Was Strompreiszonen für die deutsche Industrie bedeuten
Ungleiche Preise in Deutschland:Was Strompreiszonen für die Industrie heißen
von Elisa Miebach und Julian Schmidt-Farrent
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Deutschland könnte in verschiedene Strompreiszonen gestückelt werden, vor allem die bayerische Politik klagt. Was der Vorschlag einer EU-Behörde für die hiesige Industrie bedeutet.
Deutschland könnte nach einem EU-Vorschlag in Strompreiszonen eingeteilt werden (Archivfoto).
Quelle: dpa
Endlich ein eigenes Windrad - Unternehmer Dieter Pfister träumt von der Unabhängigkeit für seinen Betrieb. Mitten in Franken produziert er mit der Firma Maincor kleinteilige Rohrsysteme.
"Die Strompreis-Debatte ist für uns recht heftig", erklärt er. Sein ganzes Unternehmen hat er mit Solarpanelen zugepflastert. Doch erst ein eigenes Windrad mache ihn unabhängig - und frei von Sorgen um die drohenden Strompreiszonen.
Kein Einheitspreis mehr für Energie, sondern verschiedene Preiszonen: Der Vorschlag einer EU-Behörde lässt den industriestarken Süden aufhorchen. Während es dort an günstigem Strom fehlt, könnte der windstarke Norden plötzlich zum attraktiven Wirtschaftsstandort werden. Zieht Bayerns Industrie jetzt an die Küste?
Eine EU-Behörde schlägt vor, Deutschland in vier verschiedene Strompreiszonen aufzuteilen.
Quelle: ACER
Den Strommarkt verbessern
Wer die Preiszonen fordere, "gefährdet Süddeutschland als industrielles Herz der Republik", warnt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der "Süddeutschen Zeitung". Dabei sollen die Strompreiszonen eigentlich den Strommarkt in ganz Deutschland verbessern.
Das Problem: Weht zurzeit viel Wind im Norden, produzieren die Windräder dort günstigen Strom und die Nachfrage im ganzen Bundesgebiet steigt. Doch die Trassen in den Süden fehlen, der Strom kommt dort nicht vollständig an.
Die gestiegene Nachfrage muss allerdings weiter bedient werden - und Gaskraftwerke im Süden fahren hoch, um den Bedarf auszugleichen. Das kostet Milliarden, der Preis in ganz Deutschland steigt.
Die Preiszonen sollen das umgehen. In Ländern wie Italien und Dänemark gibt es sie bereits, Expert*innen halten den Vorschlag auch in Deutschland für effektiv - politisch aber schwer durchsetzbar.
Die bayerische Windwüste
Grüner Strom wird Standortfaktor: Die Wirtschaft im Süden brauche mehr Windräder, sagt das arbeitergebernahe Institut der Wirtschaft. In einer Umfrage des Instituts geben zwei Drittel der Unternehmen an, die Perspektive der grünen Energieversorgung sei im Süden "schlecht".
Auch auf ZDF-Nachfrage antworten die meisten Bundesländer, grüner Strom sei mittlerweile ein Standortfaktor für die Industrie. Bayerns Wirtschaftsministerium gesteht das auf Nachfrage - der Ministerpräsident sieht sich dennoch im ZDF-Interview auf der sicheren Seite:
Bayern hat nichts nachzuholen, Bayern liegt ja vorne.
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Markus Söder (CSU), bayerischer Ministerpräsident
Der Freistaat sei Tabellenführer bei Erneuerbaren, so Söder.
Das stimmt - aber nur auf den ersten Blick. In absoluten Zahlen liegt Bayern bei grünem Strom tatsächlich vorne. Doch aufgeschlüsselt nach Größe und Bevölkerung spielt das Flächenland eher im Mittelfeld.
Umdenken in der Verwaltung
Der Grund: Bayern hat in der Vergangenheit vor allem auf Solarkraft gesetzt. Ein Fehler, glaubt Energieexperte Michael Sterner von der OTH Regensburg. Solarpanele seien zwar im Sommer stark, Windkraft dagegen bei jeder anderen Jahreszeit.
Von daher reicht es schlicht nicht aus, nur auf Solarenergie zu setzen.
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Michael Sterner, OTH Regensburg
Und inzwischen hat sich der Wind auch in Bayern gedreht.
Söder selbst wirbt inzwischen um jedes Windrad. Ein Bundesgesetz hat die strengen Abstandsregeln gelockert, mit denen der Freistaat den Ausbau in der Vergangenheit fast zum Erliegen gebracht hat. Bis zum Ende des Jahrzehnts möchte die Landesregierung jetzt 1.000 neue Anlagen bauen - doch ein Blick nach Franken zeigt, wie schwer das sein könnte.
Noch immer träumt dort der Unternehmer Dieter Pfister von seinem eigenen Windrad. Erst dachte er, in zwei Jahren steht die Anlage - inzwischen rechnet er mit der doppelten Bauzeit. Wenn es denn überhaupt kommt. Pfister klagt über ein Mentalitätsproblem bei den Behörden - die alte bayerische Politik, sie halle noch in der Verwaltung nach. "Wir müssen die neue Situation angehen", mahnt Pfister. "Und das auch bei der Bürokratie, bei den Ämtern."
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