Polizei beginnt mit Räumung von Lützerath

    Aktivisten belagern Siedlung:Polizei beginnt mit Räumung von Lützerath

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    Bei strömendem Regen hat die Polizei begonnen, den von Aktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath zu räumen. Sie wurde mit Steinen und Pyrotechnik empfangen.

    Hunderte Polizisten haben sich am Mittwoch am Braunkohleort Lützerath in Bewegung gesetzt und sind in den von Aktivisten besetzten Ort vorgedrungen. Es kam zu Rangeleien. Laut Polizei wurden Steine und Pyrotechnik in Richtung der Beamten geworfen. "Verhalten Sie sich friedlich", appellierte die Polizei an die Aktivisten.
    Appell der Polizei an die Aktivisten
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    Polizei entfernt Barrikaden in Lützerath

    Nach etwa zwei Stunden bezeichnete die Polizei die Lage als "stabil". Die Einsatzkräfte hätten den gesamten Bereich abgesperrt, niemand komme mehr unbefugt hinein, hieß es am Vormittag. Nun sei die Polizei auf dem gesamten Gelände aktiv, entferne etwa Barrikaden und bringe Aktivisten nach draußen. Personen könnten sich - wenn überhaupt - nur noch eingeschränkt in dem Areal bewegen.
    Einige Klimaschützer folgten der Aufforderung und gingen freiwillig. Sie wurden vom Gelände eskortiert. Viele wollen aber weiter Widerstand leisten. Mara Sauer, eine Sprecherin der Initiative "Lützerath lebt" sagte:

    Die Menschen sind fest entschlossen dazubleiben, auszuharren, die Bäume und die Gebäude zu schützen.

    Mara Sauer, Sprecherin von "Lützerath lebt"

    Nach dem Vorrücken der Polizei konnten die Aktivisten aber weitgehend nur noch in ihren Baumhäusern ausharren. Laut Polizei waren etwa 25 Baumhäuser errichtet worden, einige davon in großer Höhe.

    RWE startet mit "Rückbau"

    Der Energiekonzern RWE will den bei Lützerath liegenden Tagebau Garzweiler ausdehnen und die unter dem Ort liegende Kohle abbauen, wozu das von den früheren Bewohnerinnen und Bewohnern verlassene Dorf abgerissen werden muss. Das Unternehmen ist inzwischen Eigentümerin der Siedlung.
    RWE hatte angekündigt, an diesem Mittwoch mit dem "Rückbau" zu beginnen.

    Als eine der ersten Maßnahmen wird aus Sicherheitsgründen ein gut anderthalb Kilometer langer Bauzaun aufgestellt.

    Mitteilung RWE

    "Er markiert das betriebseigene Baustellengelände, wo in den nächsten Wochen die restlichen Gebäude, Nebenanlagen, Straßen und Kanäle der ehemaligen Siedlung zurückgebaut werden. Zudem werden Bäume und Sträucher entfernt", teilte der Konzern am Morgen mit.
    Ralph Goldmann | ZDF-Reporter in Lützerath
    Die Polizei gebe ihre Einsatztaktik nicht preis, aber sie stelle sich "auf eine lange Zeit der Räumung ein", so ZDF-Reporter Ralph Goldmann in dem besetzten Ort Lützerath.11.01.2023 | 6:16 min

    Kohle zur Stromerzeugung in Energiekrise

    Die Kohle, die unter Lützerath liegt, werde benötigt, um in der Energiekrise Gas für die Stromerzeugung in Deutschland zu sparen, argumentierte RWE.
    Die Aktivisten bestreiten das und verweisen dabei unter anderem auf eine Studie von Wissenschaftlern mehrerer Universitäten, die sich als "CoalExit Research Group" zusammengeschlossen haben. Demnach reicht die Kohle im aktuellen Abbaubereich allemal aus - auch unter den Bedingungen der durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Energiekrise.

    Aktivistin: Politik schützt Profite von RWE

    RWE sei "keine vertrauenswürdige Quelle", wenn es darum geht, wie viel Kohle wir noch für die deutsche Energieversorgung brauchen", moniert Pauline Brünger, Sprecherin von Fridays for Future, bei ZDFheute live.

    Das müssen unabhängige Gutachten feststellen und nicht ein Konzern, der seit Jahrzehnten Profit damit macht, die Lebensgrundlagen von uns allen zu zerstören.

    Pauline Brünger, Sprecherin Fridays for Future

    Dina Hamid von der Initiative "Lützerath lebt" wirft Politik und Polizei vor, die Profite von RWE zu schützen. Damit würden "Klimaziele abgerissen", sagte sie gegenüber dem ZDF.
    Lützerath ist ein Ortsteil der 43.000-Einwohner-Stadt Erkelenz im Westen von Nordrhein-Westfalen. Der inmitten von Feldern gelegene Weiler befindet sich inzwischen unmittelbar an der Kante des Braunkohletagebaus Garzweiler. Die darunter liegende Kohle soll zur Stromgewinnung gefördert werden.

    Ein Dorf verschwindet
    :Wie Lützerath zum Klimasymbol wurde

    Das Schicksal Lützeraths scheint besiegelt. Mitte Januar sollen Protestierende aus Lützerath entfernt und mit dem Abriss der ehemals bewohnten Siedlung begonnen werden.
    von Josua Schwarz und Michaela Waldow
    Nordrhein-Westfalen, Lützerath: Das Ortsschild von Lützerath.
    Quelle: dpa, AFP, ZDF

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