Statistik: Offiziell wird in Deutschland weniger vererbt

    Statistisches Bundesamt:Offiziell wird in Deutschland weniger vererbt

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    In Deutschland wurde im vergangenen Jahr deutlich weniger steuerpflichtig vererbt und verschenkt. Gleichzeitig liegen die wirklich vererbten Summen wohl deutlich höher.

    Ein Bescheid über die Erbschaftssteuer liegt am 04.05.2015 in Huglfing (Bayern), auf einem Schreibtisch.
    Durch Erbschaften und Vermächtnisse wurde 2022 ein Vermögen von 59,7 Milliarden Euro übertragen.
    Quelle: 15-1809638

    Nach dem Spitzenwert 2021 wird weniger Vermögen in Deutschland vererbt oder verschenkt. Im Jahr 2022 haben die Finanzverwaltungen in Deutschland Vermögensübertragungen durch Erbschaften und Schenkungen in Höhe von 101,4 Milliarden Euro veranlagt.
    Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden weiter mitteilte, sank das steuerlich berücksichtigte geerbte und geschenkte Vermögen damit um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr, in dem der höchste Wert seit 2009 erreicht worden war.

    Tweet des Statistischen Bundesamts

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    DIW: Hohe Dunkelziffer

    Das Niveau bleibt aber DIW-Präsident Marcel Fratzscher zufolge trotz des Rückgangs hoch. Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sagte der Nachrichtenagentur Reuters:

    Die Dunkelziffer bei Erbschaften und Schenkungen ist groß.

    Marcel Fratzscher, DIW-Chef

    Die wirklichen Summen dürften deutlich höher liegen. "Kaum ein Land besteuert Arbeit so stark und Vermögen so gering wie Deutschland", fügte Fratzscher hinzu.

    Weniger verschenktes Betriebsvermögen

    Das geschenkte Vermögen sank im Vergleich zum Vorjahr um 23,6 Prozent auf 41,7 Milliarden Euro. Für den Rückgang war vor allem das verschenkte Betriebsvermögen ausschlaggebend. Dieses halbierte sich 2022 im Vergleich zum Vorjahr (minus 53,7 Prozent) und sank auf 12,4 Milliarden Euro, nachdem es sich im Vorjahr mehr als verdoppelt hatte.
    Das dürfte "auch auf die wirtschaftliche Krise und hohe Unsicherheit im vergangenen Jahr zurückzuführen sein", sagte DIW-Chef Fratzscher.

    Krisen sind ein schlechter Zeitpunkt, um einen Wechsel in der Leitung und im Eigentum von Unternehmen durchzuführen.

    Marcel Fratzscher, DIW-Chef

    Die Erbschaftsteuer wird auf den Nachlass eines Verstorbenen erhoben. Je nachdem, wie die Erben mit dem Verstorbenen verwandt waren, gelten unterschiedlich hohe Freibeträge:

    • für einen Ehepartner etwa 500.000 Euro
    • für ein Kind 400.000 Euro

    Wer von seinem Partner ein Haus oder eine Wohnung erbt und darin anschließend wohnt, zahlt in der Regel unabhängig vom Wert keine Erbschaftsteuer; für Kinder gilt dies bis zu einer Wohnfläche von 200 Quadratmetern.

    Ansonsten greifen unterschiedlich hohe Steuersätze bis maximal 50 Prozent. Die gleichen Regeln gelten jeweils für Schenkungen, also die Weitergabe von Vermögenswerten zu Lebzeiten. Erbschaft- und Schenkungsteuer stehen komplett den Bundesländern zu.

    Quelle: dpa

    Durch Erbschaften und Vermächtnisse wurde 2022 Vermögen von 59,7 Milliarden Euro übertragen. Nachdem das geerbte Vermögen vier Jahre in Folge gestiegen war, sank es 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 5,8 Prozent.
    Die Erbschaft- und Schenkungsteuer wurde im Jahr 2022 auf 11,4 Milliarden Euro festgesetzt (plus 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und stieg damit zum fünften Mal in Folge.
    Steuern auf Erbschaften erstmals seit Jahren gesunken
    Nach Anwendung der Steuersätze, die je nach Verwandtschaftsverhältnis und Höhe des steuerpflichtigen Erwerbs unterschiedlich ausfallen, wurde von den Finanzverwaltungen im Jahr 2022 Erbschaftsteuer in Höhe von 8,1 Milliarden Euro (minus 9,9 Prozent) festgesetzt.
    Damit ist die Erbschaftsteuer nach jahrelangem Anstieg erstmals im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Die festgesetzte Schenkungsteuer erhöhte sich erneut im Jahr 2022 auf 3,3 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anstieg von 56,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

    DIW-Chef: Ausnahmen abschaffen

    "Dass der deutsche Staat nur knapp zehn Prozent aller registrierten Erbschaften und Schenkungen an Steuern einnimmt zeigt, wie großzügig die Ausnahmen vor allem für große Unternehmensübertragungen in Deutschland sind", kritisierte Fratzscher.

    Über 60 Prozent aller Vermögen in Deutschland wurden durch Schenkung und Erbschaft erzielt, nicht durch die eigene Hände Arbeit.

    Marcel Fratzscher, DIW-Chef

    Wenn Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) es ernst meine mit einem fairen Steuersystem, dann sollte er die vielen Ausnahmen bei Schenkungen und Erbschaften vor allem bei großen Unternehmen abschaffen.

    Viele Erbschaften und Schenkungen unter Freibeträgen

    Wie viel insgesamt vererbt wurde, können die Statistiker nicht genau sagen: Die meisten Erbschaften und Schenkungen liegen unterhalb der hohen Freibeträge und tauchen in den Zahlen der Finanzverwaltungen daher gar nicht erst auf.
    Quelle: KNA, dpa, Reuters

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