Deutsches Team bei Olympia: Mehr Frust und weniger Medaillen

    Team Deutschland bei Olympia:Mehr Frust und weniger Medaillen

    von Susanne Rohlfing
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    Team D hält sich mit seinen Medaillen zwar in den Top Ten bei Olympia, aber es rumort unter Athleten, Trainern und Funktionären. Zufrieden mit dem deutschen System scheint niemand.

    DBB-Team auf der Bank im Bronzespiel gegen Serbien
    Erwartungen nicht erfüllt: DBB-Team fährt ohne Medaille nach Hause
    Quelle: IMAGO/camera4+

    Bundeskanzler Olaf Scholz war gekommen, um zu feiern. Dass die olympische Regattastrecke da aus deutscher Sicht eine gute Adresse ist, war wohl bis zu ihm vorgedrungen. Stimmte dann ja auch. Zweimal Gold, einmal Silber und einmal Bronze holten die Rennsportkanuten bei den Olympischen Spielen in Paris. Nur mit Olaf Scholz feiern, das wollten sie nicht.
    Die Kajakfahrer Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz sprachen Klartext mit dem Kanzler, so wurde es in Vaires-sur-Marne beobachtet. Sie wünschten sich, nicht nur an Siegertagen beachtet zu werden, denn diese besonderen Tage sind ja nur möglich, wenn an allen anderen hart gearbeitet wird.
    DOSB-Präsident Thomas Weikert im Studio-Talk
    Thomas Weikert zieht seine Olympia-Bilanz und sieht Mängel in der Sport-Förderung in Deutschland. Der DOSB-Chef spricht auch über eine mögliche deutsche Olympia-Bewerbung.11.08.2024 | 12:20 min
    Und harte Arbeit für den Spitzensport lässt sich dauerhaft nur leisten, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Da geht es um Finanzielles, aber auch um Infrastruktur, Trainer, Talentsichtung- und -entwicklung, gesellschaftliche Anerkennung und gesellschaftliches Engagement.

    Deutsche Olympia-Medaillen: Seit der Wende geht es bergab

    Und genau da liegt das Problem. Alles hängt mit allem zusammen und alles läuft nicht gut in Deutschland. Das Resultat: Seit der Wende gewinnen deutsche Olympiamannschaften immer weniger Medaillen. Bei jenen, die sich nach Kräften mühen und doch nur dem Niedergang beiwohnen können, wird der Frust immer größer.
    Am Nachmittag des letzten Olympia-Tags liegen die Deutschen im Medaillenspiegel auf Rang zehn. Die Top Ten sollten es werden, das hatten die Verantwortlichen des Deutschen Olympischen Sport Bundes (DOSB) im Vorfeld als Ziel formuliert. Immerhin das hat geklappt.
    Yemisi Ogunleye aus Deutschland in Aktion.
    Yemisi Ogunleye hat überraschend Gold im Kugelstoßen gewonnen. Die 25-Jährige stieß 20,00 m und feierte damit gleich bei ihrem Olympia-Debüt den größten Erfolg ihrer Karriere.09.08.2024 | 7:32 min

    Über 30 Medaillen für Deutschland

    Über 30 Medaillen ist die Ausbeute der deutschen Mannschaft aber schlechter als noch vor drei Jahren in Tokio, und damals waren die 37 Plaketten schon das schlechteste deutsche Olympia-Ergebnis seit der Wiedervereinigung.
    Seit bald zehn Jahren werkeln Sport und Politik in Deutschland an einer Spitzensportreform, aber ein Leistungsaufschwung ist weiterhin nicht in Sicht.

    Derzeit ist das deutsche Sportfördersystem nur bedingt in der Lage, das Potenzial der Athleten so zu entwickeln, dass sie in der Breite der Disziplinen international wettbewerbsfähig sind.

    Maximilian Klein, stellvertretender Geschäftsführer von "Athleten Deutschland"

    So lautet auf Anfrage des ZDF das Fazit von Maximilian Klein, dem stellvertretenden Geschäftsführer von "Athleten Deutschland".

    Das Ausland lockt Trainer

    Deutsche Trainer verlassen das Land und formen die Athleten anderer Nationen zu Siegern, weil es dort mehr Geld und Anerkennung gibt. Und deutsche Athletinnen und Athleten nutzen immer öfter die Chance, in die USA zu gehen, Zehnkämpfer Leo Neugebauer ist das beste Beispiel. Studium und Hochleistungssport sind in Amerika nicht zwei Dinge, die einander in die Quere kommen.
    Olympia, Paris 2024, Zehnkampf: Leo Neugebauer beim Stabhochsprung
    So hat Zehnkämpfer Leo Neugebauer bei Olympia seine 8.748 Punkte für die Medaille gesammelt.03.08.2024 | 3:56 min
    Und die Spitzensportreform, die doch hierzulande für bessere Rahmenbedingungen sorgen soll? "Wir schreiben Exceltabellen, die anderen trainieren", konstatierte in Paris Jörg Bügner, Sportvorstand beim Deutschen Leichtathletik-Verband.
    Athletenvertreter Maximilian Klein sieht jedoch aktuell eine "Aufbruchsstimmung", er hat offenbar noch Vertrauen in das, was mit der Reform erreicht werden soll. Die geplante Gründung einer Leistungssportagentur stimmt auch andere optimistisch.
    "Diese soll die Verteilung der Fördergelder unabhängig und damit wirksamer ausgestalten, aber auch eine zielführende Kontrolle zum effizienten Mitteleinsatz einführen", erklärt Klein.
    deutsches 3x3 Basketball Team
    Auftritte, die in Erinnerung bleiben. Eine Medaillengalerie zwischen Rhythmischer Sportgymnastik, Kugelstoßen und Golf. Karrieren, die zu Ende gehen. Olympische Momente.11.08.2024 | 4:46 min

    Athleten-Vertreter: Kein "alimentiertes Hobby"

    Sein Appell aus der Ferne an Sport und Politik:

    Die Karrieren von Athleten sind kurz und fragil.

    Maximilian Klein, "Athleten Deutschland"

    Ein "zufriedenstellender Abschluss" und eine "zeitnahe Umsetzung" der Reformbestrebungen sei daher dringend nötig. Und dann noch dieser Satz, der auch an den Kanzler gerichtet sein könnte und den Kanuten sicher gefallen würde:
    "Spitzensport ist kein alimentiertes Hobby, sondern ein Berufsfeld mit enormen Risiken, Kosten und Entbehrungen. Wenn wir als Gesellschaft Höchstleistungen bejubeln möchten, benötigen wir ein leistungsfähiges Fördersystem."

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    Quelle: Reuters

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