Nachtzüge: Wenn man im Schlaf durch Europa reisen kann
Nachtzug-Reisen:Im Schlaf durch Europa
von Elisa Miebach
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Nachtzugfahren klingt ein bisschen aus der Zeit gefallen. Doch diese Art des Reisens wird wieder beliebter - auch aus Klimaschutzgründen. Was muss man vor der Fahrt wissen?
Nachtzüge waren früher sehr beliebt. Aktuell gibt es sie zwar kaum, aber die Nachfrage steigt. ZDF-Reporterin Elisa Miebach hat die Strecke von München nach Italien in einem Schlafwagen-Abteil getestet.22.05.2023 | 5:40 min
Es ruckelt leicht, die weiße Bettwäsche spiegelt sich im Fenster und der Zug rollt durch die Dunkelheit - eine Nachtzugfahrt ist keine Reise wie jede andere. Im Vergleich zum Auto und Flugzeug dauert es länger und ist oft teurer. Und doch sind Schlafwagen in Europa mittlerweile oft bereits Wochen im Voraus ausgebucht.
Deutsche Nachbarländer bauen Nachtzug-Angebot aus
Denn für Zugfans bedeutet Nachtzugreisen auch: Einschlafen, aufwachen, ankommen - ohne Sicherheitskontrolle am Flughafen oder Sekundenschlaf am Steuer. Für viele ist der Klimaschutz das Hauptargument: Laut einer Studie des Umweltbundesamts werden bei einer Flugreise rund sechs Mal mehr Treibhausgase pro Kilometer und Person ausgestoßen als bei einer Fahrt mit dem Fernzug.
Die Deutsche Bahn stellte 2016 ihre eigenen Nachtzugverbindungen ein. Zugunternehmen aus Nachbarländern, wie zum Beispiel die Österreichischen Bundesbahnen, planen derweil ihr Angebot noch weiter auszubauen. Viele Züge wurden nach Betriebsschluss der DB von europäischen Partnerunternehmen aufgekauft, die die Verbindungen aus Deutschland weiter betreiben, teilweise in Kooperation. Die Nachtzüge erreichen bis auf Luxemburg alle deutschen Nachbarländer und darüber hinaus unter anderem auch Italien, Kroatien oder Schweden.
Bis auf Luxemburg erreichen die Nachtzüge alle deutschen Nachbarländer sowie Italien, Kroatien und Schweden.
Früh buchen lohnt sich beim Nachtzug
Die Preise im Nachtzug können je nach Buchungsdatum stark variieren.
Die meisten Fahrten können ab sechs Monaten im Voraus gebucht werden. Tim Euler vom Portal Nachtzug-Urlaub.de empfiehlt die Buchung direkt auf der Seite der Zugunternehmen, nicht auf der Seite der Deutschen Bahn oder auf Buchungsportalen, wo die Preise seiner Erfahrung nach teilweise höher sein könnten.
Für Spontane kann sich auch ein Interrail-Ticket lohnen. Damit kann man für einen festen Preis für eine bestimmte Anzahl an Tagen mit fast allen Zügen Europas reisen. Genau hinsehen ist hier aber wichtig, denn oft gibt es bei Nachtzügen extra Reservierungsgebühren für Interrail-Passagiere.
Preise variieren je nach Ausstattung
Preislich macht auch der Platz im Zug, hier beispielsweise von München nach Rom oder Amsterdam, einen Unterschied. Die Fahrt im Schlafwagen im weichen Bett kostet zwischen circa 100 und 280 Euro. Diese Variante gibt es entweder mit Waschbecken im Abteil oder sogar mit eigenem Bad inklusive Dusche.
In einem Abteil können bis zu drei Personen schlafen. Die Betten werden übereinander ausgeklappt, tagsüber gibt es in diesem Abteil Sitze und einen kleinen Tisch. Frühstück à la carte ist oft schon im Preis inbegriffen - ein Abendessen meist nicht. Ein Bordbistro im Nachtzug ist selten, viele Züge bieten aber kleine Gerichte am Platz an.
Etwas günstiger ist die Fahrt im Liegewagen mit circa 90 bis 150 Euro pro Person, oft inklusive kleinem Standardfrühstück. Ein Abteil besteht aus sechs gepolsterten Liegen. Die mittleren werden auf beiden Seiten über Tag eingeklappt, sodass eine Art Sofa entsteht. Voll besetzt zu sechst bleibt in einem Liegeabteil jedoch nur noch wenig Platz für Gepäck.
Die preiswerteste Option ist die Fahrt im Sitzwagen für etwa 30 bis 90 Euro ohne Frühstück. In Sechser-Abteilen stehen sich hier jeweils drei Sitze gegenüber, die etwas ausgezogen werden können. Auf dem Gang gibt es wie im Liegewagen extra Räume zum Zähneputzen und ein WC.
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von Anna Gürth
Frauenabteile in jeder Kategorie buchbar
Grundsätzlich können in allen Abteilen jederzeit noch andere Fahrgäste zusteigen. Im Schlaf- oder Liegewagen kann man auch das gesamte Abteil für sich buchen. Feste Schlösser an den Türen sorgen hier für Sicherheit und Privatsphäre. In jeder Kategorie gibt es die Möglichkeit, ein eigenes Frauenabteil zu buchen.
Dass man im Nachtzug auch mal aufstehen kann, freut nicht nur Zweibeiner. Gegen einen Aufpreis dürfen auch Haustiere im Nachtzug mitfahren - und können an längeren Bahnhofsaufenthalten auch Gassi gehen.