Duponts Spezialauftrag bei Olympia: Rugby-Gold für Frankreich

"Allez les Bleus" und die Nationalhymne sangen die Fans im Stade de France schon, als noch die vorherige Partie zwischen Neuseeland und Südafrika lief. Dann begann das Spektakel.

Frankreichs Rugby-Olympiaauswahl überrollte im Viertelfinale vor rund 70.000 Fans den Erzrivalen Argentinien in der ersten Spielhälfte mit einer 21:0-Führung, die sie schließlich auch über zittrige Momente rettete und zum 26:14-Sieg führte.

Auf die Sommerspiele in Paris wartet damit schon am Samstag - dem ersten offiziellen Wettkampftag nach der Eröffnungsfeier - der erste Stimmungshöhepunkt: Am Nachmittag steigen im Nationalstadion von Saint-Denis zunächst die Halbfinals zwischen Frankreich und Südafrika (Beginn 15:30 Uhr) sowie Titelverteidiger Fidschi und Australien (16 Uhr). Am Abend dann folgt das Finale (19:45 Uhr).

Für Frankreich wäre olympisches Gold im Rugby einer der Schlüsseltriumphe. Das Spiel mit dem Ei ist äußerst populär im Land. In manchen Regionen, besonders dem Südwesten, ist Rugy populärer noch als Fußball - wenngleich in der international tonangebenden Version mit 15 Spielern oder der ebenfalls historischen mit 13 Akteuren.

Doch dieser Tage profitiert auch die olympische 7er-Variante von der französischen Rugbybegeisterung. Von "verrückten Momenten" sprach Center Aaron Grandidier nach dem Argentinien-Spiel.

Was Olympia betrifft, war das noch untertrieben. Erst zum dritten Mal ist Rugby nach seiner Wiedereinführung dabei. 2016 wurde im rugbyfremden Brasilien in der Mini-Arena eines Vororts von Rio de Janeiro gespielt. 2021 in Tokio war Pandemie.

Wer nun ins französische Stadion kommt, wird aber nicht nur stimmungstechnisch belohnt. Von Rugby-Traditionalisten mag die 7er-Variante mit ihrer Spielzeit von nur zwei Mal sieben Minuten belächelt werden, doch für den Laien ist sie spektakulärer, dynamischer und kunstvoller.

Sowieso bleibt Olympia keine andere Wahl: Das körperlichere 15er-Spiel erfordert Erholungspausen von einer Woche zwischen Matches - inkompatibel mit dem Olympia-Kalender, der auch ein Frauen-Turnier unterbringt.

Die großen Stars des Sports bekommen die Fans bei Olympia so im Normalfall allerdings nicht zu sehen. Klassischerweise stammen die 7er-Spieler bei den Rugby-Nationen zwar eigentlich aus der 15er-Variante, schaffen es dort jedoch nicht in der Spitze. Doch bei diesen Spielen gibt es eine namhafte Ausnahme.

Denn mit Antoine Dupont hat sich Frankreichs populärster Rugbyspieler für Heim-Olympia eine Auszeit vom 15er-Rugby genommen. Im Fernsehen läuft er in Werbespots rauf und runter, die Fans feiern ihn unablässig. Und mit seinen schnellen Rhythmuswechseln sowie Konterqualitäten passt der 1,74 Meter kleine Dupont auch von der Spielweise her ideal in die offenere 7er-Variante.

Vorigen Monat führte Dupont die Franzosen ad hoc zu ihrem Titel in der seit 25 Jahren ausgetragenen WM-Serie im 7er-Rugby. Noch wird von solchen Turnieren keine vergleichbare Notiz wie bei den 15ern genommen.

Doch Rugby-Weltverbandspräsident Alan Gilpin spricht bereits von "Dupont-Effekt", den der Nationalheld auf Abwegen künftig auch für andere Stars haben könnte. Die große Beachtung für das Rugby bei den Pariser Spielen nennt er eine "goldene Gelegenheit" für den Sport.

Das ist sie definitiv auch für Frankreich und für Dupont selbst. Vorigen Herbst bei der Heim-WM der 15er-Variante starb der Traum vom ersten Titel im Viertelfinale durch eine dramatische Niederlage gegen den jetzigen Halbfinalgegner Südafrika. Heute im Stade de France geht es darum, Geschichte zu heilen - und zu schreiben.