Technologiekonzern Bosch will bis 2032 in verschiedenen Bereichen weltweit 5.550 Stellen abbauen. 3.800 dieser Stellen betreffen Werke und Unternehmensbereiche in Deutschland. Das teilte der Konzern in einer Pressemitteilung mit. Wo Bosch Stellen abbauen will:
- 3.500 Stellen im Bereich Softwareentwicklung für Autonomes Fahren - circa die Hälfte davon in Deutschland
- 750 Stellen im Werk Hildesheim
- 1.300 Stellen in der Lenkungssparte am Standort Schwäbisch Gmünd
Transformation zu E-Mobilität stellt Bosch vor Herausforderungen
"Wir müssen unsere Strukturen an das veränderte Marktumfeld anpassen und die Kosten nachhaltig senken, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und uns zukunftsfähig aufzustellen", erläutert Stephan Hölzl, Mitglied im Bereichsvorstand Kaufmännische Aufgaben im Geschäftsbereich Cross-Domain Computing Solutions.
Der Wandel zum elektrifizierten, softwaredefinierten Fahrzeug verzögere sich insgesamt enorm, was direkte Auswirkungen auf Produktionsanläufe sowie Abrufzahlen der Fahrzeughersteller bei Bosch habe. Gleichzeitig müsse das Unternehmen hohe Summen in diese technologischen Innovationen investieren. Man wolle den Stellenabbau "so sozialverträglich wie möglich gestalten", so Hölzl.
Auftragsmangel und schlechte Exporterwartungen trüben die Stimmung in der deutschen Automobilbranche. "Der Automobilstandort in Deutschland steht im Wettbewerbsvergleich nicht gut da", so Autoexperte Prof. Stefan Bratzel. 21.11.2024 | 5:13 min
Bosch-Betriebsrat: "Fatales Signal für alle Standorte"
Laut IG Metall plant das Unternehmen weitere "Kostensparmaßnahmen". Etwa würden in mehreren Bereichen alle Arbeitsverträge mit 40 oder 38 Stunden auf die 35-Stunden-Woche zurückgestuft. "Der Entgeltverlust von bis zu 15 Prozent betrifft rund 2.300 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten", erklärte die Gewerkschaft.
"Die Ankündigung des Unternehmens, Personal in diesem Ausmaß zu reduzieren, ist für die Mitarbeiter ein Schlag ins Gesicht", sagt der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats des Unternehmensbereichs Mobility Solutions der Bosch-Gruppe, Frank Sell. Erst im Juli 2023 habe die Geschäftsführung in einer Vereinbarung mit dem Gesamtbetriebsrat der Mobilitätssparte betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2027 ausgeschlossen. "Schon im Mai 2024 wurde in vier verschiedenen Geschäftsbereichen ein Personalabbau von insgesamt ca. 2.200 Mitarbeitern in Deutschland vereinbart. Gerade mal sechs Monate später sollen weitere 3.800 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer fallen", kritisiert Sell.
"Das Werk Hildesheim hat sich die Transformation von Verbrenner-Produkten hin zu Zukunftsprodukten der E-Mobilität über viele Jahre hart erarbeitet", sagte der Betriebsratsvorsitzende Stefan Störmer des Werks. "Wenn an diesem Standort nun tatsächlich Personal abgebaut werden soll, wäre das ein fatales Signal für alle Standorte, die diese Transformation noch vor sich haben", so Störmer.
Der Autobauer Ford hat angekündigt bis Ende 2027 hunderte Stellen in Deutschland abzubauen. Warum sich Ford zu diesem Schritt entschied, erklärt Valerie Haller.20.11.2024 | 1:15 min
Autobranche in der Krise
Seit einem guten Jahr waren mehrfach Pläne des Technologiekonzerns bekanntgeworden, weltweit Stellen zu streichen. Insgesamt geht es um mehr als 7.000 Jobs. Betroffen sind zu einem großen Teil deutsche Standorte - unter anderem in Bereichen der Autozuliefersparte, aber auch in der Werkzeugsparte und bei der Hausgeräte-Tochter BSH. Im Frühjahr hatten Tausende Bosch-Beschäftigte bundesweit gegen den geplanten Abbau protestiert. Allein vor die Konzernzentrale auf der Gerlinger Schillerhöhe bei Stuttgart waren damals mehr als 10.000 Menschen gekommen. Auch an anderen Standorten gab es große Proteste mit rund 15.000 Teilnehmern.
Die Autoindustrie steckt angesichts schwacher Konjunktur in der Krise und leidet unter der schwachen Nachfrage vor allem nach E-Autos. Ford will bis 2027 in Deutschland 2.900 Stellen streichen. Im komplett auf Elektro umgestellten Werk in Köln, wo bereits Kurzarbeit gilt, soll jeder vierte Job wegfallen. Bei Volkswagen stehen Lohnkürzungen, Werksschließungen und ein Stellenabbau im Raum, laut Betriebsrat sind drei Werke und Zehntausende Jobs bedroht. Mit Warnstreiks will die IG Metall dagegen mobil machen. Auch die Zulieferer ZF, Continental und Schaeffler wollen Tausende Stellen abbauen.
Der Autobauer VW steckt in der Krise, die Mitarbeiter bangen um ihre Jobs. Und wehren sich gegen drohende Standortschließungen und Massenentlassungen. Es drohen Streiks.21.11.2024 | 2:22 min
Quelle: ZDF/tjs, AFP, dpa