Kommentar
Niedersachsen:Lehren aus der Wahl: Zur Sache! Es eilt
von Bettina Schausten, ZDF-Chefredakteurin
Stephan Weil gewinnt nicht wegen, sondern mehr trotz Olaf Scholz. Die Taktik der CDU geht nicht auf und die AfD profitiert von Krisen. Drei Lehren aus der Niedersachsen-Wahl.
Erstens: Die SPD kann gewinnen
Ein beliebter Amtsträger - sympathisch und glaubwürdig - macht das Rennen. Das ist klassisch für eine Landtagswahl, bei der sich die Menschen, zumal in Krisenzeiten, hinter dem Vertrauten versammeln, wenn sie ihm denn vertrauen.
Olaf Scholz im Kanzleramt wird durch das Wahlgeschenk aus Hannover ein Stück weit entlastet, sollte daraus aber keinen allzu großen Vertrauensbeweis in seine Person ableiten. Ministerpräsident Stephan Weil hat mehr trotz als wegen Olaf Scholz gewonnen.
Zweitens: Die Attacke der CDU schlägt fehl
Die
CDU kann mit Attacke auf die Ampel nichts gewinnen und ist längst nicht so stark, wie es der Bundesvorsitzende
Friedrich Merz proklamiert. Nicht die Stärke der CDU wird der Berliner
Ampel gefährlich, sondern die Schwäche der
FDP.
Für die Liberalen geht ein katastrophales Wahljahr zu Ende. Dem Vorsitzenden Lindner ist es nie gelungen, das Versprechen an seine Wähler einzulösen, Korrektiv für Rot-Grün zu sein. Der grüne Erfolg übrigens sieht größer aus als er ist. Im Plus schlummert auch ein Habeck-Dämpfer. Sagen wir es so: Schwein gehabt.
Drittens: Die demokratische Mitte ist in der Mehrheit
Die große Mehrheit in
Niedersachsen hat die demokratische Mitte gewählt. Doch
Krieg und
Krise werden bedrohlicher, davon profitiert die
AfD. Gegen explodierende Energiepreise und
Inflation braucht es jetzt konkrete Konzepte. Keine Beruhigungspillen in Comic-Sprache. Denn wo soll das hinführen?
So ein Wahlabend im Duktus des "Doppel-Wumms" klänge dann so: FDP am Boden. Krabumm. CDU geknickt. Zack. Grüne weniger stark als gedacht. Boing. AfD. Ohjeminee. Und die Ampel-Perspektive: Bumm, krach, peng. Im Ernst? Bitte nicht. Die Bürgerinnen und Bürger wollen und brauchen Antworten. Der Wahlkampf ist vorbei. Jetzt bitte dringend: zur Sache! Es eilt.