Worldcoin: Diese Krypto-Firma will Ihre Augen scannen

    FAQ

    Datenschützer warnen:Diese Krypto-Firma will Ihre Augen scannen

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
    |

    Weltweit lassen Millionen Menschen ihre Augen scannen, um die Kryptowährung Worldcoin nutzen zu können, auch in Deutschland. Datenschützer warnen, Kenia verbietet das System sogar.

     Iris-Scan
    Der "Orb" im Einsatz: Eine Kamera im Inneren der Kugel scannt die Regenbogenhaut.
    Quelle: reuters

    Das Szenario klingt wie aus einem Science-Fiction-Film - aber es ist bereits weltweit Realität. Der futuristisch anmutende, sogenannte "Orb" ist ein silber glänzender Ball von der Größe einer Bowling-Kugel. Rund 250 davon sind weltweit in speziellen Registrierungszentren im Einsatz, auch in Deutschland. Wer möchte schaut für wenige Augenblicke in die silberne Kugel und ein Scan der Iris wird erstellt - die Regenbogenhaut ist bei jedem Menschen einzigartig wie ein Fingerabdruck. Auf Grundlage dieses Abbilds wird ein digitaler Ausweis erstellt, die sogenannte World ID.
    Damit soll sich künftig jeder beispielsweise in Online-Shops anmelden und ausweisen können. Vor allem aber dient die World ID als Zugang zur neuen digitalen Währung Worldcoin: Nutzer können so online beweisen, dass sie Menschen sind. Datenschützer sind alarmiert, Kenia hat die Aktivitäten sogar bereits verboten. Wer steckt hinter dem Projekt, was ist genau geplant? Wie viele Menschen haben sich bereits bei Worldcoin angemeldet und welche Bedenken haben Datenschützer? ZDFheute klärt die wichtigsten Fragen.
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    Wer steckt hinter Worldcoin?

    Worldcoin ist ein Projekt von Sam Altman, Gründer des Unternehmens OpenAI, das auch schon ChatGPT entwickelt hat. Das Start-Up dahinter: Eine Firma namens Tools for Humanity. Beteiligt ist auch ein deutscher Physiker, Alex Blania aus Erlangen. Darum ist eines der beiden deutschen Registrierungszentren auch in Erlangen - das andere in einem Einkaufszentrum in Berlin. Die neue Digitalwährung war Ende Juli an den Start gegangen.

    Warum der Augen-Scan?

    Das Scannen der Regenbogenhaut soll dem System bestätigen, dass sich ein echter Mensch bei Worldcoin anmelden möchte und keine Künstliche Intelligenz. Ein KI-System könnte andernfalls möglicherweise massenweise Fake-User anlegen und die Digitalwährung oder andere Online-Angebote missbrauchen. "Die sich schnell weiterentwickelnden KI-Modelle können inzwischen CAPTCHAs lösen und Inhalte produzieren, die überzeugend 'menschlich' sind", heißt es auf der Webseite von Worldcoin.
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    Das Krypto-Projekt verspricht Nutzern einen fälschungssicheren digitalen Identitätsnachweis. Tools for Humanity will die Augen aller acht Milliarden Menschen weltweit scannen - und so "das weltweit größte menschliche Identitäts- und Finanznetzwerk werden", wie es heißt.

    Wie läuft das System an?

    Über 2,2 Millionen Menschen aus 120 Nationen haben sich nach Angaben von Worldcoin bereits mit einem Augen-Scan angemeldet, in 34 Ländern sind die "Orbs" im Einsatz. Zum Start von Worldcoin postete Gründer Sam Altman beim Kurznachrichtendienst X, dem früheren Twitter, das Video einer langen Schlange von Menschen, die vor einem der Registrierungszentren anstehen.

    Posting von Sam Altman

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    So schnell, wie der Kurs der Kryptowährung Worldcoin zunächst explodierte, baute er auch wieder ab - inzwischen wird die Kritik am ganzen System immer lauter.

    Was bemängeln Kritiker am Worldcoin-System?

    Datenschützer warnen vor Sicherheitsrisiken. Michael Will, der Chef des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht (BayLDA) sagte in einem Gespräch mit Reuters-TV:

    Hier geht es um nichts weniger als ein weltweites Identitätsregister in privater Hand.

    Michael Will, Bayerisches Landesamt für Datenschutzaufsicht

    Das System sei "für alle Hacker ein Schatz an Informationen." Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums erklärte gegenüber dem Magazin "Spiegel": "Als lebenslanges Identifizierungsmerkmal sind Retina oder Iris des Auges nicht zielführend, weil sie durch Unfall oder Erkrankung als Authentisierungsmittel unbrauchbar werden können." Und schließlich könne man sich auch mit dem deutschen Online-Personalausweis eindeutig im Internet identifizieren - ohne die Risiken von Worldcoin.
    Die französischen und britischen Behörden nehmen das Projekt ebenfalls genauer unter die Lupe. Noch weiter ging Kenia: Das afrikanische Land, in dem es wegen des Begrüßungsgelds einen Ansturm auf die Registrierungsstellen gegeben hatte, stoppte sämtliche Aktivitäten von Worldcoin. Die Behörden müssten erst feststellen, dass das Projekt keine Risiken für die Bürger berge, hieß es zur Begründung.

    Was sagt Worldcoin zu der Kritik?

    Worldcoin-Europachef Ricardo Macieira weist Datenschutz-Bedenken als unbegründet zurück. In einem Interview mit Reuters-TV erklärte er:

    Privatsphäre ist für uns etwas Selbstverständliches. Man kann sich als Mensch identifizieren, ohne persönliche Daten zu teilen.

    Ricardo Macieira, Worldcoin-Europachef

    Bei der Registrierung mit Hilfe des "Orb" müssen Nutzer den Angaben zufolge weder Namen, Adresse oder Telefonnummer nennen. Außerdem würden die Daten, die für die Erstellung der World ID notwendig sind, ausschließlich in dem Gerät verarbeitet und standardmäßig nach Erstellung des Ausweises gelöscht. Die in Deutschland entwickelte Technologie zur Identitätsfeststellung entspreche den europäischen Datenschutz-Regeln.
    mit Material von AFP, Reuters

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