Künstliche Gehörknöchelchen:Wieder gut hören dank kleiner Titan-Prothese
von Bianca Koch
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Eine junge Frau wird durch eine Erkrankung auf einem Ohr nahezu taub. Eines ihrer Gehörknöchelchen bewegt sich nicht mehr. Wie eine Mini-Prothese ihr hilft, wieder normal zu hören.
Larissa Wecker war auf einem Ohr fast taub. Hier erzählt sie, wie sie dank künstlichem Gehörknöchelchen wieder gut hören kann.18.04.2023 | 4:34 min
Die Ohren gehören zu den wichtigsten Sinnesorganen. Doch Krankheiten können dazu führen, dass man schlechter oder kaum noch hört. Wenn defekte Gehörknöchelchen im Mittelohr die Schwerhörigkeit verursachen, kann künstlicher Ersatz das Hörvermögen wiederherstellen.
Schallwellen sammeln sich in der Ohrmuschel und gelangen durch den Gehörgang zum Trommelfell. Dadurch wird die dünne Membran in Schwingung versetzt. Hinter dem Trommelfell befinden sich die Gehörknöchelchen: Der Hammer tastet die Schwingung ab, der Amboss leitet sie weiter und der Steigbügel überträgt sie auf das Innenohr. Dort versetzen die Schwingungen die Flüssigkeit in der Gehörschnecke in Bewegung. Die dadurch entstehende Schwingungswelle erregt die Haarsinneszellen im Innenohr. Die Bewegung dieser Härchen wird dann in Nervenimpulse übersetzt. Der Hörnerv übermittelt diese Signale an das Gehirn, wo sie den Höreindruck erzeugen.
Was sind die Gehörknöchelchen?
Sie sind die kleinsten Knochen im menschlichen Körper: die nach ihrer Form benannten Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel. Sie befinden sich im Mittelohr zwischen Trommelfell und Innenohr und sind durch Gelenke miteinander verbunden.
Ist das Trommelfell oder sind die Gehörknöchelchen defekt, kann der Schall nicht richtig übertragen werden. Es kommt zu einer Schwerhörigkeit.
Sie liegen im Mittelohr und sind winzig, haben jedoch eine wichtige Funktion. Ohne sie könnte man nicht hören. Gemeinsam bilden die Miniatur-Knochen die so genannte Gehörknöchelchenkette:
Der Hammer-Knochen ist rund 8 Millimeter lang und etwa 25 Milligramm schwer.
Der Amboss-Knochen ist rund 5 Millimeter lang und etwa 26 Milligramm schwer.
Der Steigbügel-Knochen ist rund 3,5 Millimeter lang und etwa 2,5 Milligramm schwer.
Was ist eine Schallleitungsschwerhörigkeit?
Die Gehörknöchelchen sind anfällig für Krankheiten und Verletzungen. Eine Otosklerose, die Verknöcherung des Steigbügels, chronische Knochen- oder chronische Mittelohrentzündungen können sie blockieren oder zerstören. Auch Unfälle und Schläge auf das Ohr können die Gehörknöchelchen schädigen. Kann der vom Trommelfell übertragene Schall nicht richtig an das Innenohr weitergeleitet werden, hören Betroffene zunehmend schlechter. Man spricht von einer Schallleitungsschwerhörigkeit.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Eine Schallleitungsschwerhörigkeit kann operativ behandelt werden. Je nach Ursache, wählt der HNO-Chirurg das Operationsverfahren.
Eine Tympanoplastik Typ I wird durchgeführt, wenn die Gehörknöchelchenkette intakt ist, aber Löcher im Trommelfell verschlossen werden müssen. Dabei wird das Trommelfell mithilfe von körpereigenem Gewebe rekonstruiert.
Bei einer Tympanoplastik Typ III werdenHammer und/oder Amboss ganz oder teilweise durch Titan-Prothesen oder einen umgeformten Ambosskörper ersetzt, damit der Schall wieder auf das Innenohr übertragen werden kann.
Bei einer Otosklerose kann sich der Steigbügel (Stapes) nicht mehr richtig bewegen. Die Schwingungen können dadurch nicht mehr übertragen werden. Bei der Stapesplastik wird ein Loch in die Fußplatte des Steigbügels gemacht und darin eine zylindrische Prothese eingesetzt. Diese überträgt dann die Schwingungen. Meist sind Frauen von einer Otosklerose betroffen. Seltener Männer.
Mittlerweile werden fast nur noch Prothesen aus Titan verwendet, da dieses Material die besten Schallübertragungseigenschaften aufweist. Außerdem ist Titan nicht magnetisch, so dass die Patienten mit ihren Prothesen auch im MRT untersucht werden können.
Mittelohroperationen werden meist in Vollnarkose durchgeführt. Die Schnitte werden hinter das Ohr gelegt. Nach dem mikrochirurgischen Eingriff wird der Gehörgang mit sterilem Verbandsmaterial ausgefüllt, um das Operationsgebiet zu schützen. Diese Tamponade bleibt bei der Stapesplastik eine Woche, bei der Tympanoplastik drei Wochen im Ohr. Die Fäden werden nach etwa sieben bis zehn Tagen entfernt. Nach einer Woche kann man sich normal körperlich betätigen. Das Ohr sollte jedoch noch nicht nass werden. Zum Haare waschen kann man sich z.B. ein Glas über das Ohr halten. Sollten die Schmerzen nach der OP stärker werden oder Flüssigkeit aus dem Ohr laufen, kann eine Infektion die Ursache sein.
Wieder hören nach der OP
Der Verschluss eines Lochs im Trommelfell führt fast immer zu einer vollständigen Beseitigung der Schallleitungsstörung. Auch die Anwendung von Teil- und Vollprothesen bringen oft eine deutliche Verbesserung der Schallleitungsschwerhörigkeit, so dass kein oder nur ein geringer Resthörschaden bleibt.
Die Chancen auf eine deutliche Hörverbesserung durch eine Tympanoplastik oder eine Stapesplastik sind also sehr gut. "Eine Stapesplastik kann eine Hörverbesserung bis zu 40 Dezibel bewirken",sagt Daniela Seitz. Wie bei allen Operationen kann es aber auch hier Komplikationen, z.B. Infektionen, geben. Ohne Komplikationen könne die Prothese für immer im Ohr bleiben, so die Ohrenärztin.