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Start der 2. Bundesliga:Hertha-Chaos vor dem Saisonstart
von Florian Vonholdt
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Der einstige "Big City Club" Hertha BSC beginnt am Samstag das Unterfangen Bundesliga-Rückkehr. Um die Arbeitsbedingungen von Trainer Dardai ist es dabei nicht zum Besten bestellt.
Hertha-Trainer Pal Dardai am Trainingsplatz.
Quelle: imago
Die Teilnehmerliste der 2. Liga klingt in dieser Saison mehr nach Bundesliga als je zuvor. Mittendrin in der Ansammlung großer Namen befindet sich auch Hertha BSC.
"Top" ist bei den Berlinern vor ihrem ersten Zweitliga-Spiel seit elf Jahren jedoch wenig. Gebeutelt von der zwischenzeitlich lizenzbedrohenden Finanzlage versucht Sportdirektor Benjamin Weber, den Klub von personellen Großverdienern zu befreien und gleichzeitig einen konkurrenzfähigen Kader zusammenzustellen.
Kein Geld bei Hertha für Neuzugänge
Das Problem: Für Neuzugänge ist praktisch kein Geld da. Nicht einmal eine Million Euro gab man bisher für acht neue Spieler aus. 300.000 Euro kostete Torwart Marius Gersbeck.
Der gebürtige Berliner ist jedoch nach dem Eklat im Trainingslager, bei dem er während eines nächtlichen Ausflugs einem 22-Jährigen per Faustschlag Frakturen am Kopf zugefügt haben soll, direkt suspendiert.
Prügel-Eklat überschattet Hertha-Trainingslager
Dabei sollte Gersbeck ein Puzzlestück für den von Hertha-Präsident Kay Bernstein postulierten "Berliner Weg" sein. Ein Teil eines Teams, mit dem sich die Fans wieder identifizieren können.
So aber war Gersbecks mutmaßlicher Schlag ins Gesicht des jungen Österreichers gleichzeitig einer in das der Hertha-Verantwortlichen. Es war die Schlagzeile, die Herthas Saisonvorbereitung überschattete.
Für Hertha BSC beginnt eine neue Ära. Nach der "Big City Club"-Zeit mit teuren Spielern soll jetzt der eigene Nachwuchs eine Chance bekommen.24.02.2023 | 10:13 min
Hertha-Abgänge spielen Champions League - in Berlin
Dass der einstige Hertha-Rekordeinkauf Lucas Tousart (25 Millionen Euro) für nur drei Millionen Euro und ausgerechnet an Stadtrivale Union Berlin abgegeben wurde, passte ebenfalls ins Bild.
Dass Tousart nun - genau wie der bisherige Hertha-Ersatztorwart Alexander Schwolow - in dieser Saison Champions League im Olympiastadion spielen kann, machte den Spott unter Nicht-Hertha-Fans perfekt.
Neben Tousart gaben die Hertha-Verantwortlichen auch die beiden Großverdiener Santiago Ascacibar und Krzysztof Piatek ab. Für das Trio zahlten die Berliner einst 59 Millionen Euro Ablöse. Nun kassierte der Verein für die Spieler schlappe 5,5 Millionen Euro - eine katastrophale Bilanz, die zeigt, wie groß der finanzielle Druck bei der Hertha ist, teure Spieler von der Gehaltsliste zu bekommen.
Kein Trikotsponsor: Herthas Brust ist blank
Aber nicht nur die Transfereinnahmen stocken, auch jene beim Sponsoring. Hertha gelang es bislang nicht, einen neuen Trikotsponsor zu präsentieren. Die Suche wirkte mitunter verzweifelt: Vermarkter Sportfive schaltete sogar eine Social-Media-Anzeige, um Firmen auf den freien Werbeplatz beim Hauptstadtklub aufmerksam zu machen.
Herthas Geschäftsführer Tom Herrich hatte im Mai auf der Mitgliederversammlung lapidar bemerkt: "Also, wer jemanden kennt, der kann sich gerne jederzeit melden". Und manch einer fragte sich, ob es sich hier noch um einen Hauptstadt- oder schon um einen Dorfklub handelte.
Vier Dardais bei der Hertha
Aber es gibt sie noch, die Wohlfühl-Story rund um Hertha BSC. Für die sorgen Trainer Pal Dardai und seine drei Söhne Marton, Bence und Palko. Letzteren holten die Berliner vom ungarischen Klub Fehervar FC zurück.
In dieser Saison könnte die Familienbande Geschichte schreiben. Erstmals drei Brüder auf dem Platz, während ihr Vater als Trainer an der Seitenlinie steht - das hat es im deutschen Profifußball noch nicht gegeben.
Dardai: "Bitte nicht unter dem zehnten Platz"
Dardai Senior hat vor dem Start aber nur einen Wunsch: "Lasst uns Weihnachten noch hier sitzen und eine Chance auf oben haben. Das kann der fünfte oder sechste Platz sein, aber bitte nicht unter dem zehnten Platz."
Die Sorge, dass der "Berliner Weg" so schnell nicht mehr nach oben führt, schwingt auch beim Trainer mit. Wer mag es ihm angesichts der Umstände in seinem Klub verdenken.
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