Brad Pitt vor dem Formel-1-Rennen in Silverstone
Quelle: AP
Ein 59-jähriger Weltstar, der einen alternden F1-Fahrer bei seinem Comeback spielt, mit einem von Mercedes extra umgebauten Formel-2-Auto auf der gleichen Strecke wie die echten F1-Topstars unterwegs ist, auch heiße Action-Szenen weitgehend ohne den Einsatz von Stuntmen absolvieren will: Mit diesem Szenario geht die Formel 1 erneut den Weg, über zusätzliche Show neue Fangruppen anzuziehen.
Kommandostand für fiktives Formel-1-Team
Der Film wird von Joseph Kosinski gedreht, dem Regisseur von "Top Gun 2: Maverick", und von Jerry Bruckheimer produziert, der ebenfalls für Top Gun oder auch Fluch der Karibik bekannt ist. In der kompletten zweiten Saisonhälfte wird an den meisten GP-Schauplätzen gedreht.
Im sowieso schon immer dicht gedrängten Zeitplan eines GP Wochenendes sind dafür verschiedene zusätzliche Zeitfenster vorgesehen. An der Boxenmauer gibt es auch einen Kommandostand von APX GP - so heißt das fiktive Team, um das sich die komplette Handlung dreht.
Auf den Erfolg von "Drive to Survive" aufbauen
Die Formel 1 hofft, mit dem Film auf der Attraktivität der Netflix-Doku-Serie "Drive to Survive" aufbauen zu können. "Wir haben bereits die großartige Arbeit und den Einfluss der Netflix-Serie gesehen, und ich denke, dass dies zu neuen Höhen darüber hinaus führen wird", sagt Lewis Hamilton, der als Co-Produzent beratend tätig ist, zumindest aber momentan immer noch betont, nicht vor die Kamera zu wollen.
Ergebnisse, Wertungen, Rennkalender
Dass Hauptdarsteller Pitt im wahren Leben 18 Jahre älter ist als der älteste aktuelle F1-Fahrer Fernando Alonso mit 41 Jahren, ist für Hamilton kein Problem: "Brad sieht aus, als ob er rückwärts altert", sagte der Brite. "Er ist superfit, er hat trainiert... "
Viel Zustimmung im Fahrerlager
Formel-1-Boss Stefano Domenicali betont die allgemeine Zustimmung aller Beteiligten: "Die Qualität der Produktion ist wirklich hoch. Es ist ein wirklich guter Standard. Die Fahrer waren auch sehr begeistert und die Teams schätzten, was wir tun. Es war ganz klar, dass wir etwas Ehrliches zeigen und die Formel 1 für alle sichtbar machen wollen." Er glaubt, dass dies die Formel 1 "in eine andere Dimension bringen wird, was die Popularität und den Bekanntheitsgrad angeht. Ich erwarte den großen Effekt, den Netflix und die sozialen Medien auf die Formel 1 hatten." Wäre man davon nicht überzeugt, hätten die Formel-1-Verantwortlichen dem Projekt nicht zugestimmt.
Auch die Teams hoffen auf eine gute PR-Aktion durch den Film. "Am Ende des Tages hoffe ich, dass das Produkt für die Formel 1 mega sein wird und alle davon profitieren werden. Es ist mir egal, ob der Motor ihrer Autos ein GP2-Motor oder ein Mercedes-Motor oder ein anderer ist", sagt etwa Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur.
Show versus Sport in der Formel 1
Der sportliche und organisatorische Ablauf der Formel-1-Wochenenden würde durch die Dreharbeiten nicht beeinträchtigt, versichert F1-TV- und Mediendirektor Dean Locke, allerdings gibt es regelmäßig schon einige "Verhaltensanweisungen" an Teams und Medien, um dem Filmteam nicht in die Quere zu kommen. Bis jetzt funktioniert das Nebeneinander auch relativ gut, von gewisser Verwirrung bei Sicherheitskräften über zusätzliche, unterschiedliche Pässe und deren Gültigkeit einmal abgesehen.
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von Karin Sturm
Deshalb sind die anfangs kritischen Stimmen, die befürchteten, der Film sei ein typisches Zeichen dafür, dass sich die Formel 1 nur noch für Show und Geld interessiere und dafür den realen Sport opfere, erst einmal leiser geworden. Auch wenn die Grundsatzfrage nach der Balance zwischen Show und Sport in der Formel 1 natürlich ein Dauerthema ist.