Rhythmische Sportgymnastik: Varfolomeev holt Mehrkampf-Gold

    Rhythmische Sportgymnastik:Varfolomeev krönt WM mit historischem Erfolg

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    Darja Varfolomeev holt bei der WM in der Rhythmischen Sportgymnastik ihre fünfte Goldmedaille. Eine deutsche Weltmeisterin im Mehrkampf hatte es zuletzt 1975 gegeben.

    Darja Varfolomeev hat bei den Weltmeisterschaften in der Rhythmischen Sportgymnastik einen historischen Fünffach-Erfolg gefeiert. Nach viermal Gold in den Gerätefinals siegte die 16 Jahre alte Ausnahmeathletin in Valencia auch im Mehrkampf.

    Erste deutsche Mehrkampf-Weltmeisterin seit 1975

    Der Schützling von Trainerin Yuliya Raskina holte mit Ball, Band, Keulen und Reifen 137,450 Punkte und ist damit die erste deutsche Mehrkampf-Weltmeisterin nach Carla Rischer 1975. Fünf Triumphe bei einer einzigen WM waren in den vergangenen sechs Jahrzehnten nur Sportlerinnen aus Russland, der Ukraine und Bulgarien gelungen.
    Im vergangenen Jahr hatte Varfolomeev WM-Silber gewonnen und damit einen Quotenstartplatz für die Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Paris geholt. Die gebürtige Russin, die mit zwölf Jahren nach Deutschland gekommen war, verwies Titelverteidigerin Sofia Raffaeli aus Italien mit 135,700 Punkten auf Rang zwei. Dritte wurde Daria Atamanov aus Israel mit 131,400 Zählern.
    Varfolomeev hatte zuvor bereits die Einzeltitel mit Reifen, Ball, Keulen und Band gewonnen. Zudem holte sie in Valencia gemeinsam mit Kolosov sowie der Gruppe aus Anja Kosan, Daniella Kromm und Alina Oganesyan, Hannah Vester und Emilia Wickert Silber in der Team-Wertung.

    Mit zwölf Jahren allein nach Deutschland

    Um sich den Traum von Gold zu erfüllen, ist Darja Varfolomeev aus dem westsibirischen Barnaul mit nur zwölf Jahren allein, ohne Eltern und ohne die Sprache zu sprechen nach Deutschland gekommen. Dank eines deutschen Großvaters konnte sie die Staatsbürgerschaft wechseln.
    Inzwischen lebt sie mit ihrem Vater und ihrer Chihuahua-Hündin in Fellbach unweit von Stuttgart. Ihre Mutter ist weiterhin in Russland. "Meine Mutter ist oft unterwegs wegen der Arbeit. Aber sie kommt voll oft", sagte sie. Als die künftige Zehntklässlerin im vorigen Jahr völlig unerwartet Weltmeisterin wurde, rieben sich nicht wenige verwundert die Augen.

    Trainerin: Als Juniorin "okay" gewesen

    Der kometenhafte Aufstieg der Teenagerin aber hat auch eine Vorgeschichte. "Als sie gekommen ist, hatte sie Potenzial, auf jeden Fall", sagte Trainerin Raskina, die sie seit ihrer Ankunft in Deutschland in Schmiden betreut. Als Juniorin sei sie "okay" gewesen, urteilte die 41 Jahre Olympia-Zweite im Mehrkampf von Sydney 2000. "Wir haben sie langsam aufgebaut, langsam mit ihr gearbeitet ohne Stress", berichtete die Belarussin, die ihren Schützling als ehrgeizig und ausdrucksstark beschreibt. Aber dann kam die Corona-Pandemie.
    Wettkämpfe waren tabu, Welt- und Europameisterschaften gab es nicht. "Sie hat diese ganz Junioren-Zeit verloren", sagte Raskina. Und im Verborgenen ist Darja Varfolomeev dieser Phase entwachsen und in den Erwachsenen-Bereich gewechselt. "Dann, im ersten Jahr bei den Senioren, war sie so hungrig auf Wettkämpfe. Sie wollte so sehr turnen, denn sie war einfach in der Halle eingesperrt. Wir haben nur Online-Wettkämpfe gemacht. Sie war so glücklich einfach, sich zu zeigen. Es war schnell, aber nicht so schnell für uns", erzählte die Trainerin.
    Quelle: dpa, SID
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