Biathlon: Preuß reißt die Nachwuchs-Biathletinnen mit
Starke Biathlon-Frauen:Preuß reißt die jungen Wilden mit
von Lars Becker
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Angeführt von der erfahrenen Franziska Preuß klopft eine neue Generation junger deutscher Biathletinnen an die Tür zur Weltspitze. Eine Einser-Abiturientin geht voran.
Franziska Preuß streift das Gelbe Trikot der Gesamtführenden im Weltcup über.
Quelle: AFP
Biathletin Franziska Preuß gewinnt den Sprint in Hochfilzen. Die 30-Jährige feiert nach fast sechs Jahren den zweiten Weltcupsieg ihrer Karriere. Jungtalent Selina Grotian wurde 5.13.12.2024 | 3:02 min
Biathlon-Legende Laura Dahlmeier hatte schon vor der Saison eine Ahnung. "Das ist eine große Chance für die Jungen. Als ich 2015 nach dem Olympia-Umbruch neu reingekommen bin, folgte auch ein supererfolgreiches Jahr", schätzte die ZDF-Expertin ein: "Ich könnte mir vorstellen, dass das dieses Jahr auch passiert."
Preuß geht voran - die anderen folgen
Zumindest der Weltcup-Start macht Hoffnung darauf. Nachdem es in der vergangenen Saison keinen einzigen Weltcup-Sieg für das deutsche Frauen-Team gegeben hatte, mischten bei den Auftakt-Rennen im finnischen Kontiolahti gleich drei deutsche Damen weit vorn in der Weltspitze mit. Die routinierte Franziska Preuß holte nach den Plätzen fünf und vier zuvor als Dritte im Massenstart den ersten Podestplatz. Hinter ihr stürmten im "deutschen Zug" Vanessa Voigt und das erst 19 Jahre alte Team-Küken Julia Tannheimer auf die Plätze vier und fünf.
Beim ersten Rennen der zweiten Weltcup-Station in Hochfilzen feierte Preuß ihren erst zweiten Weltcup-Sieg und übernahm die Führung im Gesamt-Weltcup. Beste Deutsche hinter Preuß war diesmal die 20-jährige Selina Grotian, die starke Fünfte (1 Fehler/+ 30,2 Sekunden) wurde.
Franziska Preuß berichtete nach den Rennen in Kontiolahti: "Da schaukelt sich dann so eine Dynamik hoch." Genau das passiert momentan im deutschen Frauen-Team. Die 30 Jahre alte Führungsfigur Preuß geht voran, die "jungen Wilden" folgen.
Eigentlich braucht Selina Grotian für alles einen Plan, doch der schwierige Schritt als Juniorin in den Weltcup hat die 20-Jährige gelehrt: Mit Gelassenheit geht's auch.12.12.2024 | 9:51 min
Neben Preuß kann man nur die 27 Jahre alte Voigt zur erfahreneren Garde zählen, die Talente mit Tannheimer (19), Selina Grotian (20) oder Julia Kink (20) sind in der Überzahl. Dazu kommt beim Weltcup in dieser Woche noch die 21 Jahre junge Marlene Fichtner, die sich mit einem Sieg beim IBU-Cup im norwegischen Geilo erstmals das Ticket fürs Weltcup-Team verdiente. Der "Jugendstil" bringt definitiv "frischen Wind ins Team" und die Rollen sind klar verteilt. Preuß und Voigt sind die "Mamis", wie sie die im vergangenen Winter schon an WM-Staffelbronze beteiligte Selina Grotian scherzhaft genannt hat.
Julia Tannheimer mit großer Zukunft?
Sie geben die Tipps, den Rest der Fragen von den Youngstern "bekommen die Trainer ab" (Preuß). Die Situation taugt der deutschen Nummer 1: Die in der Vergangenheit permanent von Erkrankungen gebeutelte Wasserburgerin wirkt so entspannt wie nie, nachdem sie sich im Nachgang der vergangenen Saison einer unangenehmen Nasennebenhöhlen-Operation unterzogen hatte. Sie fühlt sich jetzt "deutlich belastbarer".
Zwar fiel sie zum Weltcup-Auftakt wegen eine Infekts wieder kurz aus, performte danach aber konstant auf höchstem Niveau. Platz eins im Gesamtweltcup nach vier Rennen spricht eine deutliche Sprache. Im Schatten der Vorzeigefigur gibt es eine gesunde Konkurrenz darüber, wer in Zukunft die neue deutsche "Biathlon-Überfliegerin" werden könnte. In die Pole Position hat sich erstmal Julia Tannheimer gebracht - sie hat nach zwei Top-6-Plätzen im Weltcup bereits die Qualifikationsnorm für die Weltmeisterschaft im schweizerischen Lenzerheide in der Tasche.
Mitten im Abistress: Biathlon-Talent Julia Tannheimer hat in Ruhpolding ein starkes Weltcup-Debüt hingelegt. Die 18-Jährige will nicht nur im Sport zu den Besten gehören.
von Anja Fröhlich
1:32 min
"Nur" 1,1: Tannheimers Ärger über Abiturnote
"Das fühlt sich alles unreal an", sagt sie. Ihr raketenartiger Aufstieg begann am 16. Dezember 2023, als sie sich in Norwegen im Alter von 18 Jahren und 137 Tagen beim IBU-Cup zur jüngsten Einzelsiegerin eines Einzelrennens in der zweiten Liga des Biathlon kürte. Es folgten zweimal Gold und einmal Silber bei der Junioren-WM und danach legte die insgesamt fünfmalige Nachwuchs-Weltmeisterin ein sensationelles Abitur mit der Note von 1,1 hin. Für ihren Ehrgeiz spricht, dass Tannheimer am "Boden zerstört war", weil sie durch die mündliche Prüfung die Traum-Abschlussnote von 1,0 verpasst hatte.
Nach einer schwierigen vergangenen Saison ist Franziska Preuß wieder körperlich fit. Die 30-Jährige will im "Herbst ihrer Karriere" noch bis Olympia 2026 erfolgreich sein.13.12.2024 | 2:12 min
Dass sie viele schon als mögliche Nachfolgerin von Legenden wie Magdalena Neuner oder Laura Dahlmeier sehen, macht sie eher verlegen. "Ich kann mich mit den beiden nicht sehen, das bekommt mein Kopf nicht hin", sagte sie im Podcast "Extrarunde": "Es interessiert mich auch nicht so sehr, mich freuen die Ergebnisse. Rekorde sind in meinem Alter auch nicht so wichtig." Das wird Laura Dahlmeier genauso sehen.
"Ein Versprechen für die Zukunft“ nennt Felix Bitterling die „jungen Wilden“ im deutschen Biathlon-Team. Der Sportdirektor Biathlon im Deutschen Skiverband (DSV) gibt den jungen Talenten, zu denen auch die 22-Jährige Johanna Puff gehört, die Chance zum Wachsen: „Wir haben ein sehr junges Team, das in seiner Entwicklung Zeit braucht. Die Sportlerinnen sollen sich in der Weltelite akklimatisieren und für den einen oder anderen Erfolgsmoment sorgen. Rückschläge sind eingeplant.“ Das Konzept geht bis jetzt hervorragend auf.
Skispringen, Ski Alpin, Biathlon und mehr in Zahlen
Quelle: Reuters
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