Klimawandel: Tun deutsche Städte genug gegen Hitze?
Anpassung an den Klimawandel:Tun deutsche Städte genug gegen Hitze?
von Larissa Hamann
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Deutschland hat gerade die vierte Hitzewelle des Jahres hinter sich. 2017 sind Empfehlungen für Hitzeaktionspläne an die Städte ergangen. Aber nicht überall passiert genug.
Begrünte Fassaden und Dächer - eine Maßnahme, mit der Städte die Hitze bekämpfen.
Quelle: dpa
Der Asphalt flirrt, zwischen den meterhohen Häusern steht die Luft und im fünften Stock steigen die Temperaturen immer weiter – die Hitze trifft Städte besonders. "Städte kühlen nachts schlechter aus - je größer die Stadt ist und je dichter sie bebaut ist", erklärt Physiker Dr. Christoph Schünemann vom Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung.
Unter der Leitung des Bundesumweltministeriums wurden bereits 2017 Handlungsempfehlungen für Hitzeaktionspläne von Kommunen erstellt. Laut Umweltbundesamt haben einzelne Kommunen damit angefangen, sie umzusetzen, wie viele sei aber unklar, weil die Pläne sehr unterschiedlich seien.
Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe hat 2017 unter Führung des Bundesumweltministerium die "Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit" erstellt.
Köln war 2019 die erste Stadt, die so einen Plan gestartet hat.
Laut Umwelbundesamt bemühen sich unter anderem die Städte Offenbach am Main, Köln, Mannheim, Worms, Ludwigshafen, Erfurt, Dresden und Würzburg solche Pläne zu etablieren. Die Bundesländer Hessen und Brandenburg prüfen demnach Hitzeaktionspläne auf Landesebene.
Laut Umweltbundesamt plant der Bund bis 2024 eine vorsorgende Strategie zur Anpassung an den Klimawandel aufzustellen. Das werde durch ein Klimaanpassungsgesetz begleitet.
Zentrale Koordinierung und interdisziplinäre Zusammenarbeit
Nutzung des Hitzewarnsystems
Information und Kommunikation
Reduzierung von Hitze in Innenräumen
Besondere Beachtung von Risikogruppen
Vorbereitung der Gesundheits- und Sozialsysteme
Langfristige Stadtplanung und Bauwesen
Monitoring und Evaluierung der Maßnahmen
Quelle: Umweltbundesamt, Bundesumweltministerium.
Es sei aktuell keine Kommune bekannt, die einen Hitzeaktionsplan mit allen acht Kernelementen umgesetzt hat, so das Amt. "Erste Städte fangen mit Hitzeaktionsplänen an. Das muss jetzt forciert werden, nicht in zehn Jahren", fordert Meteorologin Dr. Astrid Ziemann von der TU Dresden.
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"Klimaanpassung in den Anfangsphasen"
Bernd Düsterdiek, Beigeordneter für Gemeinde- und Stadtentwicklung beim Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB), hingegen ist der Meinung, dass die Städte auf einem guten Weg sind, "mehr Grün und mehr Blau in die Städte holen. Hitzeinseln reduzieren. Flächenentsiegelung", fasst er zusammen.
Marion Tiemann von Greenpeace findet ebenfalls, dass sich schon etwas getan hat.
Physiker Schünemann sieht das ähnlich: "Das Thema Klimaanpassung ist in ganz Deutschland in den Anfangsphasen." Insbesondere im Osten hätten Städte wie Erfurt oder Dresden das Problem noch nicht so auf dem Schirm wie etwa Freiburg.
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In der Millionenstadt Hamburg gibt es zwar keinen Hitzeaktionsplan, aber eine Stabsstelle für Klimafolgenanpassung. "In der Abwägung der Belange in der Stadtentwicklung und bei der Verteilung der Flächen in der Stadt spielte der Umgang mit Hitze in Hamburg bislang eine untergeordnete Rolle", gibt die Umweltbehörde dort zu. Das müsse sich ändern.
Rasen und Büsche auf Dächern und Fassaden statt Hitze
Dafür gebe es in Hamburg unter anderem als erste Großstadt seit 2014 eine Gründachstrategie mit Fördermöglichkeiten, so die Hamburger Behörde.
Auch in Dortmund, Chemnitz oder Freiburg gibt es Förderungen, wenn Fassaden oder Dächer begrünt werde. In Duisburg wachsen sogar auf einigen ÖPNV-Wartehäuschen Pflanzen.
Begrünte Wartehalle am Angerbogen in Duisburg
Quelle: Duisburger Verkehrsgesellschaft AG (DVG)
Intensive Dachbegrünung mit Büschen oder Gärten sei multifunktional, erklärt Physiker Schünemann.
Auch der lokale Effekt von Fassadenbegrünung könne sehr stark sein. Die Sonne heizt eine Fassade schnell an der Oberfläche auf. Eine begrünte Fassade hat dann vielleicht nur 30 statt 50 Grad, so Schünemann. "Das wird bei Neubauten meist nicht mit bedacht, obwohl es lokal sehr wirksam wäre."
Meteorologin: Wiesen und Bäume für Schatten und Abkühlung
Einen anderen Aspekt bringt Marion Tiemann von Greenpeace ins Spiel: Die Rolle des innerstädtischen Straßenverkehrs.
"Der dunkle Asphalt verursacht besonders einen Hitzeinsel-Effekt. Die Motorwärme verschlimmert das. Die Städte müssen die Fläche endlich neu verteilen: weniger Platz für Autos, mehr für Menschen, Grünflächen und Wasser."
Meteorologin Ziemann kann das bestätigen: "Wir müssen bei der Stadtplanung schauen, dass wir größere Räume zwischen Gebäuden schaffen. An Freiräume denken, an ausgedehnte Wiesen, ein grünes Netz, was es ermöglicht die Wärme gen Himmel abzugeben." Tagsüber könne mit Schattenplätzen die gefühlte Temperatur um rund zehn Grad verringert werden. "Also alte große Bäume, die schon stehen, erhalten. Oder neue Baumpflanzungen planen", erklärt sie.
Umweltschützer und Wissenschaft fordern Verpflichtungen
Es könne laut Ziemann helfen, eine Verpflichtung einzuführen. "Wir haben noch Probleme in mittleren und kleinen Städten. Sie haben noch weniger Ressourcen. Das schaffen sie nicht, wenn die Ressourcen fehlen und es keine Verpflichtung gibt."
Vom Bundesumweltministerium gibt es das Zentrum für Klimaanpassung, um Kommunen zu beraten und zu unterstützen.
Viele Städte in Deutschland tun bereits etwas gegen die Hitze - aber nicht alle. Reicht das angesichts der zahlreichen Hitzewellen? Marion Tiemann von Greenpeace meint: nein. "Der Bund muss den Hitzeaktionsplan verpflichtend machen und Mittel zu Verfügung stellen".
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