Verluste trotz mehr Fahrgästen:Bahn noch unpünktlicher geworden
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Unpünktlicher wegen schlechter Infrastruktur. Weniger Gewinn wegen hoher Investitionen. Aber mehr Fahrgäste. Die Bahn-Bilanz des ersten Halbjahres ist durchwachsen.
Viele Baustellen haben die Bahn noch unpünktlicher gemacht. Im Fernverkehr seien im ersten Halbjahr nur 68,7 Prozent der Züge pünktlich gewesen. Im Vorjahreszeitraum waren es noch 69,6 Prozent. Bahnchef Richard Lutz sagte:
Dabei hatte die Bahn unter anderem so viel ins Schienennetz investiert, dass sie einen Rückgang des Gewinns in den ersten sechs Monaten des Jahres einfuhr.
"Die Versäumnisse der letzten dreißig Jahre" fielen der Bahn "jetzt auf die Füße" und "das lässt sich nicht von heute auf morgen korrigieren", so Detlef Neuß, Fahrgastverband PRO BAHN, zur Bahnbilanz.28.07.2023 | 4:10 min
Detlef Neuß vom Fahrgastverband "Pro Bahn" sagt zur Bahnbilanz:
Nachfrage im Personenverkehr gestiegen
Zufrieden äußerte sich die Bahn zur steigenden Nachfrage im Personenverkehr. Allein im Fernverkehr verzeichnete der Konzern im ersten Halbjahr rund 68 Millionen Fahrgäste. Das waren 15,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. 808 Millionen Reisende nutzten den Regionalverkehr, rund 11,5 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte.
Das Deutschlandticket habe den Trend bereits in den ersten zwei Verkaufsmonaten mit branchenweit rund elf Millionen Abonnenten im Regionalverkehr zusätzlich beflügelt.
Weniger Gewinn wegen hoher Investitionen
Einen Aufwärtstrend durch das Deutschlandticket legt auch ein Vergleich mit den Zahlen vom ersten Halbjahr 2019 vor der Corona-Pandemie nahe: Die Zahl der beförderten Reisenden im Regionalverkehr lag damals mit 782 Millionen unter dem diesjährigen Wert mit 808 Millionen. Im Fernverkehr dagegen wurde das Vorkrisenniveau von 71,8 Millionen Fahrgästen noch nicht wieder erreicht.
Der Betriebsgewinn sank jedoch um rund 62 Prozent auf 331 Millionen. Der Konzernumsatz betrug im ersten Halbjahr rund 25 Milliarden Euro und somit rund drei Milliarden Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Den gesunkenen Gewinn begründet die Bahn insbesondere mit "hohen Vorleistungen" für Verbesserungen der Infrastruktur.
Bahn erwartet Verlust von knapper Milliarde Euro
Den Gewinneinbruch führte die Deutsche Bahn auch auf eine "Normalisierung der Frachtraten in der Luft- und Seefracht" zurück - diese Entwicklung habe sich auch auf die Logistik-Tochter DB Schenker ausgewirkt. Das international tätige Unternehmen war im vergangenen Jahr der Gewinnbringer bei der Bahn gewesen. Im ersten Halbjahr konnte Schenker noch einen "deutlichen operativen Gewinn von 626 Millionen Euro erzielen".
Im Gesamtjahr 2023 rechnet die Bahn weiterhin mit einem deutlich negativen Betriebsergebnis. "Der operative Verlust wird jetzt mit etwas weniger als einer Milliarde Euro erwartet. Der Konzernumsatz wird voraussichtlich etwa 51 Milliarden Euro betragen."
Zumindest stehen voraussichtlich erst mal keine Streiks mehr an:
Im Tarifstreit zwischen Bahn und EVG haben die Vermittler einen Kompromissvorschlag vorgelegt. Nun müssen noch die Gremien beider Seiten zustimmen - Streiks wären damit abgewendet.