25 Jahre EZB: Jubiläum in schwierigen Zeiten

    25 Jahre EZB:Jubiläum in schwierigen Zeiten

    Frank Bethmann im Schaltgespräch
    von Frank Bethmann
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    Ihr wichtigster Auftrag sind stabile Preise - ausgerechnet zum Jubiläum ist die Teuerung aber hoch. Die Bilanz der Europäischen Zentralbank fällt gemischt aus.

    Wenn eine Notenbank für etwas Verantwortung trägt, dann dafür, dass die Preise stabil bleiben. Ihr vorrangiges Mandat. Der ehemalige EZB-Präsident Jean Claude Trichet formulierte es einmal so:

    Wir haben nur eine Nadel im Kompass. Wir müssen Preisstabilität garantieren.

    Jean Claude Trichet, Ehemaliger EZB-Präsident

    So betrachtet fällt das Jubiläum der EZB in eine denkbar ungünstige Periode. Noch nie in den 25 Jahren ihres Bestehens war die Inflation in der Euro-Zone so hoch wie in den vergangenen Monaten. Mit 10,6 Prozent erreichte die Teuerung im Oktober ihren Höhepunkt; zuletzt im April lag sie noch immer bei 7,0 Prozent. Das liegt weit über dem, was die europäischen Währungshüter als ihr Ziel betrachten: nämlich 2,0 Prozent.

    Durchschnittliche Inflationsrate bei 2,05 Prozent

    Nun gehören allerdings zu einer Bilanz immer zwei Seiten, insbesondere dann, wenn man ein Vierteljahrhundert Revue passieren lässt. Und so werden die Notenbanker aus ihrer Sicht auf eine andere Zahl verweisen. Die durchschnittliche Inflationsrate seit Anfang 1999 liegt bei 2,05 Prozent. Quasi eine Punktlandung, gemessen an den eigenen Ansprüchen, über einen längeren Zeitraum für stabile Preise zu sorgen.
    Inflation in Deutschland (inkl. Nahrung und Energie)

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    Umstritten bleibt die Europäische Zentralbank bis heute. Am 1. Juni 1998 nimmt sie ihre Arbeit auf. Nur wenige Monate später, am 1. Januar 1999, wird der Euro eingeführt. Zuerst nur für Buchungszwecke, als Verrechnungseinheit für die immer noch bestehenden nationalen Währungen wie D-Mark, Franc oder Pesete. Ab 1. Januar 2002 werden diese dann durch das Euro-Bargeld ersetzt.

    Euro-Schuldenkrise wird existenzbedrohend

    Damals herrscht noch die Überzeugung, dass es keine großen Unterschiede mehr zwischen Mitgliedern der Währungsunion geben werde. Ein Euro in Griechenland sei genauso viel wert wie ein deutscher Euro - ein Irrtum, wie sich herausstellen wird. Das Pleiterisiko von Euro-Ländern ist sehr wohl unterschiedlich hoch.
    Leitzins der EZB

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    2012 - im Rückblick existenzbedrohend für die Einheitswährung - kommt es fast zum Kollaps. Griechenland kann seine Schulden nicht mehr bedienen. Der damalige EZB-Präsident Mario Draghi zeigt in der schwersten Stunde Stärke. Gegen spekulierende Märkte verteidigt er den Euro mit dem geschichtsträchtigen Ausruf: "Whatever it takes". Man werde alles Notwendige tun, um die Einheitswährung zu beschützen.

    Kritik: EZB wird zum Kreditgeber der letzten Instanz

    Ein Machtwort, das Fakten schafft. Der Fortbestand des Euros und auch sein Nutzen werden heute kaum noch bestritten. An der EZB selbst aber reißt die Kritik nicht ab. Aktuell habe sie die Inflationsentwicklung komplett falsch eingeschätzt und ganz generell habe sie in den vergangenen Jahren ihre Kompetenzen überschritten.
    Die Kritik entzündet sich vor allem an den gewaltigen Anleihekaufprogrammen, die die europäischen Währungshüter aufgelegt haben, um damit Mitgliedsländern unter die Arme zu greifen. Das brachte ihr den Vorwurf der Staatsfinanzierung ein. Vorbehalte, die die Gerichte bislang nicht bestätigt haben. Faktisch aber wurde die EZB damit zum Kreditgeber der letzten Instanz. Auch dadurch haben sich die Schuldenberge in der Eurozone weiter aufgehäuft.

    Schulden, Teuerung, Digitalisierung - große Herausforderungen

    Die Schulden wieder zurückführen ist aber nur eine der Aufgaben, denen sich die EZB gegenübersieht. Die größte Herausforderung dürfte sein, die Einheitswährung fit für die Zukunft zu machen; und zwar ohne, dass die EZB dabei die Hoheit über den Euro verliert. Diese Gefahr besteht nämlich durchaus, in einem zunehmend digitalisiertem Geldsystem mit Kryptowährungen und digitalen Bezahlmechanismen.
    Nicht zuletzt wünscht man den Währungshütern, dass sie die gegenwärtige Teuerung zügig wieder in den Griff bekommen, schließlich ist das der beste Beitrag, den eine Zentralbank für eine gesunde Wirtschaft leisten kann - stabile Preise.
    Frank Bethmann ist Redakteur im ZDF-Börsenstudio in Frankfurt.

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