Basketball: Niners Chemnitz - die Überraschung der Saison

    Überraschungsteam der Bundesliga:Chemnitzer Basketballer mit viel Herzblut

    von Ullrich Kroemer
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    Tabellenführer Niners Chemnitz ist das Überraschungsteam in der Basketball-Bundesliga. Der Erfolg ist kein Zufall, sondern fußt auf klaren Plänen und viel Herzblut.

    Basketball: Aher Uguak von den Niners Chemnitz
    Basketballer Aher Uguak von den Niners Chemnitz in Aktion.
    Quelle: dpa

    Erfolg braucht Voraussetzungen, auch im Basketball. So wie beim Überraschungs-Tabellenführer der Bundesliga, den Niners Chemnitz: Statt wie einst in einer Schulturnhalle trainiert das Team seit drei Jahren in einer riesigen Ballsporthalle, die nach den Wünschen des Klubs von einem Privatbetreiber modernisiert wurde. Der Bau steht dem Klub rund um die Uhr komplett zur Verfügung.

    Chemnitzer Basketballer auf der Erfolgswelle

    Die Halle sei einer der Erfolgsfaktoren, betont Rodrigo Pastore. Doch der wohl größte Erfolgsgarant ist der 51-Jährige selbst. Seitdem der Argentinier 2015 als Cheftrainer in Chemnitz begann, ging es mit dem Basketball in der Arbeiterstadt am Rande des Erzgebirges bergauf.
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    Pastores größter Verdienst ist es, dass er damals das Potenzial erkannte, Chemnitz zu einem Basketball-Standort zu formen. Und er übertrug seine maximal ehrgeizige Einstellung auf den gesamten Klub.

    Der Hauptgrund unseres Erfolges ist die Mentalität dieser Gruppe.

    Niners-Coach Rodrigo Pastore

    Dem einstigen Bundesligaprofi ist es wichtig, dass der aktuelle Lauf mit 14 Bundesliga-Siegen und einer glänzenden Europapokalsaison - im Europe Cup stehen die Niners im Playoff-Viertelfinale - nicht durch Zufall zu erklären ist. "Unser Erfolg kommt von all der Arbeit, die wir hinter den Kulissen leisten und der Entwicklung der Spieler, die wir rekrutieren", betont er. "Unser nächster großer Schritt ist es, ein Gewinnerteam in der Bundesliga zu werden."

    Aufstieg auf den Mount Everest

    Den Aufstieg dahin seit seinem Start in Chemnitz, als der Klub fast in die Drittklassigkeit abgestiegen war, vergleicht Pastore mit der Besteigung des Mount Everest. "Wenn Sie auf den Gipfel wollen, müssen Sie den Berg Camp für Camp bezwingen", vergleicht Pastore. "Wir sind jetzt in der Höhe, in der wir eine Sauerstoffmaske brauchen, weil wir es schon auf ein sehr, sehr hohes Level geschafft haben."
    Basketball: Chemnitz-Trainer Rodrigo Pastore.
    Basketball: Chemnitz-Trainer Rodrigo Pastore.
    Quelle: dpa

    Einer, der den ganzen Weg mitgegangen ist, ist Jonas Richter. Der 2,07-Meter-Mann ist ein Urgestein. Der gebürtige Chemnitzer begann als Sechsjähriger mit Basketball und spielt seit 20 Jahren im Klub. Nach dem Training berichtet er beim Mittagessen über den erstaunlichen Aufstieg ohne großen Geldgeber.

    Teamgeist als Trumpf

    "Es macht mich unglaublich stolz, dass wir diese Entwicklung in meiner Heimatstadt geschafft haben", sagt der 26-Jährige. "Das ist ein Aushängeschild für Chemnitz und die Region. Der Erfolg reißt immer mehr Leute mit." Die meisten Spiele in der Messehalle sind mit 4800 Zuschauern ausverkauft.
    In dieser Saison ist die maßgeblich von Chefscout Julien Rahier zusammengestellte Mischung aus Niners-Mentalität und Qualität besonders gut gelungen. "Jeder ist bereit, mehr Arbeit für das Team zu investieren, kommt eher und bleibt länger", betont Richter. "Jeder weiß, worauf es ankommt: Wir spielen füreinander." Egal, wer treffe, "wir gewinnen am Ende alle".
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    Manager mit Herzblut

    Die zweite Herzkammer der Niners neben der Trainingshalle ist die Geschäftsstelle, in der Manager Steffen Herhold sein Büro hat. Hier hängen 16 geschichtsträchtige Bälle an der Wand: vom goldenen Ball für Pastores erste Ehrung zum Zweitliga-Trainer des Jahres 2017 bis zum Play-off-Ball des Vorjahres.
    Herhold arbeitete als Unternehmensberater in Frankfurt und München, kehrte 2016 aber zurück, um in seiner Heimat etwas zu bewegen. Diese Mischung aus Herzblut, Mut und wirtschaftlichem Know-how in Verbindung mit Pastores Ehrgeiz zündete.
    Den Etat von etwa 800.000 Euro steigerte Herhold auf nun sechs Millionen Euro. 210 Sponsoren hat der Klub inzwischen. Herholds Antrieb, gesellschaftlich nachhaltig etwas für die Stadt zu bewegen, zieht auch bei den Geldgebern. "Wir sind viele", sagt Herhold. "Wir sind wie ein Ameisenhaufen. Nur so haben wir eine Chance." Auch im Spitzenspiel gegen Niners-Verfolger FC Bayern am Sonntag.

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