Biathlon auf Schalke: Warum Schalke das Geld braucht

Was wurde Rudi Assauer belächelt, als der damalige Manager des FC Schalke 04 vor mehr als 20 Jahren bei der Eröffnung der Multifunktionshalle in Gelsenkirchen-Erle davon schwärmte, was hier am Berger Feld an Veranstaltungen alles stattfinden könne. Konzerte von großen Musikstars wie Taylor Swift (Stichwort "Swiftkirchen"), Ed Sheeran, Coldplay oder Robbie Williams gab es seit der Einweihung im August 2001, doch Assauer fantasierte sogar von Wintersport im Flachland Ruhrgebiet.

2002 war es schon so weit, in der Arena auf Schalke fand die erste Biathlon World Team Challenge statt. Es war von Anfang an ein Erfolgsmodell, immer kamen mindestens 40.000 Zuschauer - aber noch nie hatte der klamme Verein die Zusatzeinnahmen durch Events abseits des Kerngeschäfts Fußball so nötig wie jetzt.

162,7 Millionen Euro Schulden drücken Schalke aktuell, obwohl die beim Bau 190 Millionen Euro teure Arena schon abbezahlt ist, das negative Eigenkapital beträgt 109,8 Millionen Euro. Alarmierende Zahlen, die durch den Absturz des achtmaligen Champions-League-Teilnehmers in die zweite Liga vorerst nicht besser ausfallen werden.

Vier Heimspiele bei der Fußball-EM, drei Auftritte des Musik-Superstars Taylor Swift, fünfmal Pyroshow von Rammstein, zweimal "Hells Bells" von AC/DC: Der Sommer 2024 war heiß auf Schalke, noch nie gab es in der Geschichte der Arena so viele hochkarätige - und allesamt ausverkaufte - Veranstaltungen, bei denen der Verein seine Spielstätte vermieten konnte, wie in diesem Jahr. Geld, das Schalke schlichtweg zum Überleben braucht.

Eine halbe bis eine Million Euro bleibt beim Verein abzüglich der Kosten für zum Beispiel Personal hängen, wenn Schalke die Arena für ein ausverkauftes Konzert in der Größenordnung von US-Rocker Bruce Springsteen (nächstes Jahr im Juni) vermietet. Deutlich über eine Million ist der Gewinn bei eigenen Veranstaltungen wie zum Beispiel Biathlon auf Schalke (Samstag ab 18 Uhr live im ZDF). Über zehn Millionen Euro landeten so in den Schalker Kassen im Superjahr 2024. Doch das reicht nicht, um die Verluste im Fußball, wenn man dort nur zweitklassig ist, zu kompensieren.

Gerade hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) die TV-Rechte für die nächsten vier Bundesliga-Jahre verkauft. Für die Spielzeiten 2025/26 bis 2028/29 können die 36 Klubs der Bundesliga und 2. Bundesliga mit Einnahmen von 1,121 Milliarden Euro pro Saison rechnen, insgesamt sind es in dem Zeitraum 4,484 Milliarden Euro - zwei Prozent mehr als bei der letzten Ausschreibung. Doch die Finanzschere zwischen den Vereinen wird größer, denn obwohl die TV-Gelder einigermaßen solidarisch auch auf die Kleineren der Branche verteilt werden, erhalten Topklubs wie Bayern München stets das größte Stück vom Kuchen. Schalke will an diesem System etwas ändern - zu seinen Gunsten.

S04-Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers fordert, dass die Strahlkraft von Traditionsvereinen mit vielen Fans bei der Verteilung der TV-Gelder stärker gewichtet wird. Sportlich mögen die Königsblauen als Tabellen-13. der 2. Liga den Anschluss nach oben verloren haben, aber bei den Einschaltquoten zieht der 192.000 Mitglieder zählende Zweitligist zu den Top 10 - ebenso wie andere Zweitligisten wie der 1. FC Köln, der Hamburger SV oder Hertha BSC.

Den Vorstoß der Gelsenkirchener, TV-Geld mehr nach tatsächlichem Interesse der Zuschauer auszuschütten, weisen kleinere Vereine aus der Bundesliga wie Mainz 05 oder der Reviernachbar VfL Bochum zurück. Für Schalke ist es aber, neben den Zusatzgeschäften durch andere Events in der Arena, die einzige Möglichkeit, die finanzielle Kluft nach oben zu verkleinern.

Erst wenn man auch sportlich wieder in der ersten Liga mitspielt, dürfte auf Schalke die dramatische Not, Einnahmen abseits des Kerngeschäfts Fußball zu generieren, geringer werden.