FTX-Gründer: Sam Bankman-Fried in Betrugsprozess verurteilt
FTX-Gründer:Bankman-Fried in Betrugsprozess verurteilt
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Der ehemalige Kryptowährungsunternehmer Sam Bankman-Fried ist in seinem Betrugsprozess verurteilt worden. Geschworene in New York sprachen ihn in sieben Anklagepunkten schuldig.
Ein US-Bundesgericht hat den Gründer der insolventen Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, am Donnerstag (Ortszeit) des Betrugs schuldig gesprochen. Über das Strafmaß wird später entschieden. Dem 31-jährigen Bankman-Fried drohen Jahrzehnte in Haft - im ärgsten Fall könnten es mehr als 100 Jahre Gefängnis werden.
Staatsanwaltschaft: Kunden um Milliarden Dollar betrogen
Die Geschworenen brauchten nur rund fünf Stunden für ihre Entscheidung, nachdem zuvor Anklage und Verteidigung ihre Schlussplädoyers beendet hatten. Der einstige Star-Unternehmer hatte selbst im Prozess ausgesagt, dabei nach Einschätzung von Beobachtern aber keine überzeugende Figur gemacht.
Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte er vor dem Zusammenbruch seiner Unternehmen Tausende von Kunden um Milliarden von Dollar betrogen.
Vom bewunderten Krypto-Guru zum Hochstapler?
Bankman-Fried 2022 an USA ausgeliefert
Bankman-Fried geriet ins Visier der Ermittler, als FTX im vergangenen November inmitten eines Ansturms von Kunden zusammenbrach, die ihre Einlagen aufheben wollten. Knapp ein Jahr zuvor hatte Bankman-Fried beim Super Bowl 2022 Millionen Dollar ausgegeben, damit Prominente für seine Kryptobörse warben.
Sie beschrieben FTX als "sicherste und einfachste Art, Krypto zu kaufen und zu verkaufen".
FTX ist eine Handelsplattform, über die Nutzer mit Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether handeln können, aber auch mit weit komplexeren Finanzprodukten. Sie wurde nicht nur von privaten Investoren genutzt, sondern auch von Hedgefonds und anderen professionellen Akteuren.
Kryptowährungen sind keine echten Währungen wie Euro der Dollar, aber in immer mehr Lebensbereichen kann mit ihnen bezahlt werden. Viele sehen in ihnen eine - zwar schwankungsreiche - aber langfristig lukrative Geldanlage.
Zum einen steht der Verdacht im Raum, dass FTX Kundengelder in Höhe von zehn Milliarden US-Dollar veruntreut haben soll. Das Unternehmen soll damit riskante Finanzwetten eingegangen sein. Verstärkt wurde die Krise des Konzerns durch den Wertverlust der eigenen Kryptowährung FTT, die einen erheblichen Teil der Einlagen ausmachte.
Ja, es ist möglich, dass sie sämtliche Einlagen verlieren. Sorgen bereiten Anlegern auch Berichte, wonach nach dem Insolvenzantrag nicht alle noch vorhandenen Einlagen gesichert worden seien.
Für den Kryptomarkt sind die Vorgänge rund um FTX ein Schock. Zwar sind die Anleger allerlei Skandale gewohnt, der FTX-Crash aber trifft den Markt in einer heiklen Phase: Seit einiger Zeit steigen weltweit die Zinsen, weil Notenbanken gegen die hohe Inflation vorgehen. Das schadet besonders riskanten Finanzanlagen, zu denen Kryptowährungen zählen. Entsprechend sind Bitcoin, Ether und andere Kryptoanlangen weiter unter Druck geraten.
Die FTX-Pleite könne viele verprellte Kunden zurücklassen, sagt Krypto-Expertin Nadine Graf, das beträfe nicht nur private Anleger, sondern auch viele Kryptofirmen, die Teile ihrer Gelder bei FTX angelegt hatten. "Noch ist das Ausmaß aber nicht abschätzbar. Der entstandene Imageschaden für den gesamten Kryptobereich dürfte schwer wiegen."
Der Chef der Bankenaufsicht Bafin, Mark Branson, sagte als Reaktion auf die FTX-Pleite: Für die Kryptobranche brauche es einen Schutzwall zum Bankensystem oder umfassende Regulierung. Auch Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau forderte eine globale Reaktion der Regulierungsbehörden. "Aufgrund dieser Unsicherheit müssen wir stark und schnell auf internationaler Ebene die Krypto-Assets regulieren", sagte Villeroy de Galhau am Dienstag in Tokio. Auch der Chef der japanischen Zentralbank, Haruhiko Kuroda hat sich für strengere Regulierungen ausgesprochen.
Quelle: dpa, Reuters, ZDF
Die US-Justiz wirft Bankman-Fried vor, Milliarden aus dem Vermögen von FTX-Kunden ohne deren Wissen abgezweigt zu haben, um unter anderem riskante Geschäfte seines Hedge-Fonds Alameda Research zu finanzieren. Als diese Geschäfte schiefgingen, wurde auch FTX in den Strudel gerissen.
Bankman-Fried wurde im vergangenen Dezember auf den Bahamas verhaftet und an die USA ausgeliefert.
Bankman-Fried weist Verantwortung von sich
Der Anklage zufolge soll Bankman-Fried dafür gesorgt haben, dass Alameda sich Geld von FTX leihen konnte, ohne die üblichen Sicherheiten zu hinterlegen. Er selbst schob die Verantwortung vor Gericht von sich und verwies auf Entscheidungen anderer.
Bankman-Fried war in dem Prozess von früheren engen Mitstreitern wie Alameda-Chefin Caroline Ellison schwer belastet worden. Er selbst sagte vor Gericht, er habe die finanzielle Lage seiner Unternehmen nur teilweise verstanden.
Er sei "sehr überrascht" vom Ausmaß der Probleme gewesen, als er im Oktober 2022 erfahren habe, dass Alameda Research bei FTX rund acht Milliarden Dollar Schulden habe. FTX war vor dem Kollaps einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen wie Bitcoin.
Eine Handtasche klauen kann jeder, für einen Wirtschaftscoup braucht es mehr: Ausstrahlung, Überzeugungskraft, gute Manieren, ein perfektes Sozialverhalten und Durchhaltevermögen.