Skipringeranzüge manipuliert: Chronologie eines Skandals
Betrug im Skispringen:Anzüge manipuliert: Chronologie eines Skandals
von Lars Becker
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Der Skandal um die manipulierten Skisprunganzüge des norwegischen Teams hält die Sportwelt in Atem. Was bisher geschah: eine Chronologie der Ereignisse.
Ein Betrugsskandal im norwegischen Männer-Team erschüttert die Skisprung-Szene. Eine Chronologie.15.03.2025 | 4:18 min
Samstag, 8. März: Es ist der Finaltag der Skisprung-Wettbewerbe bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Trondheim, als ein unglaubliches Video die Runde im Skisprung-Zirkus macht. Es zeigt Aufnahmen aus der vorangegangenen Nacht.
Vorbei an schwarz abgeklebten Scheiben ist zu sehen wie ein Material-Experte des norwegischen Teams Teile von Sprunganzügen zusammennäht. Cheftrainer Magnus Brevig ist klar identifizierbar.
Quelle: imago
Experten erkennen schnell, dass hier keine erlaubten Anpassungen an Sprunganzügen vollzogen werden, sondern verbotene Manipulationen.
Ein Skandal hält die Skisprung-Welt in Atem. Die norwegische Nationalmannschaft hat während der Weltmeisterschaften ihre Anzüge manipuliert. Die ersten Suspendierungen folgten.13.12.2024 | 3:16 min
Protest von drei Nationen
Drei Nationen - Österreich, Slowenien und Polen - legen daraufhin Protest ein. Deutschland sendet ebenfalls eine Protestnote an den Internationalen Skiverband FIS. Materialkontrolleur Christian Kathol prüft die Anzüge der norwegischen Flieger vor dem Springen und stuft sie als regelgerecht ein. Vorwürfe des FIS-Mannes richten sich ausschließlich gegen die '"Agentenmethoden" des anonymen Video-Verfassers.
Die doppelte Vizeweltmeisterin Selina Freitag findet es unfair, dass alle Springer für die norwegischen Manipulationen büßen müssen: "Dass alle bestraft werden, ist ungerecht. Wir haben neue Anzüge gemacht, da geht auch viel Geld flöten."
Nach dem Springen werden die Anzüge von Silber-Gewinner Marius Lindvik und Johann Andre Forfang aufgeschnitten. Es findet sich ein eingenähtes steifes Band, das die Flugeigenschaften des Sprunganzugs verbessert. Die Manipulation ist damit klar nachgewiesen. Die beiden Norweger werden disqualifiziert, FIS-Renndirektor Sandro Pertile spricht von einem "schwarzen Tag" fürs Skispringen.
ZDF-Skisprung-Experte Severn Freund spricht über den Materialbetrug im norwegischen Team. Der Weltverband FIS müsse nun agieren und nicht nur reagieren, fordert Freund.13.03.2025 | 13:02 min
Sportdirektor räumt Betrug ein
Sonntag, 9. März: Norwegens Sportdirektor Jan Erik Aalbu gibt auf einer Pressekonferenz in Trondheim den Betrug zu. Es seien nur die beiden disqualifizierten Springer Lindvik und Forfang betroffen, die nichts von den Manipulationen gewusst hätten. Die Aussage löst kollektives Kopfschütteln aus.
Die FIS kündigt eine offizielle Untersuchung der Vorfälle im Skispringen und der vorangegangenen Disqualifikation des norwegischen Kombinierers Jörgen Graabak wegen einer Bindungs-Manipulation an. Es ermittelt das unabhängigen Ethik- und Compliance-Office die Firma Quest in London.
Der Anzugskandal bei den norwegischen Skispringern erhitzt weiterhin die Gemüter. Bei Nowegens Frauen distanziert sich Springerin Anna Odine Stroem von den Vorkommnissen.13.03.2025 | 1:33 min
Brevig suspendiert, Nachfolger tritt zurück
Montag, 10. März: Norwegens Skiverband suspendiert Chefcoach Brevig ebenso wie den in die Manipulation direkt involvierten Mitarbeiter Adrian Livelten. Einen Tag später wird auch Assistenztrainer Lobben vorläufig freigestellt. Als Nachfolger von Brevig wird B-Kader-Trainer Bine Norcic benannt, der davon aus der Presse erfährt. Drei Tage später tritt er zurück, weil er "nicht den Kopf für die Fehler von anderen hinhalten will".
Auf die Fragen nach möglichen Sperren für die norwegischen Skispringer antwortet FIS-Generalsekretär Michel Vion: "Die Ethik-Kommission der FIS entscheidet, was die Konsequenzen für Sportler oder Verbände sein könnten."
Für das deutsche Team hätte eine rückwirkende Disqualifikation der norwegischen Skisprung-Männer für alle WM-Wettbewerbe – die wegen der Verdachtsmomente in Bezug auf alle bei der WM verwendeten Sprunganzüge denkbar ist – enorme Konsequenzen. Normalschanzen-Silbergewinner Andreas Wellinger würde bei einem Ausschluss von Sieg Lindvik zum neuen Weltmeister werden, der viertplatzierte Karl Geiger bekäme nachträglich die Bronzemedaille. Ebenfalls nachträglich Bronze würde Deutschland im Männer-Mannschaftwettbewerb und in der Mixed-Konkurrenz bekommen, wo die Quartette jeweils auf Platz vier gelandet waren.
Dienstag, 11. März: Die Ermittler der FIS ziehen alle bei der WM verwendeten Sprunganzüge von Norwegens SkispringerInnen und KombiniererInnen ein. Alle hatten mehr als zwei Tage Zeit, mögliche Spuren zu verwischen.
FIS suspendiert auch norwegische Skispringer
Mittwoch, 12. März: Neben den drei ohnehin von Norwegen suspendierten Offiziellen schließt die FIS auch die disqualifizierten Lindvik und Forfang bis auf Weiteres von der Teilnahme von Skisprung-Wettkämpfen aus. Zugleich wird bekannt, dass die Material-Regeln drastisch verschärft werden. Jeder Springer hat bis Saisonende nur noch einen Anzug zur Verfügung, den die FIS 30 Minuten vor den Wettkämpfen zur Verfügung stellt und 30 Minuten danach wieder einzieht.
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Donnerstag, 13. März: Am Holmenkollen von Oslo gibt es die erste Pressekonferenz der FIS nach dem Skandal. Es wird mitgeteilt, dass in den am Dienstag eingezogenen WM-Sprunganzügen der norwegischen Skispringerinnen und des Kombinierer-Teams keine irregulären Veränderungen gefunden worden seien. Anders sieht das bei den Anzügen der norwegischen Skisprung-Männer aus, wo sich Verdachtsmomente für weitere Manipulationen finden.
Robin Pedersen, Kristoffer Eriksen Sundal und Robert Johansson werden daraufhin ebenfalls suspendiert - sie hatten kurz zuvor noch am Training für das Raw-Air-Springen in Oslo teilgenommen. Auf Nachfrage teilt Renndirektor Sandro Pertile mit, dass es Anhaltspunkte für andere Manipulationen als das bereits bei Lindvik und Forfang nachgewiesene steife Band gebe.
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