Vom Glück der Fernwärme - Flensburg als Heiz-Vorreiter

    Kommunen bei Wärmewende planlos:Vom Glück der Fernwärme

    Diana Zimmermann
    von Diana Zimmermann, Berlin
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    Im Heizungsstreit wird deutlich: Viele Kommunen haben keinen Plan für die Wärmewende. In Flensburg ist das anders. Die Stadt nutzt seit 1969 Fernwärme, Sorgen gibt es dennoch.

    Eine Frau dreht an einem Heizungsthermostat.
    Eine Frau dreht an einem Heizungsthermostat. (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Glückliches Flensburg. In der "Fernwärme-Hauptstadt" der Republik wird seit 1969 zentral geheizt, seitdem nämlich Wolfgang Prinz, der damalige Direktor der Stadtwerke, das System gegen alle Widerstände durchdrückte. Inzwischen sind fast alle 90.000 Flensburger an das Fernwärmenetz angeschlossen, das heute noch mit Kohle und Gas betrieben wird. Dennoch muss man sagen: die Glücklichen.
    Um den Heizungsstreit mussten sie sich hier nicht kümmern. Denn die Sorge, wie in Zukunft klimaneutral geheizt werden kann, liegt allein bei der Kommune. In Flensburg wird das über eine Großwärmepumpe geschehen, die dem Flensburger Fördewasser Energie entzieht und diese in Form von warmem Wasser in die Heizungen der Flensburger spült.

    Viele Kommunen ohne Plan für Transformation bei Wärmeplanung

    In ganz Deutschland sind allerdings bislang nur 14 Prozent der Haushalte, vor allem in industriellen Ballungsgebieten und den Bundesländern im Osten, an ein Fernwärmenetz angeschlossen. Und anders als Flensburg haben die meisten Kommunen noch keinen Plan für die Transformation. Das muss nun aber kommen.
    Vergangene Woche hat Bauministerin Klara Geywitz (SPD) ihren Gesetzentwurf vorgelegt. Er sieht vor, dass Kommunen mit mehr als 10.000 Einwohnern in den nächsten Jahren ihren Energiebedarf ermitteln und einen Plan dazu aufstellen, wie sie diesen bis 2030 zur Hälfte und bis 2045 ganz aus erneuerbaren Energien bestreiten.

    Geywitz will Wärmeplanung schnellstmöglich voranbringen

    Auf die Frage, warum es nicht erst das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und dann das Gebäudeenergiegesetz (GEG) gegeben habe, warum nicht etwa erst geklärt wird, ob und wo die Kommunen es schaffen, ihre Fernwärmenetze wie geplant zu verdoppeln, bevor sich jeder seine eigene Wärmepumpe kauft, antwortete die Ministerin dem ZDF:

    Wir versuchen jetzt, die Wärmeplanung schnellstmöglich auch voranzubringen.

    Klara Geywitz, Bundesbauministerin (SPD)

    Und im Beratungsprozess im Deutschen Bundestag werde "es sicherlich auch noch mal eine Abstimmung der Fristen geben, zwischen dem GEG und dem kommunalen Wärmeplanungsgesetz."

    Kritik aus der Union an Reihenfolge der Gesetze von Habeck und Geywitz

    Doch die Opposition legt den Finger in die Wunde. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Jens Spahn, kritisiert, dass das GEG mit der Brechstange zustande gekommen sei. Er fordert, die kommunale Planung müsse abgeschlossen sein, bevor die Bürger zu Entscheidungen gedrängt würden.

    Habeck und Geywitz machen die falsche Reihenfolge.

    Jens Spahn

    Ob das Gebäudeenergiegesetz noch vor dem Sommer durch den Bundestag geht, wie SPD und Grüne hoffen, ist derweil noch immer nicht sicher. 77 Fragen haben die Liberalen an ihren eigenen Koalitionspartner geschickt. Doch nun regt sich Kritik aus der FDP, auch an der kommunalen Wärmeplanung. Das Gesetz sei "undurchführbar" und ein "Bürokratiemonster", sagt der Abgeordnete Frank Schäffler.

    Habeck sendet versöhnliche Töne zum Heizungsgesetz

    Die Wogen zu glätten, darum war diese Woche Robert Habeck bemüht. Jetzt, da die Veränderungen an seinem Heizungsgesetz schon beim Parlament liegen, sendet der Minister eine versöhnliche Videobotschaft: war alles nicht so dramatisch gemeint.

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    Es müsse alles nicht so schnell gehen. Neubauten, geplant ab 1.1.2024, müssen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien heizen, die anderen nicht. Holz oder Pellets sollen nun doch erlaubt werden, vor allem aber solle die Fernwärme ausgebaut werden und die kommunale mit der privaten Planung besser abgestimmt werden.

    Auch Flensburg vor Herausforderungen bei Wärmewende

    Selbst wenn das Gesetz nächstes Jahr in Kraft treten sollte: Die Sorgen, wie all das umgesetzt werden soll, haben selbst Städte wie Flensburg, die ihrer Zeit voraus sind.
    Eine Großwärmepumpe bauen, die dem Fördewasser Energie entzieht und diese in Wärme verwandelt - Karsten Müller-Janßen hat Respekt vor der Aufgabe. Er arbeitet heute in den Stadtwerken, die vor über 50 Jahren damit begonnen haben, Flensburg zur Fernwärme-Hauptstadt zu machen.
    "Dafür brauchen wir Ressourcen, dafür brauchen wir Personal. Und den Fachkräftemangel merkt man an allen Ecken und Enden", sagt Müller-Janßen. Und dennoch, fern von Heizhämmern und Gesetzesstreitereien: man muss sich die Flensburger als glückliche Menschen vorstellen.

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