Astrophysiker Lesch bei "Lanz": Kritik an Elon Musk
Astrophysiker bei "Lanz":Lesch vergleicht Musk mit Bond-Bösewicht
von Pierre Winkler
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Elon Musk will weite Teile der Infrastruktur im Weltall kontrollieren und den Weltraumtourismus fördern. Für Harald Lesch ist das eine gefährliche Entwicklung.
Sehen Sie hier die Sendung Markus Lanz vom 27. September. 27.09.2023 | 74:52 min
Das Unternehmen SpaceX arbeitet gerade am nächsten Testflug seines Raketensystems "Starship", das irgendwann Menschen und Fracht gewerbsmäßig ins Weltall bringen soll.
Die langfristigen Ziele von CEO Elon Musk: einerseits den Mars kolonisieren und andererseits das eigene Satellitensystem weiter ausbauen.
Ist das eine gute Entwicklung, wenn jetzt private Unternehmen in den Händen von Milliardären wie Musk die Entwicklung im All vorantreiben und immer weniger staatliche Behörden wie Nasa oder Esa?
Der Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist Harald Lesch sagte am Mittwochabend bei Markus Lanz:
"Wie der dann da oben auf so eine Raumstation kommt und muss irgend so einer üblen Krähe das Handwerk legen."
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Lesch: Musk errichtet "Diktatur" im Weltall
Im Bond-Film "Moonraker" von 1979 will ein Multimilliardär die Menschheit vernichten - bis auf einige wenige Auserwählte, die in Raumfähren um die Erde kreisen und diese dann neu besiedeln sollen. Reine Fiktion, Lesch erkannte aber dennoch ein paar Parallelen.
"Während hier unten auf der Erde die Demokratien versuchen, den Kopf über Wasser zu halten, hat man es bei so einer Firma mit jemandem zu tun, der das technologisch völlig durchdrückt."
Lesch kritisierte: "Da wird es einem doch anders." Einzelpersonen wollten "auf einmal den Himmel über uns entweder unter sich aufteilen oder zu den Zwecken und Zielen benutzen, die nur sie definieren".
Lesch sieht bei Satelliten "Erpressungspotenzial"
Mit Blick auf Musks "Starlink"-Programm, bei dem mithilfe von Satelliten eine weltweite Internetversorgung aufgebaut werden soll, sah Lesch großes "Erpressungspotenzial, gerade angesichts der Abhängigkeiten der technisierten Länder auf dem Planeten". Man könne "solchen Leuten wie Musk oder anderen nicht überlassen, was über unseren Köpfen passiert".
SpaceX hat mittlerweile mehr als 13.000 Mitarbeiter, die daran arbeiten, die technischen Auflagen der US-amerikanischen Behörden für den nächsten "Starship"-Testflug zu erfüllen. Musk verfüge über "eine ganze Truppe von ganz hervorragenden Kolleginnen und Kollegen" und lasse diese "konvergent, also wirklich zusammenlaufend, an diesem Projekt arbeiten", sagte Lesch.
Mit Musks Budget habe seine Firma viele der Herausforderungen einer staatlichen Behörde nicht. "Und das ist natürlich schon sehr beeindruckend, wenn man das sieht", ergänzte Lesch.
Er müsse aber "doch mal wieder Wasser in den Wein gießen", wenn er höre, dass technologische Vorgänge beschleunigt werden sollen. "Denn wir haben ja schon erlebt, dass Beschleunigungsprozesse in Technologien ganz erhebliche Schäden anrichten können."
Raumfahrt als Klimakiller?
Was Lesch konkret meinte: "Der Flug ins Weltall ist momentan mit den Treibstoffen, die verwendet werden, extrem klimaschädlich. Das ist ein deutlicher Unterschied pro Passagier, was den CO2-Ausstoß betrifft", sagte er.
Wenn "da 100 Passagiere in so einer Rakete drin sind" und sich dies in einer Form vervielfältige, "wie wir das heute bei dem Phänomen Massentourismus sehen", dann "würde das einen ganz erheblichen Teil zur Klimaerwärmung beitragen".
Leschs Fazit:
Darum sei sein Rat an Musk und andere: Statt zu versuchen, den Mars zu besiedeln, sei es viel sinnvoller und einfacher, "den Erdplaneten zu reparieren bei den Schäden, die wir angerichtet haben".
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