Pogacar abgehängt: Vingegaard vor Gesamtsieg bei der Tour
Pogacar abgehängt:Vingegaard vor Gesamtsieg bei der Tour
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Jonas Vingegaard fährt bei der Tour de France dem Gesamtsieg entgegen. Der Titelverteidiger nimmt seinem Konkurrenten Tadej Pogacar auf der Königsetappe mehr als fünf Minuten ab.
Auf der Königsetappe hat Jonas Vingegaard (Dänemark) bei der Tour de France den womöglich entscheidenden Punch gesetzt. Der Mann in Gelb nahm seinem Konkurrenten Tadej Pogacar (Slowenien) am Schlussanstieg 5:45 Minuten ab und geht morgen mit 7:35 Minuten Vorsprung vor Pogacar in die 18. Etappe.
Felix Gall gewinnt die Königsetappe
Sieger der extrem schweren Etappe mit 5.400 Höhenmetern wurde der Österreicher Felix Gall mit 34 Sekunden Vorsprung vor Simon Yates (Großbritannien) und dem Spanier Pello Bilbao (+1:38).
Titelverteidiger Vingegaard erreichte das Ziel auf dem Flugplatz von Courchevel mit 1:52 Rückstand als Vierter. Pogacar quälte sich mit leerem Blick und weit aufgerissenem Trikot die steile Schlussrampe in Schlangenlinien hinauf. Sein Traum vom Sieg bei der Tour de France war da längst zerplatzt, der zweimalige Champion erlitt die bitterste Niederlage seiner Karriere. Satte 7:35 Minuten liegt der Slowene nun hinter Spitzenreiter Vingegaard.
Königsetappe der Tour de France 2023: Tadej Pogacar kann hier gegen Jonas Vingegaard (vorne) noch mithalten.
Quelle: Imago
"Ich bin sehr enttäuscht. Ich konnte meine Leistung nicht abrufen", sagte Pogacar. Er wolle nun die Vogesen-Etappe am Samstag gewinnen.
Ob ihm Vingegaard die Freiheiten trotz des gewaltigen Vorsprungs lässt, ist fraglich. "Über sieben Minuten zu haben, ist natürlich großartig. Aber Pogacar gibt niemals auf", sagte Vingegaard.
Bis zu 24 Prozent Steigung
"Ich kann nicht mehr. Ich bin tot", funkte Pogacar am brutalen, 28 Kilometer langen Col de la Loze zur Team-Leitung. Der schwerste Abschnitt auf dem bis zu 24 Prozent steilen Alpen-Monster war da noch lange nicht erreicht.
Etwa 15 Kilometer waren es noch ins Ziel, Vingegaard beschleunigte umgehend. Selbst ein den Weg blockierendes Motorrad konnte den Dänen auf dem Weg zum 2304 Meter hohen Dach der Tour nicht stoppen.
Pogacar stürzt zu Beginn
Die Königsetappe begann für Pogacar mit einem Missgeschick. Nach 17 Kilometern stürzte der 24-Jährige, zog sich blutende Wunden am linken Knie und Ellenbogen zu. Es schien nicht so, als sei Pogacar davon beeinträchtigt.
Das Tempo im Feld bestimmte das Jumbo-Team von Vingegaard, Pogacar wich ihm nicht von der Seite.
Vingegaards Dominanz wirft Fragen auf
Das schier unglaubliche Zeitfahren von Vingegaard, als er Pogacar um 1:38 Minuten distanzierte und seinen Teamkollegen Wout van Aert um fast drei Minuten, sorgte auch am Tag danach für Diskussionen.
So eine Dominanz weckt im Radsport aufgrund der Vergangenheit Skepsis. Das Tour-Organ "L'Équipe" titelte zu einem Foto von Vingegaard "Von einem anderen Planeten".
Selbst Tour-Direktor Christian Prudhomme sah sich veranlasst, einen Kommentar abzugeben. "Die Fragen zu den verschiedenen Verdächtigungen sind absolut nicht unberechtigt", sagte der 62-Jährige der Zeitung.
Jumbo-Visma: Zuletzt Vier Anti-Doping-Tests
Am Mittwoch erklärte VingegaardsTeam Jumbo-Visma, Vingegaard habe sich in den letzten zwei Tagen vier Anti-Doping-Tests unterzogen, einer davon sei eine halbe Stunde vor dem Start der Königsetappe erfolgt.
Deutlich zu viel waren die Strapazen letztlich für Phil Bauhaus. Der Sprinter war am Mittwoch schon nach dem ersten Berg vom Rest des Feldes abgehängt, fuhr allein vor dem Besenwagen. Etwa 105 Kilometer vor dem Ziel gab der Bocholter schließlich auf.
Bauhaus hatte in den Massensprints mit einem zweiten und zwei dritten Plätzen auf sich aufmerksam gemacht. Am Donnerstag hätte er wieder eine Chance auf ein gutes Ergebnis bekommen. Die 184,9 Kilometer von Moutiers nach Bourg-en-Bresse weisen nur zwei kleine Anstiege der vierten Kategorie auf.
Keine schwere Etappe mehr bis Paris
Theoretisch könnte Vingegaard auf den ausstehenden vier Etappen das Gelbe Trikot noch verlieren. Die Streckenprofile sprechen allerdings dagegen: Wie die 18. führt auch die 19. Etappe über Flachland, die 20. durchs Mittelgebirge und auf der letzten Etappe nach Paris wird traditionsgemäß nicht mehr angegriffen.