Koran-Verbrennung: Sturm auf Grüne Zone in Bagdad abgewehrt

    Nach Koran-Verbrennung:Sturm auf die Grüne Zone in Bagdad abgewehrt

    |

    Hunderte Demonstranten haben versucht, das Regierungsviertel in Iraks Hauptstadt zu stürmen. Im Süden des Landes wurde das Büro einer dänischen Hilfsorganisation attackiert.

    Anhänger des schiitischen Predigers Muktada al-Sadr auf dem Tahrir-Platz in Bagdad
    Demonstranten versuchten am frühen Morgen, die Jumhuriya-Brücke zu überqueren, die zur Grünen Zone führt, wo sich die dänische Botschaft befindet.
    Quelle: AFP

    Hunderte Demonstranten haben aus Ärger über die Verunglimpfung des Korans in Schweden und Dänemark versucht, die hochgesicherte Grüne Zone in der irakischen Hauptstadt Bagdad zu stürmen.
    Dort hat die irakische Regierung und neben zahlreichen anderen Botschaften auch die dänische Botschaft ihren Sitz. Die Menschenmenge sei in der Nacht zum Samstag von Sicherheitskräften gestoppt worden, teilte die Polizei mit. Auch Wasserwerfer kamen dabei zum Einsatz.

    Büro von dänischer Hilfsorganisation im Südirak attackiert

    In der südirakischen Stadt Basra gab es indes einen "bewaffneten Angriff" auf ihr Büro, teilte die Hilfsorganisation Danish Refugee Council (DRC) mit. Die in dem Büro anwesenden Mitarbeiter seien unverletzt geblieben, doch sei durch Brandstiftung Sachschaden entstanden.
    Helfer sollten "nie ein Ziel von Gewalt sein", erklärte der Nahost-Direktor des DRC, Lilu Thapa. Er hob hervor, dass seine Organisation seit 20 Jahren im Irak tätig sei. Sie helfe dort Gemeinden, die von Konflikten und Vertreibung betroffen seien, und engagiere sich auch in der Minenräumung im Gebiet von Basra.1

    Verunglimpfung von Koran-Exemplaren und der irakischen Flagge

    Zwei Tage zuvor hatten Demonstranten die schwedische Botschaft in einem anderen Teil Bagdads gestürmt und gegen eine geplante zweite Koran-Verbrennung durch einen irakischen Asylbewerber in Stockholm protestiert.
    Der Mann hatte bereits im Juni einen Koran angezündet, am Donnerstag wollte er das ein weiteres Mal tun, das Buch fing aber nicht Feuer. Stattdessen trat und trampelte er auf dem Koran herum, ebenso wie auf einer irakischen Flagge und Fotos des einflussreichen schiitischen Predigers und Politikers Muktada al-Sadr sowie des obersten iranischen Führers Ajatollah Ali Chamenei.
    Am Freitag verbrannte nach dänischen Medienberichten auch die ultranationalistische Gruppe Danske Patrioter eine Ausgabe des Koran und eine irakische Flagge vor der Botschaft des Landes in Kopenhagen. Die Aktion wurde live auf Facebook gestreamt.
    Polizeisprecherin Trine Fisker sagte der Nachrichtenagentur AP, am Freitagnachmittag habe es eine "sehr kleine Demonstration" mit weniger als zehn Personen gegenüber der irakischen Botschaft gegeben. Dabei sei ein Buch verbrannt worden. Um was für eins es sich gehandelt habe, wisse man nicht. Aus Sicht der Polizei sei die Veranstaltung friedlich verlaufen.

    Die islamische Welt protestiert

    Das irakische Außenministerium verurteilte am Samstag den Zwischenfall vor der Botschaft in Kopenhagen. Es rief die internationale Gemeinschaft auf, sich gegen solche Aktionen zu stellen, die das friedliche Zusammenleben auf der Welt gefährdeten. Zudem verwies der Irak die schwedische Botschafterin.
    Die Verunglimpfungen von Koran-Exemplaren in Schweden hatten auch in anderen islamisch geprägten Ländern zu Protesten geführt. Saudi-Arabiens Außenministerium sprach von einer "systematischen Provokation gegen die Gefühle von Millionen Muslimen auf der ganzen Welt". Im Iran und im Libanon schlossen sich Tausende Protesten an. Auch aus der Türkei kam Kritik.
    Der dänische Außenminister Lars Lokke Rasmussen reagierte im Gespräch mit dem dänischen Rundfunk und nannte die Aktionen "dumm":

    Es ist eine erbärmliche Tat, die Religion anderer zu beleidigen.

    Dänischer Außenminister Lars Lokke Rasmussen

    "Dies gilt für die Verbrennung von Koranen und anderen religiösen Symbolen. Es hat keinen anderen Zweck als zu provozieren und zu spalten", erklärte er. Die Verbrennung religiöser Schrift sei jedoch kein Verbrechen in Dänemark.
    Quelle: AP, dpa, Reuters