Neuer Modus der Champions League: Ist jetzt alles besser?
Kommentar
UEFA Champions League :Neuer CL-Modus: Alles besser bei den Besten?
von Oliver Schmidt
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Die neue Königsklasse hat es in sich: so viele Spiele, so viele Einnahmen und so viel Spannung wie noch nie. Eine Bestandsaufnahme vor dem Vorrundenfinale.
Die Teams aus Stuttgart und Bratislava vor einem Champions-League-Spiel
Quelle: Denes Erdos/ AP
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An diesem Mittwoch geschieht Außergewöhnliches: 18 Partien der Champions League werden zeitgleich angepfiffen. Liverpool und Barcelona haben die Eintrittskarte zum Achtelfinale gelöst. Neun Klubs sind ausgeschieden. Das heißt: für die anderen 25 Mannschaften steht viel auf dem Spiel. Foto-Finish in der Königsklasse.
So spannend, so unberechenbar war der wichtigste Europapokal-Wettbewerb noch nie zum Ende einer Gruppenphase. Die Champions League im alten Modus nahm in der Regel erst ab den Viertelfinals so richtig Fahrt auf. In der neuen XL-Variante ist das anders.
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Überraschungspotenzial am letzten Spieltag
Nach sieben von acht Spieltagen werden noch viele Antworten gesucht: Welche Vereine kommen direkt in den Topf der letzten 16? Wer muss eine gefährliche Ehrenrunde in den Play-offs drehen und wer schaut am Ende gar in die Röhre? Titelverteidiger Real Madrid, Vorjahresfinalist Borussia Dortmund oder die Bayern, drei Großclubs, die mutmaßlich in die Trostrunde müssen.
Vor dem Aus stehen sogar Paris Saint-Germain oder der englische Meister Manchester City. Allein diese dramaturgischen Diskrepanzen zwischen alt und neu offenbaren: die Reform war, sportlich betrachtet, überfällig!
Spieler an Belastungsgrenze
Diese neue sportliche Attraktivität der Super-Size-Champions League aber geht zulasten der Spieler. Mit dem Mehr an Spielen (zwei in der Vorrunde, zwei in den Play-offs) ist das oberste Limit der Belastbarkeit erreicht. Seit der Europameisterschaft 2024 haben die Topklubs und Topspieler kaum mehr eine Verschnaufpause: nationale Ligen, Königsklasse, Länderspiele sowie im kommenden Sommer noch das Final Four in der Nations League und die aufgeblasene Klub-Weltmeisterschaft der Fifa.
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Fünf Wochen später beginnt in Deutschland dann schon wieder die neue Saison. An deren Ende möchten Julian Nagelsmann und die Nationalmannschaft im Sommer 2026 Weltmeister werden. Mit den dauerhaft beanspruchten Ausnahmekönnern von den Bayern oder Bayer zum Beispiel. Ein vor allem für Trainer und Spieler außerordentlich anstrengender, komplizierter Spagat.
Lücke in nationalen Ligen wächst
Sportlich bestes Entertainment, finanziell für die Teilnehmer – dank gestiegener TV- und UEFA-Prämien - außerordentlich attraktiv. Diese schon unmoralisch hohen Preisgelder für die Fußball-Elite in der Champions League aber werden mittel- und langfristig den nationalen Ligen weiter schaden. Nehmen wir die Bundesliga: unter die Besten mischen sich schon jetzt nur noch selten Newcomer. Eine beinah "geschlossene Gesellschaft".
Die, die viel haben, bekommen noch mehr. "Den Reichen gibt man", sagen die organisierten Fans in den Kurven. Die Schere geht weiter auseinander, die Zwei- oder Dreiklassengesellschaft im nationalen Wettbewerb manifestiert sich. Die neue Champions League kommt der so verpönten Super League sehr nah.
Nur mit der Reform konnte die UEFA als Verband offensichtlich die Hoheit bewahren über die Spiele der besten Klubs in Europa. Langfristig also droht eine europäische Elite-Liga die Bundesliga in den Schatten zu stellen.
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Eine Reform mit Risiken
Ob die Königsklasse XL vielen Fans auf Dauer so viel Spaß bereiten wird wie in der Premierenvorrunde, ist mit größerer Gewissheit erst nach mehreren Spielzeiten im neuen Modus zu beantworten. Wenn Duelle deutscher Klubs etwa mit Real Madrid oder dem FC Barcelona häufig auf dem Spielplan der Vorrunde stehen, wird das Einzigartige auf Dauer zum Alltäglichen.
Diese neue Champions-League macht aktuell wirklich Spaß. Nur eine Momentaufnahme oder schon ein Trend? So oder so: diese Reform ist und bleibt eine mit Risiken und Nebenwirkungen.
Quelle: Reuters
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