Hockey: Deutsche Teams bei EM stark

In seinem olivgrünen T-Shirt war André Henning gerade mal wieder pausenlos an der Seitenauslinie entlang getigert. Doch nun hielt er inne, presste die Lippen aufeinander und applaudierte. Es war der stille, genießerische Kommentar des Hockey-Bundestrainers zum fulminanten dritten Viertel seines Teams gegen Frankreich.

Dank des Zwischenspurts gewann die DHB-Auswahl den Teilabschnitt mit 3:0, siegte am Ende 4:1 - und Henning sagte zufrieden:

Diese Stärke hatte den EM-Gastgebern im Mönchengladbacher Hockeypark zuvor schon einen Blitzstart mit zwei Treffern beim 3:0 gegen Dauerrivalen Niederlande beschert. Zur Belohnung gab's den Gruppensieg - und anstatt mit Olympiasieger Belgien messen sich die DHB-Männer im Halbfinale heute mit den Engländern.

"Am Ende des Tages sind wir das bessere Team", tönte Nationalspieler Timur Oruz vorab schon mal. Zudem frohlockte der 28-Jährige von Rot-Weiss Köln : "Die Stimmung hier wird uns tragen."

Der Sprung ins Finale ist das klare Ziel. Denn nur der Europameister bekommt das olympische Direkt-Ticket für den kommenden Sommer ausgehändigt.

Keiner weiß dabei besser als André Henning, wie gerne seine Spieler - gerade nach dem WM-Sieg im Januar in Indien - für die Reise nach Paris den Umweg über ein Qualifikationsturnier vermeiden würden.

Immerhin: Beim mentalen Spagat, innerhalb von sieben Monaten mit WM und EM zwei absolute sportliche Highlights absolvieren zu müssen, sei das aktuelle Heimspiel "ein unglaublicher Vorteil". Denn, so der Bundestrainer gegenüber ZDFheute: "Würde das Turnier irgendwo in Spanien stattfinden, und für uns ohne große öffentliche Beachtung, wäre das noch mal schwieriger."

So aber stehen Deutschlands Hockey-Männer nun besonders im Fokus. Ebenso wie ihre weiblichen Pendants.

Parallel zu ihren Weltmeister-Kollegen weckten die "Danas" mit drei klaren Siegen gegen Schottland (4:0), England (5:0) und Irland (5:0) in der Gruppenphase Hoffnungen auf olympisches Edelmetall im nächsten Sommer. Im EM-Halbfinale gegen Belgien mussten sie dann aber mit 0:1 die Segel streichen.

Die Torlosigkeit seines Teams am Donnerstagabend nervte Bundestrainer Valentin Altenburg "schon krass". Das Spiel um Platz drei gegen England am Samstag könne da "gar kein Trost" sein.

Denn fest steht: Um nach dem enttäuschenden Viertelfinal-Aus bei den Spielen in Tokio im nächsten Jahr wieder bei Olympia mitmischen zu dürfen, müssen die DHB-Frauen nun eine Extrarunde drehen. Bei einem der Qualifikationsturniere, die Deutschlands Hockey-Männer, als Vierter ebenfalls ohne Edelmetall aus Tokio heimgekehrt, so gerne umschiffen würden.

"Olympia ist das mit Abstand wichtigste Event im Hockey. Daran hängt die komplette Förderung", kennt Altenburgs Amtskollege Henning die finanzielle Bedeutung des Fünf-Ringe-Spektakels für seine Sportart. Deshalb hat der 39-Jährige beim Gedanken an die Qualifikationsturniere im Januar 2024 auch die Ausgaben im Blick.

"Das direkte Olympia-Ticket würde den Winter tatsächlich ein bisschen entspannter machen. Und ich glaube, die Finanzverantwortlichen beim DHB würden sich auch freuen", ahnt der Männer-Bundestrainer - dem klar ist: Ein weiterer gezielter Zwischenspurt seines Teams, diesmal im Halbfinale gegen England, kann auf dem Weg nach Paris definitiv nicht schaden.