Alternative Ligen: Gefahr für den klassischen Fußball?
Baller-, Kings- und Icon League:Gefahr für den klassischen Fußball?
von Ralf Lorenzen
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Was haben Gerard Piqué, Lukas Podolski, Mats Hummels, Toni Kroos und Elias Nerlich gemeinsam? Sie bringen den Bolzplatz zurück - in die Hallen und die sozialen Medien.
Schneller, intensiver Fußball auf dem Kleinfeld - das sind die neuen alternativen Ligen. Doch es gibt Kritik: Nur Entertainment, kein echter Sport! Doch stimmt das wirklich? 04.04.2024 | 16:20 min
Am kommenden Montag werden sich Lukas Podolski, Jule Brand und Hans Sarpei in ungewohnter Rolle gegenüberstehen: Als Manager von drei der vier Teams, die sich für das Final Four der besten Mannschaften der neu gegründeten Baller League qualifiziert haben.
Instinktfußball und Bolzplatzmentalität
Eine Alternative zu den Fußball-Ligen des DFB gibt es schon lange: Seit den 1970er Jahren organisieren sich Freizeitkicker in zahlreichen bunten Ligen selbst - weitgehend abseits der medialen Öffentlichkeit. Mit der Baller League gibt es nun eine Alternative zum herkömmlichen Fußball, die von vorneherein auf mediale Aufmerksamkeit setzt.
Mit 6 gegen 6 Spielern in zweimal 15 Minuten wird dort geboten, was beim klassischen Fußball oft vermisst wird: Bolzplatzmentalität und Instinktfußball. "Es ist Budenzauber 2.0", sagt Moderator Manu Thiele in der Sendung Bolzplatz. Die Teams bestehen aus ambitionierten Amateurkickern und haben große Namen an der Seitenlinie. Außer den oben genannten sind dies beispielsweise Chris Kramer, Max Kruse oder Kevin Prince Boateng.
Vorläufer der Baller League kommt aus Spanien
"Wenig Taktik, wenig Politik, sondern einfach nur zocken, so wie wir es alle feiern und wie wir es alle noch von früher kennen", beschreibt Felix Stark, Geschäftsführer der neuen Liga,den Ansatz. Über 150 Spieler hat die Baller League laut Stark aktuell unter Vertrag, die sich auf zwölf Teams verteilen. Die Spiele sind auf zwei Streaming-Kanälen frei empfangbar.
Mit Mats Hummels und Lukas Podolski als Repräsentanten: Die Baller League will auch in Deutschland innovativen Indoor-Fußball bieten - und auch Talenten eine Bühne bieten.27.02.2024 | 2:12 min
Der Vorläufer der Baller League ist die Kings League in Spanien, die vom ehemaligen Weltklassespieler Gerard Piqué gegründet wurde.
"Hier wollen wir alles sehr offen gestalten. Deshalb gibt es Kameras in der Umkleidekabine, es gibt Kameras in der Halbzeitpause. Man kann also hören, was die Trainer sagen, man kann den Schiedsrichter hören", sagt Piqué im Bolzplatz.
Kicker und Influencer im Zusammenspiel
Die Kings League will auch ins Ausland expandieren, unter anderem nach Deutschland. Während das noch unklar ist, steht der Start einer anderen Kleinfeldliga kurz bevor. An der Spitze der Icon League stehen mit Nationalspieler Toni Kroos und dem Streamer Elias Nerlich ebenfalls bekannte Namen.
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Diese Kombination steht für die dritte Besonderheit der neuen Ligen, neben dem Bolzplatzcharakter und der medialen Transparenz: die enge Verbindung zu den sozialen Medien. "Es sind ganz viele Influencer mit dabei", sagt Manu Thiele und nennt "den selbsternannten König des Internets Knossi" sowie den Podcaster und Comedian Felix Lobrecht, die Manager eigener Teams der Baller League sind.
Kritik an Baller League von Amateurklubs
Vorbehalte kommen vor allem von Amateurklubs, die befürchten, dass sich ihre Kicker beim Ausflug in die Baller League verletzen könnten. "Da geht es ja auch um etwas", sagt Oliver Bonato, Vorstandsmitglied des Siegburger SV 04 aus der Mittelrheinliga.
Eine Kommunikation seitens Baller League hat es laut Bonato nicht gegeben. Der Siegburger SV hat die Spieler vor die Wahl gestellt: Verein oder Baller League.
Großer Kommunikationsbedarf
Offen gegenüber den neuen Ansätzen zeigt sich im Bolzplatz auch Damir Dugandzic, der sportliche Leiter der Talentförderung im DFB. In einigen Elementen, wie der Aktivkarte in der Kings League, durch die Regeln kurzfristig geändert werden können, sieht er "ein tolles Ausbildungsinstrument". Im Nachwuchsbereich geht der Trend ohnehin in Richtung kleinerer Spielformen.
Wichtig wird sein, dass neue und alte Fußballwelt mehr kommunizieren und sich besser abstimmen. Eine echte Konkurrenzsituation sieht Sportmarketing-Experte Kai Rippe ohnehin nicht.
Mit der Baller League soll eine Fußball-Revolution entstehen, die besonders die Generation Z anspricht. Für den klassischen Fußball könnte der Liga-Trend zum Problem werden.