Fußball-EM: "Regierung nutzt die Euro nicht genug"

    EM-Geschäftsführer kritisiert:"Regierung nutzt die Euro nicht genug"

    von Frank Hellmann
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    Die Organisatoren der UEFA stellen fest, dass sich das Ausland mehr auf die EM 2024 freut als Deutschland. Auch die Bundesregierung steht in der Kritik.

    Archiv: Eine Deutschlandflagge im Gegenlicht
    Die EM-Stimmung in Deutschland ist etwas mehr als vier Monate vor der EURO 2024 verhalten.
    Quelle: imago

    UEFA-Wettbewerbsdirektor, Martin Kallen, kann sich noch gut erinnern, wie das mit seiner ersten Europameisterschaft gewesen ist. 1996, der Schweizer hatte gerade bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) angefangen und sich in den Kopf gesetzt, in England unbedingt dabei zu sein. Irgendwie hat er es geschafft, "ich war zuständig für alles und nichts".
    Kurz vor dem Finale im alten Wembley-Stadion erreichte ihn plötzlich der Auftrag, er möge doch den damaligen Kanzler Helmut Kohl in die deutsche Kabine geleiten. "Ich durfte ihn runterbringen. Durch all die Menschen, das haben nur seine Sicherheitsleute nicht goutiert." Irgendwie hat’s doch ohne größeren Zwischenfall geklappt. Und Europameister war Deutschland danach auch noch geworden.
    Archiv: Markus Stenger spricht auf einr Pressekonfernez
    Markus Stenger, Geschäftsführer der EURO 2024.
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    Das Ausland freut sich riesig

    Es sind solche Anekdoten, die vom UEFA-Events-CEO auf dem Sportbusinesskongress Spobis in Hamburg erzählt werden, um ein bisschen Vorfreude zu wecken. Dass sich das Nachbarland damit schwertut, spürt er natürlich. Nach außen gibt der Cheforganisator den Optimisten, dass sich bei der Endrunde (14. Juni bis 14. Juli) alles wieder zu einem schwarz-rot-goldenen Bild der Harmonie fügen werde. Seine Frage ist ja nicht ganz unberechtigt:

    Wenn wir das in Deutschland nicht gut organisieren, wo dann in Europa?

    Martin Kallen, UEFA-Wettbewerbsdirektor

    Bei Markus Stenger, zusammen mit Andreas Schär Geschäftsführer der EURO 2024 GmbH, fällt die Zwischenbilanz gemischt aus. Derzeit sei eine "wahnsinnige Vorfreude und große Lust" vor allem im Ausland zu spüren, "teilweise stärker als im eigenen Land". Es habe noch "nie einen solchen Run" auf die Karten gegeben - mit 30 Millionen Bestellungen in der letzten Verkaufsphase. Fans des ersten deutschen EM-Gegners Schottland zum Eröffnungsspiel am 14. Juni buchen sogar die teuren Hospitality-Pakete, um irgendwie dabei zu sein.
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    Deutschland das Bürokratiemonster

    Ein solcher Hype ist in Deutschland nicht zu spüren, findet Stenger. Insbesondere die Bundesregierung wird bei den Machern oft als Bremser wahrgenommen.

    Wir haben eine wahnsinnige Chance - diese Begeisterung spürt man politisch nicht.

    Markus Stenger, Geschäftsführer EURO 2024

    Zudem dauerten viele Dinge in Deutschland zu lange. Stenger habe den Eindruck, Deutschland sei ein "Bürokratiemonster". Im Detail sichtbar sei das am verzögerten Akkreditierungsprozess, weil dem Vernehmen nach Datenschutzrichtlinien unter den Bundesländern viel zu spät abgestimmt wurden. Stenger:

    Die Regierung nutzt zum Teil die Euro nicht genug - da bin ich ehrlich.

    Markus Stenger

    Offene Worte werden allerdings im Innenministerium nicht gerne gehört, das auf jede Form der Kritik dünnhäutig reagiert.
    Dazu strahlen die weltweiten Konflikte auch auf die EM ab, wie Stenger zugab: "Ein Turnier steht und fällt mit der Sicherheit." Auch bei der Mobilität sind derzeit keine Garantien abzugeben. "Wer aktuell nach draußen schaut, sieht das viele Dinge nicht planbar sind", kritisierte der Geschäftsführer mit Blick auf den nicht nur von Streiks geplagten Bahn- und Flugverkehr.

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    :UEFA EURO 2024

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    Die Städte sind Feuer und Flamme

    UEFA-Wettbewerbsdirektor Kallen erinnert an die Herausforderungen, die 2012 bei der in die Ukraine und nach Polen vergebenen EM zu bewältigen waren. "Da standen nicht mal die Stadien. Das war eine Herkulesaufgabe. Wir haben damals viele Sachen gelernt, weil wir uns auf einmal um Flughäfen, Eisenbahn und Hotels kümmern mussten." Insofern sind jetzt die Probleme doch gering.
    Was Stenger freut, ist die Bereitschaft - und Begeisterung - der zehn Spielorte, mitzumachen. "Die Städte sind der Hammer: Alle versuchen, die Europameisterschaft zu spielen - abseits davon, ob Summe X oder Y genehmigt wurde." Ihm ist nur wichtig, dass von dem Turnier "mehr als vier Wochen Fußball-Party übrig bleibt".

    Stenger wünscht sich doppelten Titel

    Insbesondere die 24.000 Vereine müssten ein Vermächtnis mitnehmen, indem sich neue Mitglieder, am besten auch gleich neue Ehrenamtliche bei ihnen melden. Und wenn dann noch mehr Kommunen erkennen, dass Investitionen in Sportstätten sich bei Gesundheit, Zusammenhalt und Integration auszahlen, wäre wirklich viel gewonnen.
    Stenger würde am liebsten folgende Schlagzeile nach dem Finale am 14. Juli in Berlin lesen: "Europameister auf und neben dem Platz." Seit 1996 kam ja kein EM-Titel mehr dazu.

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