Schwimm-WM: Florian Wellbrock scheitert auch über 1500 Meter
Wellbrock erlebt WM-Debakel:"Was passiert hier eigentlich?"
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Nach Doppelgold im Freiwasser schwimmt Florian Wellbrock im WM-Becken weit hinterher. Der deutsche Schwimm-Star verpasst auch über 1.500 Meter Freistil das Finale.
Fassungslos hing Florian Wellbrock über der Leine im WM-Becken von Fukuoka. Auch Teamkollege Lukas Märtens, der ihm mitfühlend auf die Schulter klopfte, konnte ihn nicht trösten.
Zum zweiten Mal bei den Weltmeisterschaften in Japan ist Gold-Mitfavorit Wellbrock bereits im Vorlauf ausgeschieden. Über 1.500 Meter Freistil brach der 25-Jährige am Samstag komplett ein und schied als 20. der Vorläufe aus.
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Wellbrock schlug nach 15:10,33 Minuten an und war damit mehr als 35 Sekunden langsamer als bei seinem deutschen Rekord auf der Distanz - eine Ewigkeit im Schwimmbecken.
Lukas Märtens, der selbst als Vierter in 14:51,20 Minuten souverän ins Finale einzog, war ob der Leistung seines Magdeburger Trainingspartners und Kumpels schockiert:
Wellbrock: "Haben keine Antworten"
Wellbrock selbst zeigte sich im ZDF-Interview ratlos. "Was diese Woche passiert ist, darauf haben wir keine Antworten", sagte Deutschlands Schwimmstar. Gesundheitliche Probleme habe er nicht, so Wellbrock. Der Leistungsunterschied zwischen Freiwasser und Becken sei für ihn ein Rätsel. Im Freiwasser hatte Wellbrock zweimal Gold gewonnen.
In den Beckenwettbewerben schwamm Goldanwärter Wellbrock aber nur mehr hinterher. Bereits am Dienstag war er über 800m Freistil im Vorlauf gescheitert. Am Samstag folgte dann das Debakel über seine Paradestrecke 1500m Freistil. "Eigentlich fühlte ich mich heute besser als über die 800m", sagte Wellbrock zum Rennen. "Wenn man sich anschaut, was ich über diese Distanz schon geleistet habe, wäre es ein leichtes gewesen, ins Finale zu kommen. Aber es hat heute vorne und hinten nicht gereicht."
Wellbrock bereits über 800m im Vorlauf draußen
Nach seinem Aus über die 800m hatten viele beim gebürtigen Bremer auf ein Comeback wie 2019 gehofft. Damals war Wellbrock im südkoreanischen Gwangju ebenfalls über 800 Meter ausgeschieden und hatte sich dann zum Weltmeister über 1.500 Meter gekrönt.
Woran es lag, konnte auch Bundestrainer Bernd Berkhahn nicht sagen. "Wenn ich das wüsste", antwortete er, "eigentlich ist er fit und gut drauf." Der mentale Druck sei "enorm hoch" gewesen, "es ist dann natürlich schwer, gegen alles und gegen sich selbst seine Form wiederzufinden, die Zweifel zu überwinden".
Fokus auf Olympia-Vorberietung
Wellbrock, der nach fünf Medaillen bei fünf WM-Starts vor einem Jahr wieder Sportgeschichte schreiben wollte, meinte dagegen: "Ich kann mit dieser Drucksituation umgehen."
Im Hinblick auf die Vorbereitung auf Olympia im kommenden Sommer will Wellbrock nun nicht alles über den Haufen werfen. "Wir müssen das erstmal rational bewerten, es bringt jetzt nichts, die Vorbereitung voreilig umzustrukturieren."