Neue Liga :Baller League: Ist das die Fußball-Zukunft?
von Eva Paulina Weißkopf
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Mit der Baller League soll eine Fußball-Revolution entstehen, die besonders die Generation Z anspricht. Für den klassischen Fußball könnte der Liga-Trend zum Problem werden.
Baller-League: Fußball-Innovation auf einem Indoor-Kleinfeld
Quelle: IMAGO / Eibner
Nicht zu übersehen, prangt in Großbuchstaben auf einem Banner der Slogan: "Welcome to a new area of football". Eine neue Ära des Fußballs und gleichzeitig die Rückbesinnung auf den klassischen Straßenfußball - das will die Baller League erreichen. Der Startschuss dafür fiel Ende Januar.
Die Ex-Weltmeister Mats Hummels und Lukas Podolski fungieren als Präsidenten der neuen Liga. Gemeinsam wollen sie frischen Wind in den Fußball bringen. Was steckt dahinter?
Präsident der Baller League: Mats Hummels.
Quelle: dpa / Rolf Vennenbernd
Der Modus
In der Baller League treten zwölf Mannschaften jeden Montag über elf Spieltagen im sechs gegen sechs gegeneinander an. Gespielt wird auf einem Indoor-Kleinfeld über eine Spielzeit von zweimal 15 Minuten. Das Besondere: Bei Minute 12 und 27 gibt es jeweils eine Unterbrechung durch sogenannte Gamechanger. Sie sollen das Spiel dynamischer, abwechslungsreicher und spannender machen und so eine langweilige Partie verhindern.
Der Sieger wird in einem Final-Four-Turnier Anfang April ermittelt. Die Spieler sind eigentlich alles Amateure aus den unteren deutschen Ligen oder ehemalige Fußball-Profis. Anders als gewöhnlich im Fußball sind nicht die Spieler die Stars, sondern die Coaches der Teams. An der Seitenlinie stehen bekannte Gesichter, wie Comedian Felix Lobrecht, YouTuber MontanaBlack oder Ex-Fußballprofi Kevin-Prince Boateng.
Fußball für die Generation Z
Das Konzept erinnert stark an die Kings League. Die von Ex-Barcelona-Star Gerard Piqué Ende 2022 ins Leben gerufene Liga hat es vorgemacht und gezeigt, wie Fußball auch sein kann: Schnelllebiger. Genau das, was die Generation Z sucht und was der klassische Fußball über 90 Minuten häufig vermissen lässt.
Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) eine Chance, denkt Marketingexperte Mario Leo.
Aus seiner Sicht sollte der DFB von der Baller League lernen, wie die Vermarktung eines Turniers funktioniert.
Neue Liga noch auf dem Prüfstand
Die ersten Spieltage haben es gezeigt, die Zuschauenden sind da, aber noch lange nicht zufrieden. Insgesamt knapp über eine Million Menschen schalten allein auf der Streamingplattform Twitch ein.
Der erste Spieltag startete allerdings holprig und die Skepsis bleibt. In den Massenchats des Streams werden eifrig Verbesserungsmöglichkeiten getippt. Viele vermissen den Spielfluss, da neue Regeln die Partie öfter zum Pausieren zwingen, anstatt das Spiel schneller zu machen.
Am zweiten Spieltag werden einige Änderungen umgesetzt, trotzdem bleibt der Chat nicht stumm. Deutlich wird, die Baller League muss flexibel bleiben. Regeln müssen angepasst und verbessert werden, damit das Interesse der jungen Community bleibt.
Broachies Team liegt nach dem dritten Spieltag auf Platz sieben
Quelle: IMAGO / Eibner
Ob es bei einem Experiment bleibt oder doch Zukunftspotenzial hat, sieht Leo klar bei der Community. "Das Nutzungspotential der Jugendlichen verändert sich ständig - sie sind auf der Suche nach Innovationen und Veränderung. Vor allem die Überraschungseffekte in dem Wettbewerb sind für die junge Zielgruppe interessant", erklärt Leo.
Simon Schildgen, der das Team VfR Zimbos coacht, wünscht sich durch das Projekt einen "nahbareren Fußball". Auf der Streaming-Plattform Twitch ist der 25-Jährige besser bekannt als "GamerBrother" und zeigt Inhalte rund um Fußball, FIFA und Co. Der Streamer hat knapp 1,1 Millionen Follower*innen auf YouTube. Doch Schildgen warnt vor grenzenloser Euphorie:
Die Doppelrolle: Zwischen Talentförderung und Selbstvermarkung
Die Chance mit (Ex)-Profis auf einem Platz zu stehen, Teil eines medialen Events zu sein, um sich selbst und das eigene Talent zu zeigen, ist für Marvin Broachie (Team Calcio Berlin) Ansporn genug, jede Woche aus Bremen nach Köln anzureisen.
"Ich kann mich jede Woche bundesweit auf so einer großen Bühne messen," erklärt Broachie euphorisch, der derzeit in der Oberliga spielt. Auf Instagram merkt er bereits die Präsenz, zahlreiche Scouts folgen ihm - einem Angebot wäre der 22-Jährige nicht abgeneigt.
Die Pauschale von 250 Euro die die Spieler pro Spieltag ausgezahlt bekommen ist für ihn ein schöner Nebeneffekt. Doch er erklärt: "Viele machen es nicht wegen dem Geld, sondern wegen der medialen Präsenz und der Liebe zum Fußball."
Fußball als Mittel zum Zweck
Ob aus der Baller League Amateure zu Profis aufsteigen, ist fraglich. Zwischen Inszenierung, Dauerwerbung und Selbstvermarktung ist die fußballerische Leistung häufig eher zweitrangig. Leo hat dafür eine klare Begründung:
Auch die Zuschauer*innen kritisieren in den Massenchats am Stream die vielen Produktplatzierungen ("das ist eine einzige Werbesendung").
"Das hat nichts mit Straßenfußball zu tun, den Podolski zurückbringen wollte", meint Leo. Dennoch sei es gut möglich, dass sich künftig solche Fußballformate neben dem traditionellen Fußball behaupten werden.
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