Skispringen: Wie Markus Eisenbichler sein Karriereende plant

    Letztes Springen in Planica:Wie Markus Eisenbichler sein Karriereende plant

    von Lars Becker
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    Mit Markus Eisenbichler tritt der deutsche Rekord-Weltmeister von der Skisprung-Bühne ab. Worauf er sich freut und was ihm Sorgen macht.

    Markus Eisenbichler jubelt nach einem Sprung beim Skifliegen am 2. April 2023 in Planica
    In Planica schließt sich der Kreis: Markus Eisenbichler, hier beim Skifliegen am 2. April 2023.
    Quelle: Imago / GEPA / Matic Klansek

    Die Gigantenschanze von Planica ist an diesem Wochenende genau die richtige Bühne für Flugkünstler Markus Eisenbichler, um seine große Karriere ausklingen zu lassen. Hier in Slowenien feierte der deutsche Rekord-Weltmeister seinen ersten Weltcup-Sieg, hier stellte er mit 248 Metern gleich zweimal den deutschen Skiflug-Rekord auf.

    Eisenbichler, der etwas andere Skispringer

    Das Fliegen auf den größten Bakken der Welt war immer die größte Leidenschaft des Ur-Bayern, der immer ein bisschen anders als all die anderen (braven) Flieger aus Deutschland war.

    • Freitag: Einzel (15:00 Uhr)
    • Samstag: Team (09:30 Uhr)
    • Sonntag: Einzel (09:30 Uhr)

    "Natürlich war ich immer sehr stur - aber auch sehr streng zu mir selbst", sagt Eisenbichler in der Retrospektive. Oft in seiner Karriere wollte er mit dem Kopf durch die Wand.

    Dreifacher Weltmeister 2019

    Das bescherte seinem Heimtrainer Christian Leitner "sehr, sehr viele graue Haare", wie Eisenbichler heute selbst einräumt. Auch mit Ex-Bundestrainer Werner Schuster rasselte der eigensinnige Mann aus Siegsdorf oft einander.
    Allerdings feierte er unter ihm auch seine größten Erfolge: 2019 gewann Eisenbichler bei der WM in Seefeld und Innsbruck gleich drei Titel.

    Eisenbichler auf Extratouren

    "Das Schöne mit Christian Leitner und dem Schuster-Werner ist, dass man sich nach dem Streit wieder zusammensetzt und dann ist es auch wieder gut", erzählt Eisenbichler.
    Mit dem heutigen Bundestrainer Stefan Horngacher funktionierte das ab 2019 so nicht mehr. Der eher als Hardliner bekannte Österreicher akzeptierte die Extratouren des Mannes, der in einem eher auf den Absprung fixierten deutschen Team mit dem größten Flugtalent gesegnet war, oft nicht.
    Markus Eisenbichler
    Markus Eisenbichler spricht beim Weltcup in Oslo über sein angekündigtes Karriereende nach der Saison. Das Herz brenne fürs Skispringen, aber er müsse den Schmerzen Tribut zollen.13.03.2025 | 1:24 min

    Abstieg in den Continentalcup

    Besonders in den letzten beiden Wintern ging es immer weiter abwärts für den freiheitsliebenden Eisenbichler, der wegen Formproblemen oft nur noch im zweitklassigen Continentalcup starten durfte.
    Gepeinigt von latenten Knie- und Rückenschmerzen zieht der bald 34 Jahre alte Eisenbichler deshalb nach diesem Winter einen Schlussstrich. Beim Kernspin hatten ihm die Ärzte beschieden, dass er bei einer Fortsetzung seiner Karriere bald ein künstliches Kniegelenk brauchen werde.

    Olympia 2026 reizt Eisenbichler nicht

    Selbst die Olympischen Spiele im kommenden Winter quasi vor der Haustür im italienischen Mailand und Cortina erzeugten deshalb nicht mehr genug Motivation zum Weitermachen.
    Was jetzt noch bleibt, ist die Lust auf die letzten großen Flüge in Planica. Und die Freude auf die Zeit danach: "Nach der sportlichen Karriere geht das Leben für uns Sportler eigentlich erst richtig los. Es gibt keinen Trainingsplan. Ich kann heimkommen, wann ich will. Ich kann essen gehen, wann ich will und genieße es sogar, mir mal ein Schnitzel zu gönnen, obwohl es gar nicht mein Lieblingsgericht ist."

    Ich bin vogelfrei und kann einfach nur das tun, worauf ich Lust habe.

    Markus Eisenbichler

    Konkret bedeutet das, dass Eisenbichler nach dem Weltcup-Finale nach Norwegen fliegen und mit seinen Spezln um Lucas Bögl in Norwegen Langlaufen gehen wird. Danach ist eine Skitour mit Freunden von Chamonix nach Zermatt geplant.

    Die Pläne für die Zukunft

    Nach der wohlverdienten Auszeit wird der Bundespolizist ("Das war ja schon als kleiner Bub ein Traum, dass ich Polizist werde") seine berufliche Karriere in der Sportschule Bad Endorf fortsetzen.
    Er will dem Skispringen erhalten bleiben - am liebsten als Trainer: "Ich habe viele Höhen und Tiefen erlebt und kann da vielleicht den einen oder anderen jungen Sportler vor gewissen Problemen bewahren."

    Ich könnte mir auch gut vorstellen, als Experte zu arbeiten.

    Markus Eisenbichler

    Eisenbichler beklagt Talente-Mangel

    Eisenbichler geht mit Freude in seine Sportlerrente, aber auch mit Bedenken über die Zukunft des deutschen Skispringens: "Wir haben leider nicht so viele Talente, wie zum Beispiel Österreich."

    Dass ich im Continentalcup mit fast 34 der beste Deutsche bin, ist schon ernüchternd. Natürlich macht mir das Sorgen.

    Markus Eisenbichler

    Fürs Privatleben nimmt er sich vor: ein Haus bauen - und er denkt auch über die Gründung einer Familie nach, wenn die richtige Frau dafür auftaucht.

    • Olympische Spiele: Bronze Team 2022
    • Weltmeisterschaften: 6 Mal Gold (Mixed-Team 2017, 2019, 2021 / Team 2019, 2021 / Einzel Großschanze 2019), 1 Mal Bronze (2017 Einzel Normalschanze)
    • Skiflug-WM: 2 Mal Silber (Team 2020 und 2022), 1 Mal Bronze (Einzel 2020)
    • Vierschanzentournee: Zweiter 2018/2019
    • Gesamtweltcup: Zweiter 2020/2021
    • Weltcup-Einzelsiege: 3
    • Skifliegen: Deutscher Rekord mit 248 Metern

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