Stephan Weil: Das ist der Wahlsieger aus Niedersachsen
Wahl in Niedersachsen:Stephan Weil: Wahlsieger vom Typ Scholz
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Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) geht als Sieger bei der Landtagswahl in Niedersachsen hervor. Dem Politiker vom Typ Scholz kann der negative SPD-Bundestrend nichts anhaben.
Ein Auftritt zum Auftakt, einer zum Abschluss - Bundeskanzler Olaf Scholz war im niedersächsischen Landtagswahlkampf der SPD nicht gerade allgegenwärtig. Trotzdem ist der Sieg von Ministerpräsident Stephan Weil auch mit Blick auf den Kanzler bemerkenswert. Zum einen, weil sich der Niedersachse erneut trotz eines miserablen Bundestrends der SPD behaupten konnte, was seine große Beliebtheit im Land unterstreicht. Zum anderen, weil der Politikstil der beiden Norddeutschen durchaus ähnlich ist.
Wird Scholz vorgeworfen, oft allzu trocken aufzutreten und sich zu gewichtigen Themen nur selten zu Wort zu melden, so gilt das auch für Weil.
"Freundlicher älterer Herr" Stephan Weil
"Zwischen ihm und einem Problem muss mindestens ein Minister sitzen. Das ist zu wenig für einen Ministerpräsidenten", sagte etwa der niedersächsische FDP-Chef Stefan Birkner. Und auch die Grünen-Spitzenkandidatin Julia Willie Hamburg erklärte vor der Wahl: "Stephan Weil ist ein sehr ruhiger und verlässlicher Mensch. Das schätze ich an ihm persönlich sehr. Er ist aber gleichzeitig jemand, der Konflikte und Gestaltung scheut und sich nicht gerne den unbequemen Themen stellt. Das ist gerade in diesen Krisen schwierig."
Die Beschreibung von Weil, der einen erwachsenen Sohn hat, als "freundlicher älterer Herr" ist in Hannover häufiger zu hören - und passt. Mit trockenem Humor sorgt er immer wieder mal für Lacher.
Kein Politiker der markigen Sprüche
Markige Sprüche, wie sie etwa Bayerns Markus Söder (CSU) fast wöchentlich produziert, sind seine Sache aber nicht. Nicht umsonst lautete einer seiner zentralen Wahlkampfslogans dieses Mal:
Tatsächlich versprüht der 63-jährige Jurist und Fan von Hannover 96 oft eher den Elan eines Verwaltungsangestellten als den eines mitreißenden Politikers. Doch bei vielen Wählerinnen und Wählern kommt genau das gut an.
Ruhig, nüchtern, gelassen - kurz: präsidial - zeigt sich Weil als Ministerpräsident schon seit 2013, was ihm gegenüber Bernd Althusmann von der CDU einen gehörigen Amtsbonus eingebracht hat.
Weil: Strebe ganze Wahlperiode als Ministerpräsident an
Politisch ist Weil dabei flexibel. Sollten die Sitzverhältnisse das hergeben, erscheint nun zwar eine Rückkehr zu Rot-Grün wahrscheinlich - dem Bündnis, mit dem er nach eigenen Worten schon als Oberbürgermeister von Hannover sowie in seiner ersten Amtszeit von 2013 bis 2017 gute Erfahrungen gemacht hat. Doch gelang es Weil auch, die große Koalition aus SPD und CDU zusammenzuhalten.
Diskussionen gab es vor der diesjährigen Wahl allerdings darüber, ob Weil im Falle seiner Wiederwahl überhaupt noch die vollen fünf Jahre im Amt bleiben will. Die CDU beschrieb ihn deshalb schon als "Vorruheständler". Weil indes beteuerte, auch nach der Wahl, er strebe die ganze Wahlperiode an - vorbehaltlich möglicher gesundheitlicher Probleme.
Gelingt ihm das, wäre er mit dann 14 Jahren in der Staatskanzlei der niedersächsische Ministerpräsident mit der längsten Amtszeit. Bisher hält diesen Rekord der CDU-Politiker Ernst Albrecht (1976-1990).
Der Wahlsieger in Niedersachsen heißt: Stephan Weil. Vor allem dank des Spitzenkandidaten kann sich die SPD durchsetzen - eine Analyse der Forschungsgruppe Wahlen.
Quelle: dpa, Christopher Weckwerth und Marc Niedzolka