Der Brief der Parteimitglieder richtet sich unter anderem an Robert Habeck, Annalena Baerbock, und die Bundestags-Fraktionsvorsitzenden Katharina Dröge und Britta Haßelmann.
Quelle: dpa (Archiv)
Bei den
Grünen gibt es deutliche Kritik an den Plänen für die Reform des EU-Asylrechts - und auch am Kurs des eigenen Spitzenpersonals in der Debatte.
ZDFheute liegt ein Brief von rund 730 Grünen-Mitgliedern an führende Politiker der Partei vor. Darin heißt es: "Auch wenn die Verhandlungssituation in Brüssel sicherlich schwierig ist und wir sicher sind, dass ihr für die Umsetzung des Koalitionsvertrags kämpft, so ist es doch schwer nachvollziehbar, warum die deutsche Verhandlungsposition nicht annähernd den Inhalten des Koalitionsvertrags entspricht."
Verfasser des Briefes "erschüttert"
Berichte über die Prioritäten der
Bundesregierung hätten sie "erschüttert", heißt es weiter im Schreiben der Mitglieder: "Die Ausweitung sicherer Drittstaaten, schlechterer Rechtsschutz, verpflichtende Grenzverfahren in Haftlagern und eine massive Verschärfung des gescheiterten Dublin-Systems sind nur einige der Rechtsverschärfungen, die in der vorgeschlagenen Reform des Asylsystems angelegt sind."
Der Brief wurde an Außenministerin
Annalena Baerbock, Wirtschaftsminister
Robert Habeck, Familienministerin
Lisa Paus sowie die Parteivorsitzenden und die Vorsitzenden der Bundestagsfraktion geschickt.
EU-Beratungen zu Asylrecht
Die EU-Innenminister beraten am Donnerstag in Luxemburg über die seit Jahren strittige
Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems. Es geht unter anderem um die Frage, ob es Vorprüfungen von Asylanträgen schon an den EU-Außengrenzen geben soll. Die Bundesregierung hat sich dafür offen gezeigt, will aber durchsetzen, dass Minderjährige unter 18 und Familien mit Kindern diese Verfahren nicht durchlaufen müssen.
Prominente Grüne unterzeichnen Brief
Die Absender des Briefs fordern die Grünen in Regierung, Bundestag und an der Parteispitze zu mehr Selbstbewusstsein in der Asyldebatte auf. "Wir erwarten nicht, dass sich die schwierige Lage in der europäischen Asylpolitik von heute auf morgen ändert. Aber wir erwarten, dass ihr gemeinsam mit viel Rückenwind aus der Partei, Zivilgesellschaft und der Wissenschaft dazu beitragt, dass Populismus nicht in Gesetzesform gegossen wird und wir die Hegemonie in der Debatte zurückgewinnen", heißt es weiter.
Unter den Unterzeichnern sind unter anderen die Hamburger Justizsenatorin Anna Gallina, die Fraktionsvorsitzende im thüringischen Landtag, Astrid Rothe-Beinlich, und Grüne-Jugend-Co-Chef Timon Dzienus.
Nach der Graichen-Affäre und der Bremer Wahlschlappe wird die Kritik an den Grünen aus den eigenen Reihen lauter. Die Sorge: Habecks Ministerium könnte die Energiewende gefährden.31.05.2023 | 9:41 min
Quelle: dpa, AFP