Zukunftsforscher: Viele Deutsche optimistisch trotz Krisen

    Zukunftsforscher Opaschowski:Forscher: Deutsche optimistisch trotz Krisen

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    Trotz vieler Krisen blickt die Mehrheit der Deutschen optimistisch in die Zukunft, so Forscher Opaschowski. Lebensqualität sei zudem für viele wichtiger als Besitz und Eigentum.

    Menschen nutzen das gute Wetter an Christi Himmelfahrt zu einem besuch im Biergarten im Treptower Park, aufgenommen am 18.05.2023
    Laut einer Umfrage des Zukunftsforschers Opaschowski zählt Lebensqualität für die meisten Menschen in Deutschland mehr als materieller Wohlstand.
    Quelle: dpa

    Die Mehrheit der Bundesbürger ist nach Erkenntnis des Hamburger Zukunftsforschers Horst Opaschowski trotz vieler Krisen optimistisch eingestellt. Der 82-Jährige sagte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA):

    Es gibt überraschenderweise eine große Zuversicht bei den Deutschen, insbesondere bei der jungen Generation.

    Zukunftsforscher Horst Opaschowski

    "Die Dauerkrisen haben nicht Lethargie gefördert, sondern die Bürger gestärkt." Den meisten Menschen sei bewusst, dass es an ihnen selbst liege, wie sie ihre persönliche Zukunft meistern. Sie engagierten sich freiwillig in der Nachbarschaft und suchten soziale Kontakte.

    Opaschowski: Hass, Hetze und Gewalt breiten sich aus

    Zugleich ist laut Opaschowski die Zunahme aggressiver Stimmungen seit der Jahrtausendwende nachweisbar. Eine Art Sinnesüberreizung im Zeitalter der Digitalisierung führe dazu, dass sich Hass, Hetze und Gewalt wie eine Epidemie ausbreiteten.
    "Die aktuelle Entwicklung in Deutschland hat zwei Gesichter", so der Zukunftsforscher.

    Die Menschen spielen ein doppeltes Spiel: Persönlich glauben sie an eine gute Zukunft. Gesellschaftlich sehen sie teilweise schwarz. Diese Spaltung zerreißt sie fast.

    Zukunftsforscher Horst Opaschowski

    Lachender Mann an der See.
    Im diesjährigen Glücksatlas liegen die Deutschen auf Platz 16. Zwei Plätze schlechter als im Vorjahr. 20.03.2023 | 1:03 min
    Opaschowski zufolge seien die Menschen verstärkt auf der Suche nach Sinn. Insbesondere junge Menschen würden sich demnach wieder mehr für eine bessere Gesellschaft interessieren und auch mithelfen, eine solche Gesellschaft zu schaffen. "Damit kehrt Religiosität im Sinne eines neuen Wir-Gefühls zurück, als Familiensinn, Bürgersinn und Gemeinsinn."
    Der Zusammenhalt und der Glaube an gegenseitige Unterstützung gebe den Menschen das Vertrauen, jede Krise meistern zu können, so Opaschowski.

    Gegenwärtig erleben wir doch mehrere Krisen unmittelbar hintereinander und teils zeitgleich. Es ist schon überraschend, dass ein Großteil der Bevölkerung trotzdem positiv in die Zukunft blickt. Die Bürger lernen offensichtlich, mit den Krisen zu leben oder gar krisenresistenter zu werden.

    Zukunftsforscher Horst Opaschowski

    Lebensqualität wichtiger als materieller Wohlstand

    Am Mittwoch erscheint Opaschowskis neues Buch "Besser leben statt mehr haben". Demnach zählt Lebensqualität für die meisten Menschen in Deutschland mehr als materieller Wohlstand.
    Gut 60 Prozent der Bundesbürger sind laut dem Buch gute Beziehungen zur Familie und zu Freunden wichtiger als der Besitz von Eigentum oder die Sicherheit eines regelmäßigen Einkommens. Grundlage der Erkenntnis ist eine Befragung von rund 1.000 Deutschen zu ihren Lebenszielen.
    Quelle: KNA