Serbien: Zehntausende Vucic-Anhänger auf Belgrads Straßen
Proteste in Serbien:Vucic ruft Zehntausende Anhänger nach Belgrad
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Serbiens Präsident Vucic hat seine Anhänger in Scharen nach Belgrad zusammengerufen. Dort kündigt er den Rücktritt vom Parteivorsitz an. Große Auswirkungen dürfte das keine haben.
Zehntausende Menschen sind dem Aufruf des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic gefolgt, zur - nach seinen Worten - "größten Volksversammlung in der Geschichte Serbiens" zusammenzukommen. Menschen wurden mit Bussen aus allen Teilen des Landes und aus dem benachbarten Kosovo und Bosnien nach Belgrad gebracht.
Regierungsvertreter sagten, die Kundgebung fördere Einheit und Hoffnung für Serbien. Nach Angaben der Organisatoren nahmen Hunderttausende an der Versammlung vor der serbischen Nationalversammlung teil. Nach Beobachtungen eines dpa-Reporters und unabhängiger serbischer Medien waren einige Zehntausend zur Veranstaltung gekommen.
Wie freiwillig sind die Besucher zur Veranstaltung gekommen?
Wegen eines Gewitters suchten viele zeitweise Schutz in Gebäuden und unter Vordächern. Mitarbeiter in staatlichen Betrieben und der Verwaltung bekamen den Tag frei, um an der Veranstaltung teilzunehmen. Einige sagten, ihnen sei mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes gedroht worden, sollten sie nicht in die Busse einsteigen, die bereits Stunden vor Beginn der Kundgebung eintrafen.
Zwei Amokläufe hatten zu Monatsbeginn die serbische Gesellschaft erschüttert:
Vucic attackierte die Opposition bei der Kundgebung scharf. Die Politiker der Opposition missbrauchten eine Tragödie und hätten nur Verachtung verdient, sagte Vucic während einer Kundgebung in Belgrad. Er bezog sich auf Forderungen nach seinem Rücktritt im Zusammenhang mit zwei Angriffen mit Schusswaffen Anfang Mai, die 18 Menschen das Leben gekostet hatten, darunter auch mehrere Schüler und Schülerinnen.
Bei drei großen Demonstrationen gegen die Regierung, die in diesem Monat in der Hauptstadt Belgrad stattfanden, forderten die Demonstranten infolge den Sturz von Vucic sowie den Rücktritt von zwei ranghohen Sicherheitsbeamten. Der Präsident wies aber jede Schuld für die tödlichen Schüsse von sich.
Seit Wochen gehen Kritiker der serbischen Regierung auf die Straße:
Nach zwei Schusswaffenangriffen mit 17 Toten haben in Belgrad Zehntausende Menschen eine Autobahn blockiert. Sie demonstrieren für ein gewaltfreies Serbien.13.05.2023 | 0:52 min
Vucic kündigt Rückzug von Parteivorsitz an
Er bekräftigte bei seiner Rede vor seinen Anhängern, dass er am Samstag von seinem Amt als Vorsitzender der Serbischen Fortschrittspartei zurücktreten werde. Vucic kündigte auch Pläne zur Gründung einer neuen Bewegung an, der Politiker, prominente Intellektuelle, Künstler und andere angehören sollen. "Ich werde nirgendwo hingehen", sagte er. "Wir werden Serbien gemeinsam verteidigen."
Beobachter glauben, dass Vucic, der das Land seit mehr als einem Jahrzehnt regiert, mit der Massenkundgebung versuchen wollte, die Proteste der Opposition durch die schiere Zahl der Teilnehmer in den Schatten zu stellen. "Zum ersten Mal hat Vucic ein Problem", sagte der politische Analyst Zoran Gavrilovic der Nachrichtenagentur AFP.
Seit 2012 bestimmt Vucic in verschiedenen Funktionen die Geschicke Serbiens. Kritiker werfen ihm einen autoritären Regierungsstil vor. Sein Rückzug von der SNS-Spitze hat insofern kaum Bedeutung. Vucic und seine Gefolgsleute kontrollieren die meisten Medien, die Justiz und einen Teil der Wirtschaft.
Der in Serbien autokratisch regierende Präsident Vucic verliert nach den tödlichen Amokläufen mit 18 Toten an Popularität. Für Freitag ruft er zur "größten Demo aller Zeiten" auf.